Presseberichte

Turnierberichte von Stefan Winkler

Aktuelle Turnierberichte

 

Im Dezember und Januar war ich mal wieder auf großer Schachtour. Drei Turniere waren angesagt. Hier sind die Berichte:

 

Deutsche Amateurmeisterschaft 2003/04 Ramada Treff Cup 53 in Aalen vom 19.-21.12.2003:

 

Ursprünglich war die Deutsche Amateurmeisterschaft als einmalige Veranstaltung zum 125-jährigen Jubiläum des Deutschen Schachbundes im Jahr 2002 gedacht. Wegen des erstaunlichen Erfolgs wurde dieses Turnier nun aber zum 3. Mal durchgeführt und scheint zur Dauerveranstaltung zu werden. Es finden bundesweit 5 Vorrundenturniere in 5 verschiedenen Spielstärkegruppen statt, und je 5 Teilnehmer qualifizieren sich für das Finale, das in diesem Jahr vom 29.04. bis 01.05.04 in Wiesbaden ausgetragen werden wird. Man kann dabei an mehreren Vorrundenturnieren teilnehmen.

 

Nicht zuletzt wegen der sehr professionellen Turnierleitung gab es heuer nochmals eine Steigerung der Teilnehmerzahl. Insgesamt 215 Schächer fanden den Weg in das Hotel des Hauptsponsors. Ein weiterer Grund für den Erfolg dieses Turniers ist das attraktive und arbeitnehmerfreundliche Format mit 5 Runden an einem Wochenende.

 

Und mein Abschneiden? Immerhin brachte ich das Turnier zu Ende, d.h., ich musste nicht wie im Vorjahr aus gesundheitlichen Gründen abbrechen. Hmmm – wie soll ich sagen – meine Leistung war grauenhaft! In der 5. Runde ging es darum, ob ich Letzter werde oder nicht! Dabei spielte ich gegen einen Schachfreund aus Viernheim, gegen den ich beim letztjährigen Neckar Open in Deizisau eine Gewinnstellung zum Verlust verdorben hatte. Eine Rechnung war also zu begleichen, was zum Glück in einer zwar fehlerhaften, aber heißen Kampfpartie gelang. Die mageren 1,5/5 (35. Platz) haben meine DWZ trotzdem um 33 Punkte verschlechtert.

 

Hier die weiteren Vorrundentermine: 09.-11.01.04 in Hamburg-Bergedorf, 20.-22.02.04 in Kassel-Wilhelmshöhe, 19.-21.03.04 in Magdeburg. Alle weiteren Infos können unter http://www.5hoch3-cup.de/ abgefragt werden.

 

 

20. Open in Böblingen vom 26.-30.12.2003:

Nach 2001 war dies mein 2. Start bei diesem stark besetzten Open über 9 Runden mit 271 Teilnehmern, darunter 6 GM, 6 IM, 1 WGM.

 

Hier die Startrangliste der TOP 10:

 

Titel

Name

Vorname

ELO

Verein/Land

GM

Baklan

Vladimir

2600

USC Magdeburg/Ukr.

GM

Luther

Thomas

2580

BW Neukloster

GM

Korneev

Oleg

2556

SV Mühlheim-Nord

GM

Ovsejewitsch

Sergej

2511

Ukraine

IM

Meijers

Viesturs

2499

Nickelhütte Aue/Lettl.

GM

Farago

Ivan

2485

SF Deizisau

GM

Zaitsev

Michail

2467

Turm Bergheim

IM

Drabke

Lorenz

2449

Krefeld

 

Siebrecht

Sebastian

2435

SF Katernberg

IM

Hoffmann

Michael

2430

Aljechin Solingen

 

GM Vladimir Baklan ist Mitglied des ukrainischen Mannschaftsweltmeisterteams von 2001!

 

Obwohl der einstige Turnierinitiator längst nach Thailand ausgewandert ist (die Damen dort sind eben doch beweglicher!), hat das Turnier überlebt. Mehr noch, es ist aus dem Open-Turnierkalender nicht mehr weg zu denken. Der Verein SC HP Böblingen finanziert damit seine Mannschaft in der 2. Bundesliga. So sorgt der Verein im Novotel für die Verpflegung der kompletten Teilnehmerschaft, da das Hotelrestaurant wegen Personalmangel um diese Zeit geschlossen ist. Außerdem nennt der Verein das gesamte Spielmaterial, das für ein Open mit 300 Teilnehmern nötig ist, sein Eigen! Wäre das nicht auch eine Idee für uns? Aber wir können ja nicht einmal alle Vorstandsämter besetzen…

 

Positiv ist weiter zu vermerken, dass es Geldpreise bis zum 20. Platz gibt plus die üblichen Sonderpreise für Damen, Senioren und Jugend. Die Amateure müssen sich also nicht ausschließlich als Finanziers der Titelträger betrachten. Es herrscht striktes Handyverbot, mittlerweile zum Glück üblich. Und wenn das Ding auch nur im Rucksack vibriert, und der Schiedsrichter merkt’s: der Punkt ist weg!

 

Nach 5 Runden musste ich leider Gottes aus dem Turnier aussteigen, wieder wegen erheblicher gesundheitlicher Schwierigkeiten. Ein fürchterlicher Brechdurchfall hatte mich niedergestreckt, der die Turnierfortsetzung unmöglich machte. Dabei war mein Schachhunger nicht mal annähernd gestillt! Sehr ärgerlich das Ganze! Anscheinend ist das nicht mein Pflaster, denn vor 2 Jahren kam ich auch nur auf 7 Runden statt auf 9. Zwei meiner Gegner traten einfach unentschuldigt nicht an. Im kommenden Dezember möchte ich den dritten Anlauf wagen und hoffe, dann endlich mal über die volle Distanz von 9 Runden gehen zu können, denn das Turnier ist in der Tat uneingeschränkt zu empfehlen.

 

Es gewann ELO Favorit Vladimir Baklan mit 8 Punkten vor dem Sieger von 2000, Thomas Luther sowie Lorenz Drabke je 7,5.

 

Siegerliste:

 

Jahr

Name

Vorname

Land

1984

Lau

Ralf

Deutschland

1985

Novoselski

Zoran

Serbien-Montenegro

1986

Stangl

Markus

Deutschland

1987

Barbero

Gerardo

Argentinien

1988

Komljenovic

Davorin

Kroatien

1989

Gauglitz

Gernot

Deutschland

1990

Jansa

Vlastimil

Tschechien

1991

Charlow

Andrej

Russland

1992

Kuporosow

Viktor

Russland

1993

Bischoff

Klaus

Deutschland

1994

Ruzele

Darius

Litauen

1995

Arbakow

Walentin

Russland

1996

Mowszizian

Karen

Armenien

1997

Dgebuadse

Alexandre

Georgien

1998

Ruzele

Darius

Litauen

1999

Duppel

Matthias

Deutschland

2000

Luther

Thomas

Deutschland

2001

Schenk

Andreas

Deutschland

2003

Buhmann

Rainer

Deutschland

2004

Baklan

Vladimir

Ukraine

 

Weitere Infos unter www.sc-hpboeblingen.de

 

 

Kreiseinzelmeisterschaften des Schachkreises Zugspitze in Olching vom 03.-06.01.2004:

 

Anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Schachfreundschaft Olching fand die Kreismeisterschaft heuer „in der größten Gemeinde Bayerns mit 24000 Einwohnern“ statt, wie der 1. Bürgermeister bei der Begrüßung vermerkte. Die Veranstaltung wurde in der so genannten „Kulturwerkstätte am Mühlbach“ durchgeführt, einem Neubau, der für die Bedürfnisse von uns Schächern wie geschaffen war. Helle große Räume mit genügend Platz für alle 172 Teilnehmer in insgesamt 9 Wertungsklassen. Die Schachfreunde aus Olching haben in Sachen Vorbereitung und Durchführung Vorbildliches geleistet! Aufgewertet wurde die Veranstaltung durch den Bücherstand von Bernhard Jehle, der auch das komplette Spielmaterial stellte. Die Zeiten, als die Vereine Figurensätze und Uhren dritter Wahl mitbrachten, sind Gott sei Dank vorbei. „Turnier 1“ nach der Ära Halba konnte besser nicht laufen. Franz Geßl/Weilheim (für die Erwachsenenturniere) sowie Florian Mayr aus unserem Club (für die Jugend) hatten die Turnierleitung übernommen, und bis auf einige Holprigkeiten vor der ersten Runde haben sie alles souverän gemeistert.

 

Aus Starnberg nahmen diesmal neben mir sogar zwei weitere Spieler teil, eine im Vergleich zu den Vorjahren fast sensationell zu nennende Zahl! Einige unserer Mitglieder üben sich eben lieber in der hohen Kunst der Intrige, statt sich mit dem Schachspiel zu beschäftigen! Für einen Verein wie Starnberg ist es ein Armutszeugnis, wenn, wie schon geschehen, kein einziges oder nur ein Mitglied an der Meisterschaft des Kreises teilnimmt. Peter Rodinger im Hauptturnier (4 Punkte, 19. Platz) sowie Moritz Scheidl bei der Jugend U 16 (2,5 Punkte, 8. Platz) waren meine Mitstreiter.

 

Ich selbst trat in der Meisterklasse II an und war dort an 13. Stelle gesetzt. Der Start gegen Stephan Lante aus Gauting war recht holprig. Schließlich konnte ich aber doch den vollen Punkt einfahren. In Runde 2 habe ich den Orang Utan von Schachfreund Kreutner aus FFB ziemlich zerzaust, und da dieser die Angewohnheit hat, immer bis zum Matt weiter zu spielen, hatte ich das Vergnügen, mit 2 Damen plus Turm auf seinen armen König los zu gehen! Meine eigentlich beste Partie bis zur Gewinnstellung habe ich gegen Volkmar Hecht, einen der Söhne von GM Hans-Joachim Hecht, gespielt. Leider habe ich dann verkehrt abgewickelt und ihn später im Turmendspiel noch mal ausgelassen, so dass er in den Remishafen entschlüpfen konnte. Nachmittags war Max Anfang aus Neuaubing mein Opfer, der sich in der Eröffnung nicht auskannte.

 

Der Zwischenstand lautete also 3,5 aus 4, ein Resultat, das mich selber am meisten überraschte. Tags darauf spielte ich erstmals an Brett 1 und zwar gegen Roland Brandl aus Geretsried. Auch er hatte Schwierigkeiten in der Eröffnung (Spanisch) und übersah einen taktischen Einschlag. Positive Randerscheinung: Voller Punkt bei maximaler Kräfteschonung! Nachmittags hielt ich mit Schwarz meinen halben Punkt Vorsprung gegen Schachfreund Stefan Glas aus Windach.

 

Vor der letzten Runde hatte ich ihm gegenüber einen halben Zähler und gegenüber der „Meute“ einen ganzen Punkt Vorsprung (5 aus 6). Mein gut bekannter Gegner der Schlussrunde, Sebastian Finsterwalder aus Gauting, brauchte unbedingt den vollen Punkt, da er der „Vierpunkter“ mit der niedrigsten Wertung war und ihm somit ein remis nicht genügte, um in die M I aufzusteigen.

 

Nun ist es so, dass ich nicht jeden Tag in der Situation bin, vor der Schlussrunde eines Turniers in Führung zu liegen. Ich konnte nur schwer damit umgehen und war hypernervös, obwohl es eigentlich keinen Grund dafür gab. Ich hatte Weiß und war gut drauf, und ein remis sollte doch drin sein. Doch ich spielte die mit Abstand schlechteste Partie des Turniers mit einem miesen Zug nach dem anderen. Vor allem mit meinen Läufern stand ich auf Kriegsfuß. Eine dieser schrägen Gestalten habe ich dann geschickt auf e5 ersatzlos entsorgt! Von den 2 Minusbauern spreche ich schon gar nicht mehr…

 

Ich sah meine Felle schon davon schwimmen, aber riss mich noch mal zusammen und suchte nach Schwindelchancen, indem ich alle meine restlichen Figuren zum Königsangriff versammelte. Und siehe da – mein Kampfgeist wurde belohnt, nachdem Sebastian die korrekten Verteidigungszüge nicht gefunden hatte. Ich konnte ihn (im 2. Anlauf) glücklich matt setzen, den sechsten Punkt einfahren und die Meisterklasse II mit einem Punkt Vorsprung für mich entscheiden! Nebenbei habe ich noch meine abgestürzte DWZ sanieren können.

 

Im Nachhinein stellte sich heraus, dass ich selbst mit einer Niederlage das Turnier gewonnen hätte, aber das konnte ich natürlich nicht wissen, als ich noch am Brett saß. So wurde nach 1990 (!) endlich mal wieder ein Starnberger Sieger eines Turniers auf Kreisebene. Damals in Starnberg siegten Thomas Lochte bei der M I und Peter Rodinger im Hauptturnier. Aber wie sollen sich auch Starnberger in die Siegerlisten eintragen, wenn fast nie welche mitspielen? Es bleibt zu hoffen, dass wir uns diese Zeilen mal zu Herzen nehmen und unsere schachlichen Aktivitäten erhöhen. Es ist nie zu spät! Wer wird mich bei meinem nächstjährigen Auftritt in der Meisterklasse I begleiten? Anmeldungen werden schon jetzt freudig entgegen genommen. Alles weitere über die KEM 2004 gibt’s auf unserer Homepage „gleich um die Ecke“.

 

(Stefan Winkler, nach 17 Runden in den letzten 2 ½ Wochen immer noch nicht schachmüde).