Ein Verein auf Wanderschaft
Inhalt
Mehr als zehn Jahre war der Gasthof „Staltacher Hof“ (der später zum „Gasthaus an der Au“ umbenannt wurde) die Heimstätte des SK Starnberg. Die vielen Schachveranstaltungen, die noch in der Jubiläumssaison 1969/70 in der Gaststätte stattfanden, hätten kaum darauf schließen lassen, dass es im April 1971 zum Bruch mit dem damaligen Wirt kam. Der Grund war derselbe wie beim Abschied des Klubs aus dem „Bayerischen Hof“ ein halbes Jahrhundert zuvor (siehe Kapitel 1) – die Denksportler konsumierten zu wenig. Glücklicherweise fand der Verein bereits wenig später im „Gasthaus zur Schiessstätte“ eine neue Bleibe. Doch lange sesshaft blieben die Schachspieler auch hier nicht. Die Suche nach einem Spiellokal sollte ein ständiger Begleiter des SK Starnberg in den 70er-Jahren werden.
War zwischen 1971 und 1973 die bevorzugte Spielstätte der Erwachsenenabteilung des Starnberger Schachklubs: das „Gasthaus zur Schiessstätte“ (Bildquelle: www.tripadvisor.com).
Eine abgebrochene Jugend-Stadtmeisterschaft & ein halbes Jahr Zwangspause für die Nachwuchsabteilung
Vermutlich am stärksten betroffen von dem Rauswurf aus dem „Staltacher Hof“ war die Nachwuchsabteilung des Vereins. Noch am 21.04.1971 war in der Gaststätte die Jugend-Stadtmeisterschaft mit 30 Teilnehmern gestartet – eine Rekordbeteiligung! Doch die Fortführung des Turniers geriet zum Fiasko. Nachdem die Jugendlichen Ende April wie die übrigen SKS-Mitglieder ins „Gasthaus zur Schiessstätte“ umzogen und dort ihren Wettbewerb fortsetzten, war für sie wenige Wochen später auch dort Feierabend. Am 04.06.1971 untersagten ihnen die Betreiber des Wirthauses weiter dort zu spielen. Die Hintergründe dieses Eklats sind unklar – zumal das Spielverbot lediglich für den Starnberger Schachnachwuchs galt, nicht für die Senioren des Vereins.
Die Folgen des fehlenden Spiellokals waren für die jungen Talente dramatisch: nicht nur musste die Jugend-Stadtmeisterschaft abgebrochen werden, die komplette Nachwuchsarbeit kam zu Erliegen. Es dauerte rund sechs Monate, bis erneut ein Jugendtraining angeboten und Turniere gespielt werden konnten. Beides fand schließlich in einem Jugendraum in der alten Starnberger Oberschule (Bahnhofstr. 14) statt. Die Stadt Starnberg hatte die Lokalität dem SK Starnberg für seine Nachwuchsarbeit überlassen – unter einer Bedingung: die jungen Schachtalente sollten den Raum selbst renovieren und einrichten. Gesagt, getan! Jugendleiter Reinhard Popp schaffte passende Tische und Stühle an, die Stadt übernahm die Rechnung. Im Dezember 1971 war es so weit, es gab endlich wieder ein Starnberger Nachwuchstraining.
Das erste Turnier nach dem Bezug des neuen Spiellokals war auch klar – die Jugend-Stadtmeisterschaft 1971/72! Sie fand von 15.12.1971 bis 16.02.1972 mit 28 Teilnehmern statt. Damit war die Beteiligung fast so hoch wie bei dem abgebrochenen Wettbewerb. In der Spielklasse der Unter-14-Jährigen setzte sich Peter Wendland durch – Bruder des Jugend-Bezirksmeisters von 1969, Klaus Wendland. Er gewann mit dem perfekten Ergebnis von sieben Punkten aus sieben Partien. Das Turnier der älteren Jugendlichen entschied der 16-jährige Thomas Fischer mit 4,5 Punkten aus fünf Partien für sich. Mit Platz 5 musste sich hier der ebenfalls sehr talentierte Martin Fuchs (3,0 Punkte) zufriedengeben. Kurioserweise gelang ihm einige Wochen später bei der Stadtmeisterschaft der Senioren ein besseres Ergebnis.
Bei der Jugend-Stadtmeisterschaft 1971/72 war die Resonanz mit 28 Teilnehmern fast so hoch wie beim zuvor abgebrochenen Turnier. Besonders beeindruckend: der Sieg von Peter Wendland bei den Unter-14-Jährigen mit sieben Punkten aus sieben Partien (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
Kandidatenturnier für Jugend-Bezirksmeisterschaft, aber Mitglied in spe Clemens von Schmädel übertrumpft alle
Sofern der Verlust ihrer Spielmöglichkeit im „Staltacher Hof“ für die SKS-Talente etwas Gutes hatte, dann war es wohl der Umstand, dass die Jugendlichen bis zu ihrem Rauswurf mehrere Wettbewerbe der Saison 1970/71 bereits beendet hatten. Dazu zählte erstmals auch ein Kandidatenturnier für die Jugend-Bezirksmeisterschaft. Da dieser Wettbewerb auf 24 Teilnehmer limitiert war, konnte jeder Klub im Schachbezirk Zugspitze nur eine begrenzte Zahl an Jugendlichen entsenden. Für den SK Starnberg waren fünf Startplätze reserviert. Da jedoch deutlich mehr Vereinstalente teilnehmen wollten, entschloss sich Jugendleiter Reinhard Popp die Startplätze in einem Kandidatenturnier ausspielen zu lassen.
So fand von 26.02-02.04.1971 ein Rundenturnier mit acht jungen Denksportlern statt. Überlegener Sieger wurde der 15-jährige Thomas Fischer, der alle Partien gewann. Da der gebürtige Berliner als Favorit in den Wettbewerb gegangen war, hatte Popp als Ansporn für die weiteren Teilnehmer festgelegt, dass jeder Sieg gegen Fischer mit zwei Punkten und jedes Remis mit einem vollen Zähler belohnt werden sollte. Wegen Fischers Durchmarsch blieb es indes bei dem Versprechen. Auf den Plätzen 2-4 landeten Martin Fuchs (5,5 Punkte), Carsten Münster (4,5) und Hans-Joachim Rüstow (4,0). Auch sie durften bei der Bezirksmeisterschaft starten. Der fünfte Startplatz ging an Michael Kazmaier. Der 13-Jährige hatte in den Spielzeiten 1969/70 und 1970/71 jeweils die Klubmeisterschaft der Unter-14-Jährigen für sich entschieden.
Für die Jugend-Bezirksmeisterschaft 1971 mussten sich die Starnberger Teilnehmer erstmals qualifizieren. Letztlich durften die ersten vier Spieler des Kandidatenturniers sowie der Klubmeister 1970/71 in der Jugendlichen-Klasse, Michael Kazmaier, starten (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
Drei der fünf Starnberger Teilnehmer bei der Jugend-Bezirksmeisterschaft 1971 in Neuaubing (von links nach rechts): Thomas Fischer, Hans-Joachim Rüstow und Michael Kazmaier (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
Trotz des intensiven Auswahlprozesses konnten die Starnberger Vertreter bei der Jugend-Bezirksmeisterschaft von 06.-10.04.1971 in Neuaubing nicht an die Erfolge ihrer Vorgänger in den 60er-Jahren (siehe Kapitel 4) anknüpfen. Kandidatenturnier-Sieger Thomas Fischer landete als bester Seestädter mit 3,5 Punkten aus sieben Partien auf Platz 5. Die übrigen Starnberger Teilnehmer zierten auf den Rängen 13-16 das Tabellenende. Gleich doppelt Grund zum Feiern hatte dagegen der Olchinger Clemens von Schmädel. Er wurde mit 5,5 Punkten zusammen mit dem punkt- und wertungsgleichen Neuaubinger Spieler Jäckel zum Turniersieger erklärt. Gleichzeitig wurde er am Schlussrundentag 19 Jahre alt! Von Schmädel sollte sich in den 90er-Jahren den Starnberger Schachspielern anschließen und dreimal Jahresblitzmeister werden (siehe Kapitel 7).
Die Jugend-Bezirkseinzelmeisterschaft 1971 war für die Starnberger Vertreter kein großer Erfolg – im Gegensatz zu Turniersieger Clemens von Schmädel (im Vordergrund). Der damalige Olchinger feierte zudem am Schlussrundentag seinen 19. Geburtstag (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
In den folgenden Jahren wurden die Starnberger Teilnehmer für die Jugend-Bezirksmeisterschaft nicht mehr per Kandidatenturnier ermittelt. Gleichwohl fand im Jahr 1972, als der Klub nur drei Spieler stellen durfte, ein Stichkampf zwischen dem 19-jährigen Hans-Joachim Rüstow und Michael Kazmaier (14) statt. Rüstow gewann mit 2:0 und durfte zusammen mit Martin Fuchs (16) und Thomas Morsbach (15) – dem Zwillingsbruder von Petra Morsbach – starten. Keinem von ihnen glückte jedoch eine vordere Platzierung bei dem Wettbewerb.
Teile und herrsche – Spitzenspieler Wildt, Dr. Thümmler und Popp triumphieren bei Vereinsturnieren
Im Gegensatz zur Jugendabteilung konnten die SKS-Senioren ihre Wettbewerbe der Saison 1970/71 ohne größere Unterbrechungen zu Ende spielen. Beim Klubturnier, der Stadtmeisterschaft und dem Biberthaler- und Wanderpokal-Turnier zeigte sich dabei ein erstaunliches Phänomen. Die drei Topspieler des Vereins – Volker Wildt, Dr. Manfred Thümmler und Reinhard Popp – schienen sich das vom italienischen Philosophen Niccolo Machiavelli geprägte Motto „Divide et impera“ („Teile und herrsche“) zu Eigen gemacht zu haben. Denn jeder von ihnen gewann genau einen Wettbewerb. Besonders Wildt und Dr. Thümmler schienen sich aus dem Weg zu gehen. Das Duo, das auch an den ersten beiden Brettern der Starnberger Herrenmannschaft spielte, trat nur bei jeweils einem Turnier an. Popp hingegen spielte bei allen Klubwettkämpfen und setzte mit dem Sieg beim Biberthaler- und Wanderpokal-Turnier das erste Ausrufezeichen der Saison.
Der SKS-Jugendleiter hatte den Wettbewerb bereits im Jahr zuvor für sich entschieden. Damit musste er das Turnier lediglich zwei weitere Male gewinnen, um den Biberhaler-Pokal endgültig behalten zu dürfen. Darauf sollte er aber mehrere Jahre warten müssen. Bei der Auflage vom 16.10-06.11.1970 war Popp indes eine Klasse für sich. In dem vierrundigen K.o.-Wettbewerb gab er lediglich in seiner Zweitrunden-Begegnung gegen Gerald Gessner ein Remis ab, bei den restlichen Partien triumphierte der 25-jährige Student. Den Vizerang sicherte sich Dietmar Prokle, Karl-Heinz Winkler kam auf Platz 3.
Erfolgreiche Titelverteidigung: wie im Vorjahr triumphierte Reinhard Popp auch im Herbst 1970 beim Biberthaler- und Wanderpokal-Turnier. Auf seinen nächsten Erfolg bei dem Wettbewerb musste der Starnberger Jugendleiter aber bis zum Jahr 1977 warten (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Ähnlich souverän wie Reinhard Popp beim Biberthaler- und Wanderpokal-Turnier trat Dr. Manfred Thümmler bei der folgenden Klubmeisterschaft auf. Im Meisterturnier erzielte er ohne Niederlage sieben Punkte aus acht Begegnungen. Damit lag er 1,5 Punkte vor den nächstplatzierten Irmgard Karner, Robert Fischer und Friedrich Bourquin (alle 5,5). Für den 33-jährigen Dr. Thümmler war es der erste Klubmeistertitel.
Ist der Wildt nicht im Haus, tanzt der Dr. Thümmler: nachdem Volker Wildt die drei vorherigen Meisterturniere der Klubmeisterschaft gewonnen hatte, dominierte sein Kollege aus der 1. Mannschaft den Wettbewerb in der Saison 1970/71 (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Bei der Stadtmeisterschaft griff schließlich auch Starnbergs bester Spieler Volker Wildt ins Turniergeschehen ein. Ähnlich wie Popp und Dr. Thümmler bei den vorherigen Klubwettbewerben agierte auch Wildt bei der Stadtmeisterschaft sehr souverän. In sechs Runden gab er nur gegen den zweitplatzierten Popp ein Remis ab, die übrigen Partien gewann er. Die Leistung von Popp (5,0 Punkte) war seinerseits kaum weniger überzeugend. Allerdings musste er nach einem weiteren Remis gegen den drittplatzierten Friedrich Bourquin (4,0) seine Titelhoffnungen begraben. So war es schließlich dem 33-jährigen Wildt vorbehalten, der erste Spieler in der Geschichte der Stadtmeisterschaft zu werden, der den Wettbewerb zum zweiten Mal für sich entschied.
Ein Minusrekord musste jedoch bei der Teilnehmerzahl des Wettbewerbs verzeichnet werden. Nachdem sich in den 60er-Jahren immer mindestens 20 Denksportler – in den beiden ersten Turnierauflagen es sogar je 32 Akteure – beteiligten hatten, starteten im Jahr 1971 gerade noch 14 Spieler. Das geringe Interesse an der Stadtmeisterschaft sollte über die kompletten 70er-Jahre anhalten. Erst im Jahr 1981 meldeten sich erneut 20 Akteure für den Wettbewerb an (siehe Kapitel 6).
Minusrekord bei der Teilnehmerzahl, aber ein außergewöhnlicher Titelgewinn: mit Volker Wildt gewann im Jahr 1971 erstmals ein Spieler zum zweiten Mal die Starnberger Stadtmeisterschaft (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Erneut Starnberger Dominanz im Dähne-Pokal und ein Traumfinale auf Bezirksebene
Während sie sich bei dem Starnberger Klubturnieren aus dem Weg gingen, trafen Volker Wildt und Dr. Manfred Thümmler schließlich im Dähne-Pokalturnier aufeinander – wenn auch erst im Finale auf Bezirksebene. Der Wettbewerb war wie in den Vorjahren auch in der Spielzeit 1970/71 fest in Starnberger Hand. Die Seestädter stellten im Bezirk Zugspitze nicht nur die beiden Finalisten, sondern mit Wildt, Vorjahressieger Dr. Thümmler und Robert Fischer auch drei der vier Halbfinalisten. Das mit Spannung erwartete Endspiel zwischen den beiden besten Starnberger Spielern entschied Wildt für sich. Der Architekt gewann damit die Bezirksausscheidung des Wettbewerbs zum siebten Mal – ein einsamer Rekord!
Mit vier Siegen und einem Remis zum siebten Titelgewinn: Volker Wildt zeigte auch in der Saison 1970/71, warum er der unangefochtene Rekordsieger des Dähne-Pokalturniers auf Bezirksebene war (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Auf Verbandsebene endete Wildts Siegesserie dann aber bereits in der 1. Runde. Gegen den Freisinger Spieler Rohr verlor der Starnberger Stadtmeister nach einem Remis in der Partie mit klassischer Bedenkzeit den Blitzentscheid mit 1:2. Er schied damit aus.
Weibliche Dominanz im Eröffnungs-Multitasking – Karner gewinnt erstes Starnberger Thema-Schnellturnier
Nachdem die Starnberger Schachspieler in der Spielzeit 1970/71 bereits logistisch einige Umstellungen gemeistert hatten, kam es von 18.06-16.07.1971 auch im Vereinsturnierkalender zu einer Neuerung. Auf Anregung von Spielleiter Friedrich Bourquin fand erstmals in der Klubhistorie ein Eröffnungs-Thementurnier statt. An fünf Spieltagen spielten die 20 Teilnehmer im Schnellschachmodus insgesamt zehn Partien in sechs Eröffnungen: Spanisch (1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5), Angenommenes Damengambit (1. d4 d5 2. c4 dxc4), Holländisch/Froms-Gambit (1. d4 f5 2. e4), Englisch (1. c4), Sokolov-/Orang-Utan-Eröffnung (1. b4) und Grobs Angriff (1. g4).
Als beste Eröffnungs-Allrounderin entpuppte sich die einzige weibliche Teilnehmerin Irmgard Karner. Die dreimalige Bayerische Damenmeisterin setzte sich mit 8,5 Punkten souverän vor Spielleiter Bourquin und dessen Amtsvorgänger Robert Fischer (jeweils 7,0) durch. Trotz der hohen Beliebtheit bei den Mitgliedern – es nahmen mehr Spieler teil als bei jedem anderen Klubturnier der Saison – wurde das Thema-Schnellturnier kein weiteres Mal veranstaltet.
Erfolgreiche Premiere, aber keine Fortsetzung: trotz hoher Beteiligung wurde das Starnberger Thema-Schnellturnier nur im Jahr 1971 durchgeführt und fand mit Irmgard Karner eine überlegene Siegerin (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Coup in Benediktbeuern – Reinhard Popp wird 1971 als erster Starnberger Oberbayerischer Blitzschacheinzelmeister
Eine weitere Premiere in der Starnberger Klubgeschichte ereignete sich Anfang Juli 1971 in Benediktbeuern. Als erster SKS-Akteur gewann der 25-jährige Reinhard Popp die oberbayerische Blitzschach-Einzelmeisterschaft. Obwohl sich der Starnberger Jugendleiter in der Spielvariante mit fünf Minuten Bedenkzeit sehr wohl fühlte und von 1972 bis 1974 die Starnberger Jahresblitzmeisterschaft gewinnen sollte, zählte er bei den Titelkämpfen in Benediktbeuern nicht zu den Favoriten. Bei der vorherigen Blitzschach-Einzelmeisterschaft im Schachbezirk Zugspitze musste Popp noch mit dem 10. Rang Vorlieb nehmen. Das Turnier gewann indes Popps Teamkollege Volker Wildt.
Dieser war in Benediktbeuern aber nicht am Start, und so nutzte Popp die Gunst der Stunde. In der Endrunde I erzielte er 8,5 Zähler aus elf Partien und lag damit punktgleich mit dem Freisinger Spieler Rohr und dem Rosenheimer Karl Gilg an der Spitze. Im Stichkampf setzte er sich schließlich gegen beide Konkurrenten durch und entführte den Titel erstmals in die Kreisstadt. Robert Fischer als Tabellenfünfter und Dr. Alois Thurmayr (Platz 8) rundeten ein starkes Starnberger Mannschaftsergebnis ab.
Primus inter pares: bei der Endrunde I der Oberbayerischen Blitzschach-Einzelmeisterschaft 1971 lagen Reinhard Popp, Karl Gilg und der Freisinger Spieler Rohr gleichauf an der Spitze, doch im folgenden Stichkampf krönte sich der SKS-Jugendleiter zum Sieger (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Aufstellungsprobleme und wechselnde Spiellokale – 1. Mannschaft steigt 1972 aus der Landesliga ab
An die Schwierigkeiten mit ihrem Spiellokal wurden die Mitglieder des SK Starnberg auch in der Spielzeit 1971/72 unliebsam erinnert. An einem freitäglichen Spielabend standen die Figurenschieber am „Gasthaus zur Schießstätte“ unverrichteter Dinge vor verschlossenen Türen. Auch die sonntäglichen Mannschaftskämpfe konnten im Laufe des Jahres 1972 nicht mehr in dem Lokal durchgeführt werden. Stattdessen musste für jeden Wettkampf ein neues Domizil gefunden werden.
Für eine Begegnung kehrten die Denksportler in ihr früheres Stammlokal zurück – das „Hotel Seehof“. Doch auch dieser Wechsel war nur von kurzer Dauer. Denn unglücklicherweise hatte Hotelmiteigentümer und SKS-Ehrenmitglied Adolf Hirt die Geschäftsführung bereits an seinen Sohn abgegeben. Dieser war dem Schachklub weit weniger verbunden und verlangte für die Raumnutzung eine nicht geringe Saalmiete. So war auch diese Räumlichkeit als Dauerlösung ungeeignet.
Das ständige Umziehen, begleitet vom konstanten Hin- und Hertragen von Spielsätzen und Schachuhren, führte besonders bei Starnbergs erster Mannschaft zu einer nachlassenden Spielbereitschaft. So musste das Team in den sieben Runden der Landesliga-Saison 1971/72 zweimal mit sieben und einmal mit nur sechs Spielern antreten. Das Ergebnis: als Tabellenvorletzter mit 3:11 Mannschafts- und 23,5 Brettpunkte stieg man in die Kreisliga ab! Dort sollte Starnbergs Vorzeige-Oktett bis zum Jahr 1977 verharren.
Aufstellungssorgen und latente Spiellokalwechsel forderten ihren Tribut: Nach zwei Jahren Landesliga-Zugehörigkeit stieg Starnbergs „Erste“ als Tabellenvorletzter in der Saison 1971/72 erneut in die Kreisliga ab (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Starnberger Teammisere auch im Zugspitz-Pokalturnier – Doppeltes Erstrundenaus wegen Sonderregel
Der Landesliga-Abstieg der „Ersten“ war nicht die einzige Hiobsbotschaft für die SKS-Teams in der Spielzeit 1971/72. Auch im Pokalturnier des Schachbezirks Zugspitze gab es keine guten Nachrichten: beide Starnberger Mannschaften schieden bereits in der ersten Runde aus.
Die Niederlage von Starnbergs zweiter Garnitur beim Bezirksliga-Rivalen Gilching I kam dabei nicht gänzlich unerwartet, lediglich die Höhe (1,5:6,5) war etwas ernüchternd. Für mehr Stirnrunzeln sorgte das Scheitern der SKS-Landesligaauswahl gegen das A-Klasseteam aus Peiting. Noch in der Vorsaison hatten die Seestädter das Endspiel in dem Wettbewerb erreicht und mussten sich dort denkbar knapp mit 3,5:4,5 dem damaligen Landesliga-Konkurrenten SK Gräfelfing geschlagen geben.
Gegen die unterklassigen Peitinger sorgte indes eine im Jahr 1970 eingeführte Modusänderung für das frühe Starnberger Pokalaus. Um mehr Teilnehmer aus dem Schachbezirk Zugspitze für das Turnier zu gewinnen – in der Saison 1969/70 meldeten sich nur acht Mannschaften an – führte die Bezirksspielleitung eine Handicap-Regel für höherklassige Teams ein. So schied eine Mannschaft, die eine Klasse höher als das gegnerische Oktett angesiedelt war (z.B. Landesliga vs. Kreisliga), bei einem 4:4-Unentschieden automatisch aus. Bei einer Differenz von zwei Ligen mussten die Favoriten mit mindestens 5:3 triumphieren, um weiterzukommen.
Da zwischen Starnberg und Peiting zum Zeitpunkt des Duells ein Unterschied von drei Klassen bestand, hätten die Seestädter mit 5,5:2,5 gewinnen müssen. Sie siegten aber nur mit 5:3 und waren gemäß der neuen Regel gescheitert. Immerhin konnte man sich trösten gegen den späteren Turniersieger „verloren“ zu haben. Denn Peiting setzte seine Erfolgsserie auch im Halbfinale fort und gewann schließlich das Endspiel gegen Bezirksligist Olching mit 4,5:3,5.
Ein bemerkenswerter Neuzugang – Manfred Kern gewinnt auf Anhieb Starnberger Klubmeisterschaft
Trotz der enttäuschenden Bilanz bei den Teamwettbewerben gab es im Jahr 1971 auch eine Nachricht, die Hoffnung auf die Zukunft machte – der Vereinseintritt von Manfred Kern. Der ehemalige Oberliga Württemberg-Spieler bestritt in der Saison 1971/72 sechs von sieben Begegnungen in der ersten Mannschaft. Dabei erzielte er beachtliche vier Punkte. Ab der Saison 1972/73 vertrat er das Team bereits am Spitzenbrett.
Darüber hinaus nahm Kern in seiner Premierensaison an jedem Starnberger Vereinswettbewerb teil. Sein bestes Resultat erzielte er beim prestigeträchtigsten Turnier, der Klubmeisterschaft. Hier blieb er im Meisterturnier als einziger der elf Teilnehmer ungeschlagen und siegte mit 8,5 Punkten aus zehn Partien. Mit Respektsabstand folgten Titelverteidiger Dr. Manfred Thümmler (7,5) und Jugendleiter Reinhard Popp (7,0).
Beeindruckende Vorstellung bei der Premiere: mit dem herausragenden Ergebnis von 8,5 Punkten aus zehn Partien triumphierte Manfred Kern in der Saison 1971/72 bei seiner ersten Teilnahme am Meisterturnier der Klubmeisterschaft (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
Paukenschlag bei der Stadtmeisterschaft 1972 – 16-jähriger Martin Fuchs wird zweitjüngster Turniersieger
An ein neues Siegergesicht musste man sich auch bei der Starnberger Stadtmeisterschaft im Jahr 1972 gewöhnen – und es war ein sehr junges Gesicht! Der 16-jährige Martin Fuchs düpierte bei seiner ersten Teilnahme an einem SKS-Seniorenturnier die Konkurrenz und gewann mit fünf Punkten aus sechs Partien den Titel. Zwar war das Turnier traditionell schwächer besetzt als die Klubmeisterschaft, nichtsdestotrotz ließ Fuchs mit Jahresblitzmeister Reinhard Popp und Klubmeister Manfred Kern (beide je 4,0 Punkte) namhafte Spieler hinter sich.
Trotz seines beeindruckenden Einstands auf Seniorenebene war Fuchs nicht der jüngste Sieger in der Geschichte des Wettbewerbs. Winfried Bartsch, der im Jahr 1967 ebenfalls im Alter von 16 Jahren Starnberger Stadtmeister wurde (siehe Kapitel 4), war bei seinem Triumph noch einige Wochen jünger. Dennoch machte sein Überraschungscoup Martin Fuchs über Nacht zum neuen Hoffnungsträger des Vereins.
Jugend greift an: bei seiner ersten Starnberger Stadtmeisterschaft im Jahr 1972 gewann der 16-jährige Martin Fuchs gleich den Titel und wurde der zweitjüngste Sieger des Wettbewerbs (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
Schach macht Schule: Jugendlicher und Studienrat initiieren jährliche Meisterschaft im Gymnasium
Obwohl Martin Fuchs nach dem Vereinsaustritt von Thomas Fischer im Dezember 1972 sicherlich der spielstärkste Jugendliche im SK Starnberg war, stand er keineswegs allein auf weiter Flur. So traten dem Klub Anfang der 70er-Jahre mehrere weitere Schachtalente bei, die schon bald von sich reden machen sollten – darunter Thomas Lochte, Martin Wickler sowie Otto und Evelin Fritscher. Verantwortlich hierfür war neben der unermüdlichen Arbeit von Jugendleiter Reinhard Popp eine Initiative des 16-jährigen Schülers Michael Steger und von Herbert Schmied, Studienrat am Gymnasium Starnberg. Sie veranstalteten an der Einrichtung von 08.06-27.07.1972 eine Schulschachmeisterschaft, an der 23 Schüler aus zwölf Klassen teilnahmen.
Obwohl die Beteiligung zweifellos einen Erfolg darstellte, so fiel sie doch deutlich niedriger aus als beim allerersten Schulschachturnier am Gymnasium Starnberg. Dieses organisierte SKS-Jugendleiter Reinhard Popp im Jahr 1969. Damals strömten nicht weniger als 50 Schüler an die Bretter. Gespielt wurde in den Altersgruppen „Jugendliche“ (unter 14 Jahren) und „Junioren“ (14 Jahre und älter). Zu den Teilnehmern zählten unter anderem Winfried Bartsch, Starnberger Stadtmeister von 1967, und der spätere Klubmeister Klaus Wendland. Neben der hohen Aufmerksamkeit, die das Turnier seinerzeit an der Schule entfachte, konnte die Jugendabteilung des SK Starnberg bald schon vier neue Mitglieder begrüßen.
Die Architekten der Schulschachmeisterschaft am Gymnasium Starnberg im Jahr 1972: der 16-jährige Michael Steger und Studienrat Herbert Schmied. Beide waren damals bereits Mitglieder im SK Starnberg (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
Wie viele Gymnasiasten nach der Neuauflage der Schulmeisterschaft dem Schachklub beitraten, ist nicht bekannt. Jedoch war über die Hälfte der Teilnehmer bereits Mitglied im Verein. Gespielt wurde zunächst in vier nach Alter sortierten Vorrundengruppen. Aus jeder Gruppe qualifizierten sich die beiden Erstplatzierten für die Endrunde. Dort fanden dann drei Runden im K.o.-System statt. Etwas überraschend verlor Stadtmeister Martin Fuchs im Finale gegen den 19-jährigen Gerhard Wild. Aufgrund eines kuriosen Umstandes wurde er damit der erste Starnberger Schulschachmeister. Denn bei dem Vorgängerturnier im Jahr 1969 wurde das damalige Finale der „Junioren“ zwischen Winfried Bartsch und Klaus Wendland aus Zeitgründen nicht ausgespielt und der Titel des Schulschachmeisters nicht vergeben. Wild trat dem SK Starnberg schließlich im Oktober 1972 bei.
Mit 23 Startern verzeichnete die Schulschachmeisterschaft am Gymnasium Starnberg fast so viele Teilnehmer wie das SKS-Klubturnier in der Saison 1971/72. Noch erfreulicher für den Verein: mehr als die Hälfte der Schüler war bereits Klubmitglied (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
Zweite, Zweite, Erste: Petra Morsbach wird Damen-Bezirksmeisterin – und schlägt Literatur-Laufbahn ein
Ebenso wie in den 60er-Jahren waren auch zu Beginn der 70er-Jahre kaum Frauen im SK Starnberg vertreten. Trotzdem machten die wenigen Schachdamen im Verein regelmäßig auf sich aufmerksam. Zu ihnen zählte auch die junge Petra Morsbach. Nachdem sie im Alter von zwölf Jahren bei ihrer ersten Damenmeisterschaft im Bezirk Zugspitze in der Saison 1968/69 den vierten Platz belegt hatte (siehe Kapitel 4), errang sie in den beiden Folgejahren jeweils den Vizemeistertitel. Im Frühjahr 1972 war es dann aber endlich so weit: Morsbach gewann die Damen-Bezirksmeisterschaft! In einem doppelrundig ausgetragenen Wettbewerb ließ sie drei Spielerinnen aus Gröbenzell hinter sich. Sie folgte damit Inge Schönfelder, die im Jahr 1969 als letzte Starnbergerin den Titel in die Kreisstadt geholt hatte.
Erzielte mit 15 Jahren ihren größten schachlichen Erfolg: Petra Morsbach gewann nach zwei Vizemeistertiteln im Jahr 1972 die Damenmeisterschaft im Schachbezirk Zugspitze (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Leider war der Triumph bei der Damen-Bezirksmeisterschaft im Jahr 1972 der letzte Titelgewinn von Morsbach für den SK Starnberg. Das lag nicht unwesentlich daran, dass sie den Klub im April 1974 verließ und sich fortan auf ihre berufliche Laufbahn konzentrierte. Nachdem die gebürtige Züricherin ihr Philosophie-Studium mit Promotion abgeschlossen hatte, arbeitete sie zunächst zehn Jahre lang als Dramaturgin und Regisseurin. Im Jahr 1995 veröffentlichte sie ihren ersten Roman („Plötzlich ist es Abend“). Es folgten mehrere Auszeichnungen wie der „Marieluise-Fleißer-Preis“ (2001), der „Jean-Paul-Preis“ (2013) und der „Wilhelm-Raabe-Literaturpreis“ (2017). Letztere Auszeichnung haben vor Morsbach unter anderem Max Frisch und Hermann Hesse erhalten.
Husarenstück in Skopje – Irmgard Karner brilliert mit deutschem Damenteam bei Schacholympiade 1972
Ganz auf Ihre Laufbahn als Schachspielerin konzentrierte sich hingegen Irmgard Karner. Wie sie im Herbst 1972 erneut zeigte, war das eine exzellente Wahl. Denn bei der von 18.09-13.10.1972 im jugoslawischen Skopje ausgetragenen Schacholympiade erreichte die 45-jährige Starnbergerin mit der deutschen Damenmannschaft einen hervorragenden 6. Platz unter 23 Teams. Auch Karner selbst präsentierte sich bei ihrer insgesamt dritten Schacholympiade in bestechender Form. Mit 4,5 Punkten aus sieben Partien erzielte sie – wie bereits drei Jahre zuvor – das beste Einzelergebnis im deutschen Team.
Das Turnier wurde zunächst in vier Vorrundengruppen ausgetragen. Die beiden bestplatzierten Teams jeder Gruppe qualifizierten sich für das Finalturnier A, in dem die Medaillen ausgespielt wurden. Dem deutschen Ensemble gelang als Tabellenzweiten der Vorrundengruppe 4 mit nur einem halben Brettpunkt Rückstand auf Gruppensieger Ungarn tatsächlich der Sprung ins höchste Finalturnier. Dabei ließen die Spielerinnen der Bundesrepublik unter anderem die starken Polinnen hinter sich, die mit Hanna Erenska-Radzewska (7,5 Punkte aus neun Partien) und Krystyna Radzikowska (6,5/9) zwei der erfolgreichsten Akteurinnen des kompletten Wettbewerbs stellten.
Im Finalturnier A triumphierten die deutschen Damen dann unter anderem 1,5:0,5 gegen die viertplatzierten Bulgarinnen und trotzten den fünftplatzierten Tschechinnen ein 1:1-Remis ab. Dies bedeutete am Ende Platz 6 (einen Rang vor der Auswahl der DDR) mit 6:8 Mannschafts- und 5,5 Brettpunkten. Souveräner Olympiasieger wurden die Damen der Sowjetunion (inklusive Weltmeisterin Nona Gaprindaschwili am Spitzenbrett) mit 13:1 Mannschaftzählern vor den punktgleichen Teams aus Rumänien und Ungarn (jeweils 8:6).
Zusammenkunft der weltbesten Schachspielerinnen und eine Starnbergerin mittendrin: die 45-jährige Irmgard Karner belegte mit der deutschen Auswahl Platz 6 bei der Damen-Schacholympiade 1972….
… und erzielte wie bereits bei der vorangegangenen Schacholympiade das beste Einzelergebnis in ihrem Team (Bildquellen: www.wikipedia.org).
Führungswechsel an der Vereinsspitze – Reinhard Popp wird 1. Vorsitzender, Haberger neuer Spielleiter
Das Jahr 1972 war nicht nur international aufgrund der Schacholympiade und dem legendären WM-Match Robert Fischer und Boris Spasski ein besonderes Schachjahr. Auch beim SK Starnberg ereignete sich damals ein historisch bedeutendes Ereignis: Reinhard Popp wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt und sollte die Geschicke des Vereins für nicht weniger als 14 Jahre lenken! Der 26-jährige Student folgte als Klubchef Friedrich Bourquin. Dieser verzichtete nach nur einem Jahr im Amt auf eine weitere Kandidatur für den Vereinsvorsitz. Stattdessen wurde er für mehrere Jahre Popps Stellvertreter. Für Popp war die Leitung des SK Starnberg indes nur ein Amt unter vielen. Die Stammkraft der 1. Mannschaft führte weiterhin die Jugendabteilung des Klubs, seit 1969 war er zudem als Jugendleiter im Kreisverband Oberbayern tätig. Dem Spielausschuss der Bayerischen Schachjugend gehörte er ferner als Mitglied an.
Einen weiteren wichtigen Personalwechsel im Verein hatte es bereits ein Jahr früher gegeben. Der 55-jährige Josef Haberger löste als Spielleiter Bourquin ab, der seinerseits zum 1. Vorsitzenden aufstieg (siehe Kapitel 4). Haberger avancierte in den kommenden Jahren zu einem der prägendsten Persönlichkeiten des SK Starnberg. Unter anderem zeichnete er mit Popp für die Herausgabe der beliebten Jahresberichte verantwortlich.
Das neue dynamische Duo an der Spitze des SK Starnberg zu Beginn der 70er-Jahre: 1. Vorsitzender Reinhard Popp (im Bild links mit Schwarz spielend gegen den damaligen Spitzenspieler des SK Gräfelfing, Klaus Klundt, sowie Spielleiter Josef Haberger (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
Auszug während der Klubmeisterschaft 1972/73 – Spiellokal-Odyssee des SK Starnberg setzt sich fort
Reinhard Popp und Josef Haberger arbeiteten aber nicht nur beim Jahresbericht des SK Starnberg eng zusammen, sie sollten im Jahr 1973 auch öfter gemeinsam auf Spiellokal-Suche gehen. Denn was sich im Vorjahr bereits angedeutet hatte, wurde nun Wirklichkeit: der SK Starnberg musste vollends aus dem „Gasthaus zur Schießstätte“ ausziehen. Das Fass zum Überlaufen brachte schließlich ein Wirtswechsel, der inmitten der Klubmeisterschaft 1972/73 erfolgte. Der neue Pächter ordnete bereits wenig später umfangreiche Baumaßnahmen an dem Anwesen an. An einen ungestörten Spielbetrieb war damit nicht mehr zu denken. Die Folge: das Klubturnier musste – wie die Jugend-Stadtmeisterschaft zwei Jahre zuvor – mangels Spiellokals unterbrochen werden.
Die Unterbrechung dauerte jedoch nur kurz, denn schon bald nach dem Auszug aus dem „Gasthaus zur Schießstätte“ fanden die Denksportler ein neues Domizil. Wie zu seiner Gründung im Herbst 1920 kam der Schachklub erneut in einem Café unter – statt dem damaligen „Café Groll“ (siehe Kapitel 1) wurde nun im Söckinger „Café Obermeier“ (Bismarckstr. 6) gespielt. Dort konnte das Klubturnier problemlos beendet werden. Sieger in der Meisterklasse I wurde nach 1971 zum zweiten Mal Dr. Manfred Thümmler. Der 36-jährige Stammspieler von Starnbergs 1. Mannschaft erzielte beachtliche acht Punkte aus neun Partien und gab lediglich zwei Remisen ab. Auf den weiteren Podestplätzen landeten Klubchef Reinhard Popp (7,0) und Klaus Wendland (6,5).
Zwei Spiellokale, aber ein eindeutiger Sieger: vom zwischenzeitlichen Umzug aus dem „Gasthaus zur Schießstätte“ ins „Café Obermeier“ ließ sich Dr. Manfred Thümmler nicht ablenken und gewann ungeschlagen die Starnberger Klubmeisterschaft 1973 (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
Spiellokal-Sorgen wirken sich auf Starnberger Teams aus – „Zweite“ steigt ab, aber 3. Mannschaft macht Hoffnung
Durch den Umzug ins „Café Obermeier“ konnten die Teams des SK Starnberg ihre Mannschaftskampfsaison 1972/73 ordnungsgemäß beenden. Das war aber fast schon die beste Saisonnachricht aus Starnberger Sicht. Gerade die beiden besten Seniorenteams der Seestädter spielten eine enttäuschende Runde.
Nachdem Starnbergs 1. Mannschaft in der Vorsaison aus der Landesliga abgestiegen war, wäre ein Jahr später beinahe der Absturz aus der Kreisliga gefolgt. Erst durch einen 5,5:2,5-Schlussrundensieg gegen Freising sicherte sich die „Erste“ den Klassenerhalt. Mit 7:11 Mannschafts- und 36,5 Brettpunkten blieben die Seestädter dennoch klar hinter den Erwartungen zurück und belegten einen enttäuschenden 7. Platz unter zehn Teams.
Ein wesentlicher Grund für die unbefriedigenden Ergebnisse von Starnbergs Flaggschiff-Mannschaft war sicherlich, dass mehrere Stammkräfte der vergangenen Jahre entweder gar nicht oder nur eingeschränkt zur Verfügung standen. So kamen die Spitzenspieler Volker Wildt und Dr. Manfred Thümmler aufgrund beruflicher Verpflichtungen auf zusammen lediglich drei Einsätze, während Dr. Alois Thurmayr komplett ausfiel. Helmut Kulzer trat wegen eines Arbeitsplatzwechsels in die Niederlande zum 01.01.1973 sogar aus dem Verein aus.
Auch der regionalen Presse war der unverhältnismäßige Stammspieler-Exodus innerhalb der 1. Mannschaft des SK Starnberg im Vorfeld der Saison 1972/73 nicht entgangen (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Noch schlechter als für die „Erste“ lief es für Starnbergs zweite Garde in der Bezirksliga. Aufgrund zahlreicher Ausfälle in Starnbergs Spitzenteam musste die Zweite regelmäßig auf Spieler der 3. Mannschaft zurückgreifen. Diese schlugen sich zwar wacker, konnten aber nicht verhindern, dass die Mannschaft mit 5:9 Zählern und 25,00 Brettpunkten den vorletzten Platz unter acht Teams belegte. Dies bedeutete den Abstieg in die A-Klasse.
Einen Lichtblick stellten hingegen die Leistungen von Starnbergs dritter Garnitur in der B-Klasse dar. Nachdem zu Saisonbeginn keineswegs klar war, ob überhaupt genug Akteure zur Verfügung standen, um die Spielzeit zu beenden, errang das Ensemble mit 5:3 Mannschafts- und 16,5 Brettpunkten hinter dem Unterpfaffenhofen/Germering II den Vizerang. Zu verdanken war dies besonders der hohen Spielbereitschaft mehrerer Jugendspieler wie Martin Fuchs (1,5 Punkte aus zwei Partien), Michael Steger (2,5/3) und Alexander Wiede (1,0/2).
Jugendliche auf dem Vormarsch – Teilnehmerrekord beim Biberthaler- und Wanderpokalturnier 1972
Überhaupt mischten sich Starnbergs Jugendspieler in der Spielzeit 1972/73 immer mehr unter die Senioren im Verein. Mit 29 Aktiven stellten die Unter-20-jährigen Denksportler bereits ein Drittel aller Mitglieder. Unter anderem trugen sie maßgeblich dazu bei, dass beim Biberthaler- und Wanderpokalturnier mit 20 Startern ein neuer Teilnehmerrekord aufgestellt werden konnte. Den Turniersieg mussten die Nachwuchsspieler jedoch noch einem Vertreter der alten Garde überlassen: Spitzenspieler Manfred Kern triumphierte bei dem Wettbewerb zum ersten Mal.
Es war keineswegs der einzige Saisonerfolg für den in der Kreisstadt tätigen Finanzinspektor. Er gewann – wie zuvor Dr. Alois Thurmayr (1955), Manfred Schönbeck (1967) und Dr. Manfred Thümmler (1970) – das Dähne-Pokalturnier auf Kreis- und oberbayerischer Ebene. Daneben belegte er bei der Oberbayerischen Einzelmeisterschaft in Wolfratshausen gemeinsam mit dem Rosenheimer Gert Forster den Vizerang.
Rekordverdächtige Jugend: beim Biberthaler- und Wanderpokalturnier 1972 traten nicht weniger als zehn Starnberger Nachwuchsspieler an, was zu einer Rekordbeteiligung von 20 Startern führte. Als bestplatzierter Jugendlicher landete Martin Fuchs auf Platz 5 (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Der spielstärkste Jugendspieler in den Reihen der Kreisstädter war zweifellos Martin Fuchs. Der 17-jährige Schüler gewann 1973 sowohl die zum zweiten Mal ausgetragene Schulschachmeisterschaft am Starnberger Gymnasium als auch die von Jugendleiter Reinhard Popp organisierte Jugend-Klubmeisterschaft. Daneben wurde er – punktgleich mit dem ein Jahr jüngeren Thomas Lochte – im Dezember 1972 Co-Sieger der Junioren-Stadtmeisterschaft. Damit gelang ihm das Kunststück, im selben Jahr sowohl die Stadtmeisterschaft der Senioren als auch der Jugendlichen zu gewinnen. Gerade seinen unerwarteten Titelgewinn bei dem Erwachsenenturnier wollte Fuchs ein Jahr später wiederholen. Doch aufgrund außergewöhnlicher Umstände hatte er dazu keine Gelegenheit.
Wieder zu wenig Zeche beim Spielabend – Schachklub muss erneut ausziehen, Stadtmeisterschaft 1973 fällt aus
Schachspieler und Cafés bildeten im 19. Jahrhundert und Anfang des 20. Jahrhunderts in vielen europäischen Städten eine sehr harmonische Kombination. In Berlin, Wien oder London zählten Kaffeehäuser, in denen sich Intellektuelle zum Zeitunglesen, Billard- oder eben zum Schachspielen trafen, zu festen Institutionen des öffentlichen Lebens. Anders sah es bei den donnerstags stattfindenden Spielabenden des SK Starnberg im „Café Obermeier“ aus. Hier konnte kaum von kulturellen Szeneveranstaltungen gesprochen werden, die Figurenschieber waren doch meist unter sich. Was die Café-Betreiber aber noch mehr störte: die SKS-Akteure bestellten zu ihren Partien eher selten Kaffee und Kuchen. Sie trugen daher nur beschränkt zu einer Steigerung der Verköstigungsumsätze bei. Als Konsequenz wurden die Schachspieler nach einigen Wochen vor eine unerfreuliche Wahl gestellt – entweder Saalmiete bezahlen oder ausziehen. Man entschied sich dafür, das Geld für sich zu behalten.
Das nächste Domizil für die Vagabunden sollte wieder ein Wirtshaus sein: der „Münchner Hof“ (Maximilianstr. 2a). Für den SK Starnberg war das in gewisser Sicht ein Wiedersehen. Denn 31 Jahre zuvor waren die Kreisstädter in den „Gasthof zur Eisenbahn“, einem Vorgängerlokal des „Münchner Hof“, eingezogen. Dort verbrachten die Denksportler mehr als zwei Jahre, bevor die Gaststätte, die auch Stammlokal des Starnberger NSDAP-Ortsverbands war, am 30.04.1945 durch amerikanische Truppen besetzt und geschlossen wurde (siehe Kapitel 2).
Der neuerliche Aufenthalt der Schachspieler in dem Anwesen verlief weit weniger dramatisch und dauerte auch deutlich kürzer. Grund war einmal mehr der aus Wirtssicht ungenügende Verzehr der SKS-Akteure. Bei diesen sorgte aber auch die Nutzungsgebühr für einen Spielraum für Kopfzerbrechen. Schachklub-Spielleiter Josef Haberger drückte es so aus: „Was aber die Vorstellungen über Höhe der Saalmiete angeht, so hätten wir bei den ganzen Beträgen auch im Staltacher Hof bleiben können. Man spürt den Einfluss des Fremdenverkehrs – nicht nur bei den Preisen.“
So war es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Schachspieler auch aus dem „Münchner Hof“ verabschiedeten. Diesmal stand jedoch kein neues Spiellokal zur Verfügung. Der Klub hatte im Laufe der Jahrzehnte schließlich schon zahlreiche Starnberger Gastronomiebetriebe von innen gesehen und sich bei den hiesigen Wirten keinen sonderlich guten Ruf erworben. Der SK Starnberg stand damit im Sommer 1973 buchstäblich auf der Straße, der Erwachsenen-Spielbetrieb musste für mehrere Wochen ruhen.
Nicht betroffen war dagegen die Jugendabteilung des Vereins. Die Nachwuchstalente konnten weiterhin kostenfrei in einem von der Stadt zur Verfügung gestellten Jugendraum in der Starnberger Oberschule spielen. Dies war jedoch keine Option für die Senioren des Klubs. Auf deren Spiellokalmisere wurde die Stadtverwaltung durch ein anderes Ereignis aufmerksam.
Denn der ungewollten Spielpause fiel auch ein Wahrzeichen der SKS-Schachsaison zum Opfer – die Starnberger Stadtmeisterschaft. Zum ersten Mal wurde der im Jahr 1964 aus der Taufe gehobene Wettbewerb nicht ausgespielt. Da dem Sieger der Stadtmeisterschaft traditionell vom amtierenden Starnberger Bürgermeister der von der Stadt gestiftete Wanderpokal überreicht wurde, fand auch dieses Szenario im Jahr 1973 nicht statt. Der Stadtverwaltung war aber durchaus daran gelegen, dass nicht nur den Starnberger Jugendlichen, sondern auch den erwachsenen Schachspielern geeignete Räumlichkeiten für die Ausübung ihres Sports zur Verfügung standen. Sie gewährte dem Verein daher als Reaktion auf einen Brief von Klubchef Reinhard Popp einen Zuschuss von 500,- D-Mark. Mit dem Geld sollte – sofern nötig – die Miete für einen Spielraum für die SKS-Senioren bezahlt werden.
Königliche Notunterkunft – Schachspieler kommen dank Inge Schönfelder im Schloss Buchhof unter
Ihre nächste Unterkunft sollten die Denksportler jedoch kostenlos nutzen dürfen – obwohl es sich um ein wahrlich königliches Anwesen handelte. Den Schachspielern wurde im Herbst 1973 ein Raum im Schloss Buchhof zur Verfügung gestellt. Initiatorin dieses Angebots war die dreimalige Damen-Zugspitzmeisterin Inge Schönfelder. Die 50-Jährige arbeitete für die Munich International School, welche seit 1966 ihren Schulcampus auf dem Schlossgelände unterhielt. Schönfelder konnte ihren Chef davon überzeugen, dass in den majestätischen Gemäuern auch Platz für die Vertreter des königlichen Spiels sein sollte.
Problematisch bei dem neuen Spiellokal war jedoch die etwas exponierte Lage – deutlich vom Starnberger Stadtzentrum entfernt und mit öffentlichen Verkehrsmitteln kaum zu erreichen. Daher erklärten sich mehrere motorisierte Mitglieder bereit, Klubkollegen jeweils freitags um 19:30 Uhr vom zentral gelegenen Tutzinger Hofplatz einzusammeln und zum Spielabend ins Schloss zu chauffieren. Vor allem die spielfreudigen Starnberger Jugendlichen konnten so weiterhin an den Klubwettbewerben teilnehmen. Nichtsdestotrotz war man sich im Verein weitgehend einig darüber, dass auf lange Sicht doch wieder eine zentralere Spielstätte wünschenswert wäre.
Königliches Anwesen, aber nur per Fahrgemeinschaften erreichbar: das Schloss Buchhof, in dem auch die Munich International School ihren Campus unterhielt, war im Herbst 1973 für mehrere Wochen die Spielstätte des SK Starnberg (Bildquellen: www.wikipedia.de, www.google.de/maps).
Ruhe vor dem Sturm – Vorstand demonstriert Geschlossenheit bei der Generalversammlung 1973
Wenig überraschend standen die Schwierigkeiten mit einem Spiellokal auch im Mittelpunkt der Generalversammlung des SK Starnberg im Herbst 1973. Umso wichtiger war es daher, dass an der Vereinsspitze weiter Kontinuität herrschte. Sämtliche bisherigen Amtsträger wurden bei den Neuwahlen bestätigt. Besonderes Augenmerk galt hier natürlich Reinhard Popp, der erst ein Jahr zuvor den Klubvorsitz übernommen hatte. Vermutlich hatten aber weder Popp noch die anwesenden Mitglieder damit gerechnet, dass nur wenige Wochen nach der Versammlung ein schachliches Erdbeben den Verein erschüttern sollte.
Trotz schwieriger Umstände gab die Starnberger Vereinsführung bei der Generalversammlung 1973 ein gutes Bild ab. Besonderes Interesse, auch von Seiten den Regionalmedien, galt dem jungen Klubvorsitzenden und Jugendleiter Reinhard Popp (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
Konkurrenz vor der Haustür – Gründung von Schachabteilung in Pöcking, führende Starnberger Spieler wandern ab
Als hätten die Sorgen um eine dauerhafte Spielstätte nicht gereicht, erreichte die SKS-Klubführung am 17.10.1973 eine weitere Hiobsbotschaft: an diesem Tag wurde im benachbarten Pöcking beim hiesigen Sport-Klub Pöcking-Possenhofen (SCPP) eine Schachabteilung aus der Taufe gehoben. Unter normalen Umständen hätte der SK Starnberg die Gründung eines neues Schachvereins in der Umgebung vermutlich begrüßt, so wie er es bereits in den 30er-Jahren bei den Schachfreunden aus Feldafing und Berg/Aufkirchen getan hat (siehe Kapitel 2). Doch im Zuge der unsicheren Spiellokalsituation stellte die SCPP-Sektion eine unliebsame Konkurrenz dar. Denn im Gegensatz zu ihren Kollegen aus der Kreisstadt konnten sie Pöckinger Denksportler eine zentral gelegene Spielstätte ihr Eigen nennen – das SCPP-Klubheim (Sandgrubenweg 12). Ebenfalls hilfreich: Klubwirt Paul Schulz wurde selbst Mitglied in der Schachabteilung.
Es dauerte dann auch nicht lange, bis sich die ersten Spieler des SK Starnberg dem Nachbarverein anschlossen – und nicht mehr zurückkehrten! Dazu zählten mehrere Akteure der zweiten Mannschaft (Rüdiger Potschka, Max Flath, Gerald Gessner, Alexander Wiede) ebenso wie zwei Starnberger Vereinsikonen: Manfred Schönbeck und Robert Fischer. Während Schönbeck die vergangenen Jahre nur mehr sporadisch am Klubgeschehen teilgenommen hatte, schmerzte die Kreisstädter der Abschied ihres langjährigen Spielleiters „Bobby“ Fischer ganz besonders. Ganz in seinem Element übernahm dieser bei seinem neuen Verein von Beginn an Verantwortung: er wurde zum ersten Spielleiter und Pressewart der SCPP-Abteilung gewählt.
Die Regionalpresse betrachtete die Gründung der neuen Schachabteilung des SC Pöcking-Possenhofen sehr positiv. Besondere Aufmerksamkeit wurde dem SCPP-Spielleiter und langjährigem SKS-Mitglied Robert „Bobby“ Fischer gewidmet (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
„Zu viel Schafkopf und zu wenig Turnierschach“ – auch Volker Wildt verlässt den SK Starnberg
Die vermehrten Wechsel nach Pöcking stellten aus Starnberger Sicht aber nicht die einzigen Spielerabgänge dar. Mit Dr. Manfred Thümmler, Winfried Bartsch und Volker Wildt verließen zum 31.12.1973 weitere Spitzenspieler den Klub. Wildt schloss sich wie Günther Decker einem anderen Starnberger Nachbarverein an, dem Bezirksligisten aus Gauting. Hierfür war aber nicht die Spiellokalmisere der Kreisstädter der ausschlaggebende Grund. Vielmehr störten das Gautinger Gemeinderatsmitglied die zunehmende Nebenbeschäftigung mehrerer SKS-Mitglieder am Spielabend. „Zu viel Schafkopf und zu wenig Turnierschach“, bemängelte Wildt. Auch Skat wurde nicht selten bis in die Nacht gespielt. Dies kam neben dem mangelnden Verzehr der Schachspieler besonders bei den Starnberger Gastwirten nicht gut an.
Insgesamt sank die Mitgliederzahl im SK Starnberg im Jahr 1973 um rund 20 Prozent. Gehörten dem Klub in der Saison 1972/73 noch 89 Spieler an, waren es in der Folgespielzeit nur noch 71 Denksportler. Noch stärker fielen im gleichen Zeitraum die Verluste in der Jugendsparte aus: von 29 jungen Schachspielern ging der Bestand auf 17 Talente zurück.
Und noch ein Verlust für den Schachklub – Ehrenmitglied Adolf Hirt verstirbt im Alter von 69 Jahren
Einen weiteren Mitgliederverlust, der ausnahmsweise nichts mit Kartenspielen am Klubabend, exponiertem Spiellokal oder der Pöckinger Schachabteilung zu tun hatte, musste der SK Starnberg am 19.10.1973 beklagen. An diesem Tag verstarb das 69-jährige Ehrenmitglied Adolf Hirt.
Der gebürtige Münchner trat dem Verein im Jahr 1926 bei. Bereits wenige Jahre später konnte er beim Starnberger Wanderpreistournier 1929 seinen ersten Klubtitel gewinnen. Hirt wiederholte den Erfolg drei Jahre später. Unvergesslich im Klub machte sich der Hotelkaufmann jedoch am 09.10.1930. An dem Tag verlegte der SK Starnberg sein Spiellokal von einem Nebenzimmer des „Tutzinger Hof“ in den Kaffeeraum des Hotels „Seehof“, das Hirts Familie gehörte (siehe Kapitel 1). Der Herbergsvater verlangte von seinen Klubkollegen keine Saalmiete und auch keinen Mindestverzehr an den Spielabenden – welch angenehmer Kontrast zu den Verhältnissen in den 70er-Jahren!
Der Verein verbrachte in Hirts Anwesen elf durchaus erfolgreiche Jahre. Höhepunkt war sicherlich der im Juni 1938 in der Kreisstadt veranstaltete 16. Bayerische Schachkongress. Während die insgesamt elf Turniere der Veranstaltung im Seerestaurant „Undosa“ stattfanden, welches im Jahr 1961 ebenfalls in den Besitz der Familie Hirt überging, wurden die begleitenden Tagungen im Hotel „Seehof“ durchgeführt.
Dass der SK Starnberg ab dem Frühjahr 1942 seine Wettkämpfe und Spielabende nicht mehr im Hotel austragen konnte, hatte denn auch weniger mit Adolf Hirt als vielmehr mit seinem Vereinskollegen Franz Buchner zu tun. Der damalige Starnberger Bürgermeister und NSDAP-Kreisleiter segnete ein Dekret ab, wonach die Familie Hirt den Hotelbetrieb zu schließen und das Anwesen für eine Übernahme des Generalkommandos München zu räumen hatte. Zeitgleich wurde Adolf Hirt in den Kriegsdienst eingezogen (siehe Kapitel 2).
Nachdem das Hotel „Seehof“ nach Kriegsende wieder in den Besitz der Familie Hirt übergangen war, konnte im April 1949 der inzwischen neu gegründete SK Starnberg wieder einziehen. Durch die verlässliche Unterkunft war nicht nur der Spiel- und Wettkampfbetrieb des Vereins gesichert. Es konnte im Oktober 1953 auch die erste Jugendabteilung des Klubs gegründet werden, deren Trainingsnachmittage ebenfalls im Hotel stattfanden.
Warum der Schachklub schließlich Ende der 50er-Jahre vom Hotel „Seehof“ in den „Staltacher Hof“ umzog, ist nicht ganz klar. Fest steht jedoch, dass damit die Bande zwischen Hirt und dem SK Starnberg keineswegs abrissen. So stellte er am 20.03.1960 den porösen Kongresssaal seines Hotels für die Austragung eines Pokalturniers anlässlich des 40-jährigen Vereinsbestehens zur Verfügung. Die Veranstaltung wurde später vom Starnberger „Land- und Seebote“ als „Markstein in Starnbergs Schachgeschichte“ bezeichnet (siehe Kapitel 3). Hirt stiftete hierzu – wie bereits bei den Pokalturnieren zum zehnten und zum 30. Klubgeburtstag – die Trophäe für das Siegerteam.
Bereits im September 1954 hatte Adolf Hirt die Ehrenmitgliedschaft des SK Starnberg erhalten. Bis zu seinem Tod spielte er für keinen anderen Schachverein.
Erstes Turnier im Schloss Buchhof – Klubmeisterschaft mit 24 Teilnehmern, Klaus Wendland holt Titel
Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen für den Schachklub im Herbst 1973, gab es auch gute Nachrichten. So meldeten sich für die Klubmeisterschaft 1973/74 – das erste große Turnier im Schloß Buchhof – 24 Mitglieder an. Damit war die Beteiligung genauso hoch wie ein Jahr zuvor, als der Wettbewerb im wesentlich zentraler gelegenen „Gasthof zur Schießstätte“ startete. Wie damals wurden die Teilnehmer in zwei Gruppen eingeteilt – eine Meisterklasse mit zehn Spielern und ein Aufstiegsturnier mit 14 Denksportlern. Da die Fahrgemeinschaften zu den freitäglichen Spielabenden gut funktionierten, kam es in beiden Turnieren kaum zu Nullungen.
Während beim Aufstiegsturnier Kurt Schnitzler (elf Punkte aus 13 Partien) und Spielleiter Josef Haberger (10,5) auf den beiden ersten Plätzen landeten, setzte sich in der Meisterklasse erstmals Klaus Wendland durch. Der 23-jährige Stammspieler der 1. Mannschaft blieb als einziger Teilnehmer des Rundenturniers ungeschlagen und erzielte 6,5 Zähler aus neun Partien. Damit ließ er dem Klubmeister von 1972, Manfred Kern, ebenso wie Vereinsleiter Reinhard Popp (jeweils 6,0) das Nachsehen.
Von Mitgliederschwund war bei der Klubmeisterschaft 1973/74 des SK Starnberg nichts zu spüren: wie im Vorjahr nahmen am Meister- und Aufstiegsturnier insgesamt 24 Denksportler teil (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
Die größte Medienöffentlichkeit zog verständlicher Weise Klaus Wendland als Sieger der Meisterklasse auf sich. Für den 23-jährigen Studenten war es der erste Klubmeister-Titel. Er sollte seinen Erfolg im folgenden Jahr wiederholen (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
So eindrucksvoll wie zehn Jahre zuvor – SK Starnberg räumt Titel bei Zugspitz-Bezirksmeisterschaft 1974 ab
Die Zugspitz-Bezirksmeisterschaft 1964 in Fürstenfeldbruck zählt sicherlich zu den legendärsten Veranstaltungen der Starnberger Klubgeschichte. Denn den Kreisstädtern gelang das seltene Kunststück, sämtliche Wettbewerbe der Meisterschaft für sich zu entschieden. So siegten die SKS-Akteure im Meisterturnier (der heutigen Meisterklasse I), dem Vorturnier (der heutigen Meisterklasse II) und der Jugend-Einzelmeisterschaft (siehe Kapitel 4).
Exakt zehn Jahre nach ihrem totalen Triumph auf Zugspitzebene gelang es den Seestädtern bei den in Weilheim ausgetragenen Bezirkswettkämpfen erneut, die Wettbewerbe im Senioren- und Jugendbereich zu gewinnen. Da das Vorturnier bei der aktuellen Meisterschaft entfiel, wurden insgesamt nur zwei Turniere gespielt. Die Seniorenklasse war dabei Chefsache: Starnbergs Vereinsleiter Reinhard Popp sicherte sich ungeschlagen mit 6,5 Punkten aus acht Partien den Titel. Knapp geschlagen geben musste sich Günther Bechtold (SC Untermühlhausen). Der Zugspitzmeister aus dem Jahr 1972 kam zwar wie Popp auf 6,5 Zähler, wies jedoch eine etwas schlechtere Buchholzwertung auf. Auf dem Bronzerang landete Dieter Weiskopf (5,5) vom Ausrichterverein SC Weilheim-Peißenberg.
Bei den Jugendlichen gab es – wie im Jahr 1964 – einen Starnberger Doppelsieg. Der 18-jährige Martin Fuchs gewann analog zu Jugendleiter Reinhard Popp mit 6,5 Punkten aus acht Partien vor seinem 16 Jahre alten Teamkollegen Thomas Lochte (5,5). Auf den Bronzerang landete der 13-jährige Toni Graßl (ebenfalls 5,5) vom SC Hohenpeißenberg.
Bedeuteten die Starnberger Triumphe bei der Zugspitz-Bezirksmeisterschaft 1974 einerseits das Ende einer über Jahre andauernden, titellosen Durststrecke, so markierten sie gleichzeitig den Beginn einer beispiellosen Siegesserie. Zwischen 1974 und 1979 stellten die Kreisstädter bei jeder Auflage der Meisterschaft den Sieger in der höchsten Senioren- bzw. Meisterklasse – eine eindrucksvolle Dominanz!
Reinhard Popp hieß der strahlende Sieger des Seniorenturniers der Zugspitz-Bezirksmeisterschaft 1974 in Weilheim. Neben Popp komplettierten Martin Fuchs und Thomas Lochte mit einem Doppelsieg im Jugendturnier die souveräne Starnberger Vorstellung (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
Bezirks-Jugendmeister schlägt Bezirks-Seniorenmeister – Fuchs gewinnt Biberthaler- und Wanderpokal-Turnier
Nur wenige Wochen nach ihren Erfolgen bei der Zugspitz-Bezirksmeisterschaft spielten Reinhard Popp und Martin Fuchs im direkten Duell erneut um einen Titel. Sie trafen im Finale des Biberthaler- und Wanderpokal-Turniers aufeinander. Mit den schwarzen Steinen spielend, gelang dem Gymnasiasten dabei tatsächlich die Überraschung. In einer Grünfeld-Indischen Partie besiegte er seinen Lehrmeister und gewann nach seinem Sensationserfolg bei der Stadtmeisterschaft 1972 zum zweiten Mal ein Starnberger Seniorenturnier.
Der Turniersieg des spielstärksten SKS-Talents war jedoch nicht der einzige Höhepunkt in dem K.o.-Wettbewerb. Auch mit dem 4. Platz der einzigen Dame im 16-köpfigen Teilnehmerfeld, Inge Schönfelder, konnte nicht unbedingt gerechnet werden. Die 51-jährige Starnbergerin besiegte in den ersten beiden Runden jedoch Wilhelm Nägle und Hans Lehner und konnte damit im Endklassement unter anderem Klubmeister Klaus Wendland hinter sich lassen. Dieser war bereits in der 2. Runde ausgeschieden – gegen den späteren Turniersieger Martin Fuchs.
Jugend schlägt Erfahrung: nur wenige Wochen nach seinem Titelgewinn bei der Zugspitz-Bezirksmeisterschaft 1974 konnte Martin Fuchs Vereins- und Jugendleiter Reinhard Popp im Endspiel des Biberthaler- und Wanderpokal-Turniers bezwingen (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Nächste Titel für Martin Fuchs – 18-Jähriger siegt bei Stadt- und Klubmeisterschaft der Starnberger Jugend
Die Titeljagd von Martin Fuchs in der Spielzeit 1973/74 war mit dem Erfolg beim Biberthaler- und Wanderpokal-Turnier keineswegs beendet. Obwohl der 18-jährige Schüler bereits mehrfach bei Seniorenturnieren für Aufsehen gesorgt hatte, war er immer noch für Jugendwettbewerbe spielberechtigt. Genau in diesen folgten die nächsten Triumphe für das Ausnahmetalent.
Im Herbst 1973 gewann Fuchs zum zweiten Mal hintereinander die Starnberger Jugend-Stadtmeisterschaft. Bei dem mit 16 jungen Denksportlern besetzten Wettbewerb siegte er mit 4,5 Punkten aus fünf Partien vor Thomas Lochte und Max Geierhos (beide 4,0). Damit durfte der Gymnasiast den von der Stadtverwaltung gestifteten Siegerpokal behalten.
Beim nächsten Starnberger Jugendturnier fiel der Erfolg von Fuchs noch deutlicher aus. Bei der von 16.01.-24.04.1974 ausgetragenen Jugend-Klubmeisterschaft, die wie der Seniorenwettbewerb mit zwei Spielstärkegruppen stattfand, erzielte er in den acht Runden der A-Klasse beeindruckende 7,5 Punkte. Damit distanzierte Fuchs seine Verfolger Thomas Lochte und Martin Wickler (je 5,5) um volle zwei Zähler. Überraschend kam der Turniersieg von Fuchs selbstredend nicht: bereits in den beiden Vorjahren hatte er den Wettbewerb für sich entschieden.
Titeljäger bei der Arbeit: trotz seiner immer stärker werdenden Konkurrenten Thomas Lochte und Martin Wickler gelangen Martin Fuchs in der Saison 1973/74 beim Klubturnier und bei der Stadtmeisterschaft der Starnberger Jugend souveräne Triumphe (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
Besonders das famose Ergebnis von Fuchs bei der Starnberger Jugend-Klubmeisterschaft 1974 fand auch in den regionalen Medien Anklang. Es war sein dritter Sieg bei diesem Wettbewerb am Stück (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Fuchs dominiert auch auf oberbayerischer Ebene, Popp/Lochte im Mittelfeld & Achtungserfolg für Evelin Fritscher
Die traumhafte Saison von Martin Fuchs ging bei der Oberbayerischen Jugend-Einzelmeisterschaft von 21.-24.05.1974 in Miesbach weiter. Obwohl es für den 18-Jährigen die erste Teilnahme bei dem Wettbewerb überhaupt war, gewann der Gymnasiast gleich den Titel – und erneut zeigte er eine dominante Vorstellung. In dem 16-köpfigen Starterfeld erzielte Fuchs 5,5 Punkte aus sieben Partien und lag damit deutlich vor dem zweitplatzierten Neuaubinger Wipperling und dem Panger Spieler Höller (jeweils 4,5).
Fuchs‘ Teamkollege Thomas Lochte sammelte bei dem Wettbewerb 3,5 Zähler und schloss das Turnier auf Rang 9 ab. Ebenfalls auf einem Mittelfeldplatz landete Reinhard Popp bei der Oberbayerischen Einzelmeisterschaft der Senioren. Der Zugspitz-Bezirksmeister belegte unter 18 Teilnehmern den 8. Platz.
Erstmals auf ihr großes Schachtalent aufmerksam machte indes Evelin Fritscher im Oberbayerischen Damenturnier. Unter sieben Starterinnen sichert sich die 15-jährige Starnbergerin den Bronzerang. Damit ließ sie unter anderem die amtierende Zugspitz-Bezirksmeistern, Frau Bayerl aus Neuaubing, hinter sich.
König von Miesbach: mit beeindruckenden 5,5 Punkten aus sieben Partien sicherte sich Martin Fuchs den Titel bei der Oberbayerischen Jugend-Einzelmeisterschaft 1974. Damit qualifizierte sich der 18-Jährige für die Bayerischen Titelkämpfe (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Die regionalen Medien waren ebenfalls beeindruckt von der Vorstellung des neuen Oberbayerischen Jugendmeisters Martin Fuchs. Doch auch das erste spielerische Ausrufezeichen der 15-jährigen Evelin Fritscher wurde gewürdigt (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Unter Bayerns Besten: Platz 6 für Martin Fuchs bei Bayerischer Jugend-EM & Aufnahme in Freistaat-Auswahlteam
Nach seinem souveränen Titelerfolg bei der Oberbayerischen Jugend-Einzelmeisterschaft stellte sich Martin Fuchs dem Kräftemessen mit Bayerns besten Jugendlichen – und erneut konnte der 18-Jährige überzeugen. Obwohl diesmal kein Turniersieg für den Schüler heraussprang, bedeutete seine Ausbeute von 5,0 Punkten aus neun Punkten ein mehr als respektables Ergebnis. Fuchs landete damit auf dem 6. Platz unter 20 Teilnehmern.
Diesmal zwar kein Titelgewinn, aber erneut eine starke Vorstellung: mit seinem 6. Platz bei der Bayerischen Jugend-EM 1974 zeigte Martin Fuchs, dass er zu den größten Schachtalenten im Freistaat zählte (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
Sein starkes Abschneiden bei der „Bayerischen“ bescherte Fuchs ein besonderes Schmankerl: der Gymnasiast durfte bei der Deutschen Jugend-Mannschaftsmeisterschaft 1974 in Frankfurt/Main starten. An dem Wettbewerb nahmen 16 Teams á sechs Spieler aus nahezu allen deutschen Landesverbänden teil. Für den Freistaat gingen zwei Sextette ins Rennen. Martin Fuchs stellte das Spitzenbrett von Bayern II. Gegen durchweg sehr starke Gegnerschaft ergatterte er 2,0 Punkte aus sieben Partien. Damit verhalf er seinem Team zu einem hervorragenden 5. Platz. Am guten Ergebnis von Bayerns zweiter Garde hatte aber auch Dr. Reinhard Popp gehörigen Einfluss. Der SKS-Vereinsleiter zählte in seiner Funktion als Oberbayerischer Jugendleiter zu den Betreuern des Teams.
Dank seiner vorderen Platzierung bei der Bayerischen Jugend-EM durfte Martin Fuchs (im Bild links neben Christian Schubert aus Oberfranken) das Team „Bayern II“ an Brett 1 bei der Deutschen Jugend-Mannschaftsmeisterschaft 1974 in Frankfurt vertreten (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
Fuchs & Lochte auch gemeinsam erfolgreich – in Starnberger Jugendmannschaft & auf bayerischer Ebene
Obwohl er seine größten Erfolge in der Spielzeit 1973/74 bei Einzelturnieren erzielte, zeigte Martin Fuchs sein enormes Talent auch in Teamwettbewerben – nicht nur auf bundesdeutscher Ebene. In Starnbergs erster Senioren-Mannschaft war der 18-Jährige bereits Stammspieler und verbuchte bei sechs Einsätzen in der Kreisliga respektable 3,0 Punkte. Noch besser waren seine Ergebnisse in den diversen Jugendteams, in denen er spielte.
Der SK Starnberg war seinerzeit mit zwei Teams am Jugend-Spielbetrieb vertreten. Während die besten Talente des Klubs in der Bezirks-Jugend-Mannschaftsmeisterschaft antraten, sammelten die übrigen SKS-Nachwuchskräfte in der Jugend-A-Klasse Wettkampferfahrung. Fuchs bildete zusammen mit Thomas Lochte, Otto Fritscher und Michael Rudhart das Stammpersonal von Starnbergs Bezirksligateam. Das Quartett erzielte in sechs Runden 8:4 Mannschafts- und 15,0 Brettpunkte. Damit wurde man hinter dem überlegenen Siegerteam aus Neuaubing Vizemeister und qualifizierte sich für die neu geschaffene Oberbayerische Jugend-Kreisliga. Fuchs selbst war mit 3,0 Punkten aus fünf Partien erneut eine Stütze des Teams, klarer Topscorer war jedoch Thomas Lochte an Brett 2 (5,0/6).
Auch Starnbergs zweite Jugendmannschaft schlug sich achtbar. In der A-Klasse belegten die Kreisstädter mit 7:5 Mannschafts- und 14,0 Brettpunkten den 4. Platz unter sieben Teams. Neben Vielspieler Rudhart, der in beiden SKS-Mannschaften antrat und insgesamt neun Partien (bei 6,0 Punkten) absolvierte, konnten in Starnbergs „Zweiter“ Evelin Fritscher, Martin Wickler und Max Geierhos (alle jeweils 3,5/6) überzeugen.
Die Starnberger Jugend war Mitte der 70er-Jahre sowohl in der Spitze als auch in der Breite auf Augenhöhe mit den besten Vereinen im Bezirk Zugspitze: so konnten in der Saison 1973/74 beide SKS-Nachwuchsteams in ihren Ligen überzeugen (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
Auch die Einzelergebnisse der Starnberger Schachtalente konnten sich in der Spielzeit 1973/74 sehen lassen. Als fleißigster Punktesammler überzeugte der 18-jährige Thomas Lochte, der in der Bezirks-Jugendliga fünf Punkte aus sechs Partien erzielte (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Martin Fuchs und Thomas Lochte traten jedoch nicht nur für die Starnberger Jugendmannschaft an, beide waren auch in diversen regionalen und überregionalen Auswahlteams unterwegs. Während Fuchs eine Bayern-Auswahl bei der Deutschen Jugend-Mannschaftsmeisterschaft anführte (siehe oben), verstärkte Lochte ein Jugend-Zugspitz-Team bei der Oberbayerischen Jugend-Mannschaftsmeisterschaft von 20.-21.04.1974 in Freising. Die Zugspitz-Bezirksauswahl gewann durch einen 4,5:1,5-Erfolg gegen die Freisinger Lokalmatadoren sowie einem 3:3-Unentschieden gegen die Auswahl aus Inn-Chiemgau den Titel. Lochte steuerte hierzu ein Remis aus zwei Partien bei.
Nicht nur Martin Fuchs war öfter außerhalb Starnbergs unterwegs, auch Thomas Lochte verstärkte regelmäßig Jugend-Auswahlteams wie bei der Oberbayerischen Jugend-Mannschaftsmeisterschaft 1974 in Freising, wo „Team Zugspitze“ den Titel gewann (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
Gelegentlich wurden Fuchs und Lochte auch in dasselbe Auswahlteam einberufen. Genau dieser Fall trat bei der Bayerischen Jugend-Mannschaftsmeisterschaft 1974 in Erlangen ein. Die beiden Starnberger Talente kamen im „Team Oberbayern“ zum Einsatz – Lochte spielte an Brett 5, während Fuchs einmal mehr am Spitzenbrett sein Können zeigte. Für Ihre Mannschaft lief der Wettbewerb nicht ganz ideal, man musste sich am Ende mit Rang 7 zufriedengeben.
SK Starnberg kehrt in den „Tutzinger Hof“ zurück – Einweihungsfeier mit Ehrung von Jubilaren
Während die Jugendlichen des SK Starnberg also gleich mehrfach für Furore sorgten, hatten im Frühjahr 1974 auch die Senioren im Verein etwas zu feiern. Denn der Klub hatte endlich wieder ein Spiellokal mitten in der Stadt! Nachdem die SKS-Akteure bereits in zahlreichen Starnberger Gastronomiebetrieben (meist kurzzeitig) Unterschlupf gefunden hatten, überraschte es wenig, dass man auch das neue Domizil schon einmal bewohnt hatte. Die Schachspieler trugen ihre Partien nun wieder im „Tutzinger Hof“ aus, wo sie bereits zwischen 1921 und 1930 untergekommen waren (siehe Kapitel 1). Neben den Überzeugungskünsten von Klubchef Dr. Reinhard Popp war hierfür auch das Verständnis der Pächterfamilie Peil für die Konsumgewohnheiten der Denksportler verantwortlich. Erst einige Jahre später sollten die überschaubaren Verköstigungsausgaben der Schachspieler erneut zum Problem werden.
Durch den Umzug vom Schloß Buchhof in den wesentlich besser erreichbaren „Tutzinger Hof“ konnten sowohl die Mannschaftskampfsaison 1973/74 ordnungsgemäß beendet als auch der interne Spielbetrieb sichergestellt werden. Als eine der ersten Veranstaltungen in der neuen Heimstätte des Klubs fand im Mai 1974 jedoch eine Feier zur Ehrung mehrerer verdienter Mitglieder statt. Bei Kaffee und Kuchen sowie ohne Schachbretter am Tisch wurden folgende Ereignisse von Vereinsleiter Dr. Reinhard Popp gewürdigt:
- 80. Geburtstag von Gründungs- und Ehrenmitglied Christian Gerstetter
- 70. Geburtstag von Gründungs- und Ehrenmitglied Georg Biberthaler
- 40 Jahre Mitgliedschaft von Ehrenmitglied Rudolf Popp
- 25 Jahre Mitgliedschaft von Erich Haßler, unter anderem Sieger des Heinrich Wieland-Wanderpokalturniers 1952 und Starnberger Stadtmeister 1965
Mit Ausnahme des erkrankten Georg Biberthaler waren alle Jubilare vor Ort. Besondere Aufmerksamkeit erhielten dort aber nicht nur die Geehrten, sondern auch zwei Schach-Fotoalben von Dr. Reinhard Popp. Der SKS-Klubchef hatte darin zahlreiche Dokumente und Bilder aus den Spielzeiten 1970/71 und 1971/72 festgehalten. Die Festgäste waren sichtlich beeindruckt und zeigten großes Interesse, in Erinnerungen an die jüngere Klubgeschichte zu schwelgen.
Bild links: SKS-Vereinsleiter Dr. Reinhard Popp (im Hintergrund) eröffnet das Treffen; Bild rechts (v.l.): Karl Schauer und Jubilar Christian Gerstetter.
Bild links: Franz Karner (ganz li.) und Kassier Helmut Haase (2.v.re.) studieren die Fotoalben von Dr. Popp, Irmgard Karner und Vize-Vorsitzender Friedrich Bourquin sehen zu; Bild rechts: auch Jubilar Rudolf Popp (ganz re.) schmökert in einem Album, während sich Bourquin lieber unterhält.
Bild links: großes Interesse an den Fotoalben auch bei Jubilar Erich Haßler (ganz li.), Ehrenmitglied Wilhelm Nägle und Inge Schönfelder; Bild rechts: Otto Lehmann und Gattin sind ebenfalls im Bilderstudium vertieft (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
Wenn’s blitzt, siegt der Chef – Dr. Reinhard Popp gewinnt Sommerturnier und wird dreimaliger Jahresblitzmeister
Bei seinen vielen Funktionärstätigen konnte man leicht vergessen, dass Dr. Reinhard Popp weiterhin ein sehr aktiver und erfolgreicher Schachspieler war. Dabei brillierte der 28-jährige Ingenieur nicht nur bei Wettbewerben mit langer Bedenkzeit, sondern oft auch im Blitzschach. Bestes Bespiel: Dr. Popps Triumph bei der Premiere eines an vier Spielabenden ausgetragenen Sommerblitzturniers im Jahr 1974.
Mit dem Wettbewerb sollten die turnierfreie Zeit in der Jahresmitte überbrückt und zudem die SKS-Mitglieder mit dem „Tutzinger Hof“ als neuem Spiellokal vertraut gemacht werden. Insgesamt 14 Denksportler folgten dem Aufruf und spielten 672 Blitzpartien. Der Modus für die Endplatzierungen wurde analog zur Jahresblitzmeisterschaft ausgelegt: es zählte der Prozentsatz aus den erzielten Punkten im Verhältnis zu den gespielten Partien. So kamen auch Spieler in die Schlusswertung, die nicht an allen Turnierabenden teilnahmen – man durfte bloß nicht weniger als 16 Partien gespielt haben! Turnierfavorit Dr. Popp siegte schließlich mit 34,0 Zählern aus 38 Partien (89,4%) vor Irmgard Karner (27,5/38; 72,3%) und Martin Wickler (18,0/27; 66,7%).
Premiere geglückt: das an vier Spielabenden ausgetragene Sommerblitzturnier des SK Starnberg im Jahr 1974 wurde von den Mitgliedern gut besucht. Neben dem souveränen Sieg von Dr. Reinhard Popp wartete der 17-jährige Martin Wickler mit Rang 3 auf (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Ein ähnliches Bild wie beim Sommerblitzturnier zeigte sich bei der Jahresblitzmeisterschaft 1973/74: auch hier war Dr. Popp eine Klasse für sich. Er spielte nicht nur die mit Abstand meisten Blitzpartien (97). Auch seine Gewinnquote lag mit 87,1% klar über den Werten des zweitplatzierten Günther Decker (26,5/33; 80,3%) und von Martin Fuchs auf Platz 3 (32,0/42; 76,1%). Der SKS-Klubchef war damit nach seinen Erfolgen in den beiden Vorjahren zum dritten Mal Jahresblitzmeister! Interessanterweise war ihm im Anschluss aber kein weiterer Titel in dem Wettbewerb vergönnt. Denn die von ihm trainierten Starnberger Jugendspieler sollten in den kommenden Jahren die Vereinsturniere im Fünf-Minuten-Schach dominieren und den Gewinner der Jahresblitzmeisterschaft unter sich ausmachen.
Titel-Hattrick für den Klubchef: zum dritten Mal in Folge wurde Dr. Reinhard Popp in der Saison 1973/74 Starnberger Jahresblitzmeister. Der 3. Platz des 18-jährigen Martin Fuchs deutete aber an, dass die Wachablösung in dem Wettbewerb schon begonnen hatte (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Auf die beeindruckenden Blitzschach-Erfolge von Dr. Reinhard Popp in der Spielzeit 1973/74 und das allgemein hohe Interesse am Blitzschach im Schachklub Starnberg wiesen auch die regionalen Medien hin (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Durch seinen Erfolg bei der Jahresblitzmeisterschaft kam Dr. Reinhard Popp die angenehme Ehre zuteil, bei der Jahres-Hauptversammlung des SK Starnberg – gleichbedeutend mit der zuvor als „Generalversammlung“ bezeichneten Veranstaltung – im Herbst 1974 selbst ausgezeichnet zu werden. Daneben konnte der SKS-Vereinsleiter zusammen mit Spielleiter Josef Haberger auf die weiteren Erfolge des Klubs – besonders im Jugendbereich – verweisen. Über allem stand die Erleichterung, dass die Schachspieler endlich wieder in einer zentral gelegenen Unterkunft spielen konnten – was für ein Unterschied zur Situation noch ein Jahr zuvor!
Was für einen Unterschied ein Jahr ausmacht: während der SK Starnberg im Sommer 1973 ohne Spiellokal dastand und der Spielbetrieb für mehrere Wochen ruhte, konnte bei der Jahres-Hauptversammlung im Herbst 1974 fast nur Positives berichtet werden (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Nach dem Hattrick als Jahresblitzmeister das Double bei der Stadtmeisterschaft – Dr. Popp weiter auf Rekordjagd
Nachdem die Starnberger Stadtmeisterschaft im Jahr 1973 mangels Spiellokal erstmals ausgefallen war, kam der Fortsetzung des Wettbewerbs im Herbst 1974 eine besondere Bedeutung zu. Nicht nur war die insgesamt zehnte Auflage des Turniers mit 18 Teilnehmern verhältnismäßig gut besucht. Dank der Beteiligung mehrerer Akteure aus der 1. Mannschaft war die Spielstärke innerhalb des Feldes auch ausgesprochen hoch. Dies musste unter anderem Martin Fuchs erfahren. Der erfolgsverwöhnte Ausnahmejugendliche landete mit 2,5 Punkten aus sechs Partien lediglich auf Rang 13. An der Tabellenspitze lieferten sich hingegen Jahresblitzmeister Dr. Reinhard Popp und Klubmeister Klaus Wendland ein Kopf-and-Kopf-Duell. Am Ende setzte sich der SKS-Vereinsleiter mit beachtlichen 5,5 Zählern vor Wendland (5,0) durch. Auf dem Bronzerang landete mit Respektsabstand Erich Haßler (4,0). Für Dr. Popp war es nach seinem Premierentriumph im Jahr 1970 der zweite Stadtmeistertitel.
Würdiges Jubiläumsturnier: bei der zehnten Auflage der Starnberger Stadtmeisterschaft im Jahr 1974 waren sowohl das spielstarke, 18-köpfige Starterfeld als auch das Endergebnis von Sieger Dr. Reinhard Popp mit 5,5 Punkten aus sechs Partien beachtlich (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Leider fiel das Interesse an der folgenden Stadtmeisterschaft im Jahr 1975 deutlich geringer aus. Hierfür meldeten sich nur zwölf Denksportler an, die Hälfte davon kam aus der Jugendabteilung des Klubs. Deren stärkster Vertreter war einmal mehr Martin Fuchs. Der 19-Jährige zeigte, dass sein bescheidenes Abschneiden im Vorjahr nicht mehr als ein Ausrutscher war. Er erzielte nicht weniger als 4,5 Punkte aus fünf Partien und musste sich lediglich wegen einer schlechteren Buchholzwertung mit dem Vizerang begnügen. Den Titel sicherte sich wie im Vorjahr Dr. Reinhard Popp, der Bronzerang ging an den SKS-Vizevorsitzenden Friedrich Bourquin (4,0). Für Dr. Popp indes hatte sein erneuter Stadtmeister-Coup einen angenehmen Nebeneffekt. Da er der erste Spieler war, der den Wettbewerb drei Mal gewann, durfte er den im Jahr 1963 von der Stadt Starnberg gestifteten Siegerpokal behalten.
Mit Doppelerfolg zum Pokalerwerb: dank seiner Stadtmeisterschaftstitel in den Jahren 1974 und 1975 wurde Dr. Reinhard Popp der erste Spieler, der das Turnier drei Mal gewann. Damit durfte er den von der Stadt Starnberg gestifteten Siegerpokal behalten (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Über fünf Monate konstant wie ein Uhrwerk – Klaus Wendland wird erneut ungeschlagen Klubmeister
Während Dr. Reinhard Popp im Jahr 1975 seinen Titel bei der Starnberger Stadtmeisterschaft verteidigte, gelang selbiges Klaus Wendland bei der Klubmeisterschaft. Dem 24-jährigen Spitzenspieler der 1. Mannschaft gelang dabei ein besonderes Kunststück: er gewann das Meisterturnier mit exakt dem gleichen Ergebnis wie im Vorjahr! Erneut blieb Wendland in acht Partien ungeschlagen und erzielte dabei 6,5 Punkte. Anders als ein Jahr zuvor musste sich der Student in dem fünf Monate dauernden Wettbewerb eines am Ende punktgleichen Widersachers erwehren – dem Vorjahresdritten Dr. Popp. Während der SKS-Klubchef bei der Stadtmeisterschaft noch das Wertungsglück auf seiner Seite hatte, ließ es ihn diesmal im Stich. Hauptverantwortlich dafür war eine Niederlage gegen Martin Fuchs, der sich mit 5,0 Zählern Platz 3 sicherte.
Ließ sich auch von seinem stärksten Widersacher Dr. Reinhard Popp nicht aus der Ruhe bringen: Klaus Wendland verteidigte im Jahr 1975 seinen Titel als Starnberger Klubmeister. Mit 6,5 Punkten aus acht Partien erzielte er dasselbe Ergebnis wie im Vorjahr (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
Auch die regionalen Medien würdigten den alten und neuen Klubmeister Kaus Wendland. Ebenso wurde die Spannung im Abstiegskampf innerhalb der Meisterklasse und die allgemein gute Turnierabwicklung über fünf Monate hinweg gelobt (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Fast perfekte Mannschaftskampfsaison – „Zweite“ steigt aus A-Klasse auf, 1. Mannschaft wird Kreisliga-Vizemeister
Die Protagonisten der Klubmeisterschaft – Klaus Wendland, Dr. Reinhard Popp und Martin Fuchs – spielten auch in der Kreisliga-Saison 1974/75 der 1. Mannschaft eine tragende Rolle. An den ersten drei Brettern des Teams aufgestellt, erzielte das Trio eine famose Punkteausbeute. Als fleißigster Punktesammler entpuppte sich Fuchs, der nicht weniger als 7,5 Zähler aus neun Partien verbuchte. Wendland am Spitzenbrett (6,5/9) und Dr. Popp (5,5/9) standen ihm jedoch kaum nach. Angetrieben von ihren Spitzenspielern erkämpfte sich die „Erste“ sechs Saisonsiege und ein Remis. Damit standen die Kreisstädter am Ende punktgleich mit dem SK Ingolstadt, die man im direkten Duell 5:3 besiegte, an der Tabellenspitze. Lediglich die bessere Brettpunktezahl entschied das Aufstiegsrennen zugunsten der Donaustädter.
Was der 1. Mannschaft versagt blieb, gelang Starnbergs zweiter Garnitur. Zwei Jahre nach dem Abstieg aus der Bezirksliga belegte das Team den Spitzenrang in der A-Klasse I und kehrte in die Bezirksmeisterschaft zurück. In einem spannenden Vierkampf ließ die „Zweite“ mit 7:3 Zählern Unterpfaffenhofen II, Gräfelfing III und Olching II (alle jeweils 6:4) hinter sich. Auch hier waren die Spitzenspieler der Schlüssel zum Erfolg. Am Spitzenbrett glänzte Otto Daxlberger (zwei Punkte aus zwei Partien) ebenso wie der dahinter spielende Thomas Lochte (2,5/3). Aber auch die Ergebnisse von Franz Karner (3,0/5), Starnbergs Spielleiter Josef Haberger (3,5/5) sowie von Dietmar Prokle (3,0/5) und dem Jugendlichen Martin Wickler (2,0/3) konnten sich sehen lassen.
Einmal Meister, einmal Vizemeister: Die Starnberger Erwachsenenteams erzielten in der Saison 1974/75 unter anderem dank starker Leistungen mehrerer Jugendspieler exzellente Ergebnisse (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
Beeindruckendes Spitzentrio und talentierter Nachwuchs: neben den Top-Spielern Klaus Wendland, Dr. Reinhard Popp und Martin Fuchs punkteten in der Ligasaison 1974/75 auch die Jugendlichen Thomas Lochte und Martin Wickler überdurchschnittlich gut (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Trotz des knapp verpassten Aufstiegs in die Landesliga gab es mehrere positive Berichte zu den Leistungen von Starnbergs 1. Mannschaft. Dabei wurde gewürdigt, dass das Team den Abgang von Spitzenspieler Manfred Kern vor Saisonbeginn gut wegsteckte (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Kurioses Ende des Zugspitz-Mannschaftspokalturniers 1975 oder die Kunst, ohne Sieg einen Pokal zu gewinnen
Das Zugspitz-Mannschaftspokalturnier konnte zweifellos als Stiefkind im Turnierkalender des SK Starnberg bezeichnet werden. In der Saison 1967/68 mit damals 16 Teilnehmervereinen ins Leben gerufen, gewannen die Seestädter die Premierenauflage (siehe Kapitel 4). Außer einer weiteren Finalteilnahme im Jahr 1971 gab es für den Klub in den Folgejahren keine weiteren Erfolge mehr in dem Wettbewerb. Auch das Interesse der übrigen Vereine im Schachkreis Zugspitze hielt sich in überschaubaren Grenzen. Die Teilnehmerzahl lag regelmäßig im mittleren einstelligen Bereich, zudem wurden zahlreiche Begegnungen kampflos entschieden.
Daran änderte auch eine im Jahr 1970 eingeführte Handicap-Regel wenig. Danach schied eine Mannschaft, die in einer höheren Liga spielte als das gegnerische Oktett, bei einem 4:4-Remis aus. Zudem musste der Sieg des Favoritenteams umso höher ausfallen je größer die Differenz der Spielklassen zwischen beiden Kontrahenten war. Von dieser Regel profitierte besonders der SC Peiting, der 1972 als A-Klassist und ein Jahr später als Zugspitz-Bezirksligist das Turnier gewann. In beiden Spielzeiten gingen mehrere Begegnungen der Oberländer Unentschieden aus, manchmal verloren sie sogar (wie bei einer 3:5-Niederlage in der Saison 1971/72 gegen Starnberg). Doch aufgrund der Handicap-Regel durften sie trotzdem weiterspielen und am Ende triumphieren.
Weitere unterklassige Teams folgten dem Beispiel Peitings allerdings nicht, daher wurde das Pokalturnier mangels Teilnehmerinteresses im Jahr 1974 abgeschafft. Beendet war der Wettbewerb jedoch noch nicht, da laut Spielordnung der Wanderpokal von einem Klub drei Mal gewonnen werden musste, um in dessen Besitz überzugehen. Um nun auf einfache Weise einen Gesamtsieger des Wettbewerbs zu ermitteln, entschied sich die Spielleitung im Schachkreis Zugspitze für einen Modus, der in ähnlicher Form zum Abschluss der Starnberger Silvester-Blitzturniere im Mai 1970 angewandt wurde (siehe Kapitel 4). Wie damals sollte ein Endturnier durchgeführt werden, zu dem die bisherigen Sieger des Wettbewerbs eingeladen wurden und dessen Gewinner den Pokal endgültig behalten sollte.
Neben dem SK Starnberg und dem SC Peiting hatten auch der SK Gräfelfing und der SC Neuaubing das Pokalturnier mindesten einmal gewonnen. Das Quartett wurde daher nach Ammerland eingeladen, wo am 08.05.1975 in zwei K.o.-Runden der finale Wanderpokalsieger ausgespielt werden sollte. Die Starnberger Delegation erwischte mit dem Oberligisten aus Gräfelfing den Turnierfavoriten und verlor sang- und klanglos 1:7. Mehr Dramatik bot das andere Halbfinale. Hier trennten sich Bezirksligist Peiting und Landesligist Neuaubing 4:4-Unentschieden, war den Peitingern erneut dank der Handicap-Regel zum Weiterkommen reichte. Diese sollte auch im Finale das Zünglein an der Waage sein. Denn obwohl Gräfelfing gegen Peiting 5:3 gewann, ging der Pokal ins Oberland. Da Gräfelfing drei Ligen höher als ihre Endspielkonkurrenten angesiedelt war, hätten sie mit 5,5:2,5 triumphieren müssen!
Erneut Starnberger Festspiele bei Bezirksmeisterschaft – Fuchs holt Seniorentitel, Lochte wird Jugendmeister
Deutlich besser als beim Zugspitz-Mannschaftspokalturnier lief es für den SK Starnberg bei den Bezirksmeisterschaften im Kreis Zugspitze. Nachdem die SKS-Akteure bei der Veranstaltung im Jahr 1974 das Senioren- und Jugendturnier für sich entscheiden konnten, wiederholten sie ihren Coup ein Jahr später. Bei den diesmal vom Schachklub Gauting anlässlich seines 25-jährigen Bestehens ausgerichteten Titelkämpfen landeten die Seestädter im Herrenwettbewerb dank Martin Fuchs und Dr. Reinhard Popp einen Doppelsieg. Bei den Jugendlichen triumphierte nach seinem Vizetitel im Vorjahr der 17-jährige Thomas Lochte. Den starken Starnberger Auftritt rundete die 16 Jahre alte Evelin Fritscher mit dem dritten Platz im Damenturnier ab.
Den größten Applaus erntete aber einmal mehr Martin Fuchs. Der 19-jährige Bezirks-Jugendmeister von 1974 befand sich in dem achtrundigen Seniorenturnier von Beginn an in der Spitzengruppe und erzielte aus seinen ersten sieben Partien 5,5 Punkte. Damit saß er in der Endrunde am Spitzenbrett seinem Klubkollegen Dr. Reinhard Popp gegenüber. Der Starnberger Vereins- und Jugendleiter hatte sich zwar ebenso viele Zähler wie Fuchs erspielt. Da er jedoch mit 1,5 Punkten aus den ersten drei Runden nur mäßig gestartet war, traf er im weiteren Turnierverlauf auf die etwas schwächeren Gegner und wies damit eine niedrigere Buchholzwertung auf. Im direkten Duell konnte Dr. Popp seinem besten Schüler jedoch nicht mehr als Remis abringen und musste sich mit Platz 2 abfinden. Auf dem Bronzerang landete – ebenfalls mit 6,0 Punkten – der Neuaubinger Günter Weiland.
Kurioserweise standen auch im Jugendturnier nach acht Runden drei Spieler mit jeweils 6,0 Punkten an der Spitze. Dank der mit Abstand besten Buchholzwertung von 42,0 ging der Titel schließlich an Thomas Lochte. Das Starnberger Nachwuchstalent verwies den Vorjahresdritten Toni Graßl vom SC Hohenpeißenberg (Buchholzwertung: 38,0) und den Peitinger Norbert Kluger (37,5) auf die Plätze.
Im Damenturnier musste sich Evelin Fritscher mit 4,0 Punkten aus acht Partien und dem dritten Platz zufriedengeben. Den Titel gewann die Gröbenzellerin Sybille Weicker (6,5) vor Brigitte Spohn aus Wolfratshausen (5,5). Die junge Starnbergerin zeigte aber schon bald, dass sie noch zu wesentlich größeren Erfolgen in der Lage war.
Zeigten ihr herausragendes Talent auch bei der Zugspitz-Bezirksmeisterschaft 1975 in Gauting: Martin Fuchs (links), Sieger des Seniorenturniers, und Thomas Lochte, Gewinner des Jugendwettbewerbs (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
„Von Starnberg lernen, heißt siegen lernen“ – zumindest galt dieses Motto bei der Zugspitz-Bezirksmeisterschaft 1975. Wie im Vorjahr gewannen die Kreisstädter die Wettbewerbe bei den Senioren und den Jugendlichen (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Vertauschte Rollen bei Obb. Einzelmeisterschaft – Fritscher gewinnt Damentitel, Lochte & Fuchs im Verfolgerfeld
Während bei der Zugspitz-Bezirksmeisterschaft 1975 Martin Fuchs und Thomas Lochte die Hauptrollen spielten, stahl ihnen bei der folgenden Oberbayerischen Einzelmeisterschaft in Bad Aibling Evelin Fritscher die Show. Die 16-jährige Schülerin feierte im Damenwettbewerb ihren ersten Turniererfolg! Mit 6,0 Punkten aus sieben Partien setzte sie sich in dem achtköpfigen Teilnehmerfeld vor Frau Kellermann (5,5) aus Fürstenfeldbruck und der Gröbenzellerin Weicker durch. Es sollte nicht Fritschers letzter Saisonerfolg bleiben.
Die Oberbayerische Damenmeisterin von 1975 bei der Arbeit: die 16-jährige Evelin Fritscher (rechts) zeigte unter anderem gegen Frau Weiskopf aus Hohenpeißenberg ihr großes Talent. Sie sollte auch bei den Bayerischen Wettkämpfen für Furore sorgen (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Nicht ganz nach Plan liefen die Titelkämpfe für Senioren-Bezirksmeister Martin Fuchs. Der 19-jährige Gymnasiast zog es vor, diesmal nicht im Herrenturnier, sondern wieder in der Jugendklasse zu starten. Am Ende des siebenrundigen Wettbewerbs musste er sich jedoch mit dem 4. Platz unter 16 Teilnehmern begnügen. Unmittelbar vor ihm landete Bezirksjugendmeister Thomas Lochte auf dem Bronzerang. In den Kampf um den Titel konnten beide Starberger Nachwuchstalente aber nicht eingreifen. Diesen sicherte sich der 19-jährige Neuaubinger Janos Vertesi, der das Turnier mit 6,5 Punkten und zwei Zählern Vorsprung auf Vizemeister Manfred Gradwohl aus Freising gewann.
Auch bei der Berichterstattung zu den Oberbayerischen Titelkämpfen im Jahr 1975 stand der Erfolg von Evelin Fritscher im Mittelpunkt. Die korrekte Schreibweise ihres Vornamens war indes noch nicht jedem Journalisten bekannt (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Auf den Spuren von Irmgard Karner – Evelin Fritscher wird 1975 in Starnberg Bayerische Mädchenmeisterin
Als im November 1961 die 34-jährige Irmgard Karner die Bayerische Damenmeisterschaft gewann (siehe Kapitel 4), erhielt Starnberg über Nacht eine Schachprinzessin. Es markierte den Beginn einer beeindruckenden Laufbahn mit zahlreichen Erfolgen bei nationalen und internationalen Frauenschachwettbewerben. Der bemerkenswerte Triumph von Evelin Fritscher beim Oberbayerischen Damenturnier im April 1975 ließ nun zarte Hoffnungen aufkeimen, dass der SK Starnberg eine Nachfolgerin seiner Grande Dame gefunden haben könnte.
Auch bei ihrem nächsten Auftritt nur wenige Wochen später sorgte die Teenagerin dafür, dass die Parallelen zu Karner weiter Gestalt annahmen. Denn Fritscher feierte wie ihre große Vorreiterin ebenfalls einen Titelgewinn auf bayerischer Ebene – allerdings nicht im Damenwettbewerb, sondern bei der erstmals in Bayern ausgetragenen Mädchen-Meisterschaft. Den Starnberger Schachklub freute Fritschers jüngster Coup in doppelter Hinsicht: als Ausrichter der Veranstaltung durfte man den Triumph der neuen Hoffnungsträgerin aus nächster Nähe verfolgen. Fritscher gewann das im „Tutzinger Hof“ ausgetragene Turnier ungeschlagen mit 4,0 Punkten aus fünf Partien vor der Straubingern Petra Bücherl und der Schwaben-Vertreterin Blattner (jeweils 3,5).
Durch ihren Turniersieg qualifizierte sich Fritscher für die Deutsche Mädchen-Meisterschaft in Wesel/Rhein. Sie schloss diesen Wettbewerb auf Platz 11 ab.
Gestatten, das neue Fräuleinwunder des SK Starnberg: die 16-jährige Evelin Fritscher gewann im Juni 1975 die in der Kreisstadt ausgetragene Bayerische Mädchen-Meisterschaft und weckte damit Erinnerungen an die Erfolge von Irmgard Karner (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
Kein Turniersieg, aber den jüngsten Spieler – SK Starnberg richtet Obb. Schüler-Einzelmeisterschaft aus
Die Bayerische Mädchen-Meisterschaft war nicht das einzige Turnier, dass der SK Starnberg im Jahr 1975 ausrichtete. Dank des neuen Spiellokals und seiner Doppelfunktion als SKS-Vereinsleiter und Oberbayerischer Jugendleiter sorgte Dr. Reinhard Popp dafür, dass im April 1975 auch die Premiere der Oberbayerischen Schüler-Einzelmeisterschaft in der Kreisstadt stattfand. So duellierten sich im „Tutzinger Hof“ über zwei Tage sechs Jugendliche im Alter zwischen 12 und 14 Jahren in einem Rundenturnier. Als bei Turnierende Christian Reilein vom MTV Ingolstadt, der Neuaubinger Holger Meyerheim und der Bezirksjugend-Vizemeister Toni Graßl (SC Hohenpeißenberg) mit je 4,0 Punkten aus fünf Partien gemeinsam an der Spitze lagen, musste die Titelentscheidung in einem doppelrundigen Blitzturnier zwischen dem Trio fallen. Hier erzielte Reilein 3,5 Punkte und setzte sich damit vor Graßl (1,5) und Meyerheim (1,0) durch.
Für den SK Starnberg gab es diesmal also keinen Turniersieg, dafür stellte der Ausrichterverein den jüngsten Teilnehmer – den 12-jährigen Sebastian Viering. Er durfte sich über einen Punkt im Rundenturnier und Platz 5 im Endklassement freuen.
Früh übt sich, wer ein Meister werden will: Sebastian Viering, auf dem Bild links mit den weißen Steinen, war mit 12 Jahren der jüngste Spieler der Oberbayerischen Schüler-Einzelmeisterschaft in Starnberg. Auf dem Bild rechts: Turniersieger Christian Reilein (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
Obwohl kein heimischer Spieler den Titel gewann, war die erste Oberbayerische Schüler-Einzelmeisterschaft 1975 ein Erfolg für den SK Starnberg – man meldete sich nach Jahren der Abstinenz wieder als Turnierveranstalter zurück (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Erfolg für SKS-Jugendtrio – Team Oberbayern wird Zweiter bei Bayerischer Jugend-Mannschaftsmeisterschaft
Während der Starnberger Schachklub in den jüngsten Nachwuchsklassen noch keine Ausnahmetalente vorweisen konnte, zählten bei den älteren Jugendlichen gleich mehrere Spieler zur oberbayerischen Spitze. Bester Beleg hierfür: zur Bayerischen Jugend-Mannschaftsmeisterschaft von 02.-06.09.1975 in Kitzingen wurden gleich drei SKS-Akteure eingeladen, um für „Team Oberbayern“ auf Punktejagd zu gehen. Bei dem Wettkampf traten je ein Sechserteam aus den sieben bayerischen Regierungsbezirken und eine Münchner Stadtauswahl in einem Rundenturnier gegeneinander an. Während die Teilnahme für Martin Fuchs (Brett 2) und Thomas Lochte (3) bereits Routine war, war der 18-jährige Martin Wickler (6) das erste Mal dabei. Er schlug sich bei seinen drei Einsätzen jedoch prächtig und erzielte zwei Punkte. Fuchs (4,5 Punkte) und Lochte (5,5) wurden in allen sieben Begegnungen eingesetzt. So hatte das Trio großen Anteil daran, dass „Team Oberbayern“ mit 9:5 Mannschafts- und 24,0 Brettpunkten das Turnier hinter dem souveränen Siegerteam aus Oberfranken (13:1 Zähler) auf dem Vizerang abschloss.
Dank drei Starnbergern zur Vizemeisterschaft: Martin Fuchs (oben rechts, mit Weiß spielend), Thomas Lochte (unten links, ebenfalls mit den weißen Steinen) und Martin Wickler (unten rechts, mit Schwarz spielend) erzielten bei der Bayerischen Jugend-Mannschaftsmeisterschaft 1975 in Kitzingen insgesamt 12,0 Brettpunkte. Damit sorgten sie für die Hälfte der Brettpunkte von „Team Oberbayern“ (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
Für Thomas Lochte sollte die kleine Enttäuschung, dass es mit „Team Oberbayern“ nicht ganz zum Titel reichte, bald verfliegen. Denn der 18-jährige Schüler wurde als einziger Starnberger Vertreter für die Bayern-Auswahl bei der Deutschen Jugend-Mannschaftsmeisterschaft 1975 nominiert, die wie im Vorjahr in Frankfurt/Main stattfand. Lochte kam als Ersatzspieler an Brett 6 zum Einsatz. Auch durch sein Mitwirken gewann „Team Bayern“ schließlich den Titel.
„Trau keinem unter Zwanzig“ – Martin Wickler gewinnt Biberthaler- und Wanderpokalturnier 1975
Die hohe Spielstärke von Starnbergs besten Jugendlichen sollten die älteren Klubmitglieder beim Biberthaler- und Wanderpokalturnier 1975 zu spüren bekommen. Nicht nur das der Schachnachwuchs den Großteil der 15 Teilnehmer des K.o.-Turniers stellte, ab dem Halbfinale waren die Vereinstalente vollends unter sich. Dies verleitete Spielleiter Josef Haberger zum trefflichen Kommentar: „Traue keinem unter Zwanzig!“
Den Titel sicherte sich der 18-jährige Martin Wickler. Es war gleichzeitig sein erster Erfolg bei einem Seniorenturnier. Im Finale besiegte Wickler in einem dramatischen Duell den gleichaltrigen Thomas Lochte. Nachdem die Partie in regulärer Bedenkzeit zwischen beiden remis endete, brachten auch die folgenden drei Blitzpartien keine Entscheidung über den Turniersieg. Erst durch einen Triumph in der vierten Blitzpartie konnte sich Wickler den Titel sichern. Platz 3 ging an den 16 Jahre alten Frank Lehmann. Gegen den drei Jahre älteren Thomas Morsbach gewann er nach einem Remis über die lange Bedenkzeit den Blitzentscheid mit 2:0.
Dank starker Nerven und außergewöhnlicher Fähigkeiten im Fünf-Minuten-Schach zum ersten Seniorentitel: der 18-jährige Martin Wickler gewann das Finale beim Biberthaler- und Wanderpokalturnier 1975 nach vier Runden im Blitzentscheid (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
Hoffnungsträger nicht nur am Brett – Starberger Jugendliche in Vereinsvorstand und Spielausschuss gewählt
Wenig überraschend war SKS-Vorsitzender Dr. Reinhard Popp bei der Generalversammlung im Dezember 1975 ob der zahlreichen Erfolge der von ihm trainierten Jugendlichen voll des Lobes über den Schachnachweis im Klub. Deren prominenteste Vertreter wollten jedoch nicht nur spielen, sondern auch Verantwortung in der Vereinsarbeit übernehmen. So wurden bei der Sitzung mehrere Talente erstmals in Vereinsposten gewählt. Der 18-jährige Thomas Lochte trat dabei die Nachfolge von Helmut Haase an, der sich nach fünf Jahren als Kassier nicht mehr zur Wahl stellte. Als Kassenprüfer wurden Johann Müller und der 18 Jahre alte Otto Fritscher gewählt. Dessen Schwester und bayerische Mädchenmeisterin Evelin wurde neue Materialwartin, während der 20-jährige Martin Fuchs das Amt des Jugendleiters von Dr. Popp übernahm. Fuchs sollte die Funktion jedoch schon bald an Evelin Fritscher abtreten.
In den Spielausschüssen des Klubs setzte sich die Verjüngungskur fort. Während für den Senioren-Spielausschuss neben Dietmar Prokle ebenfalls der junge Lochte gewählt wurde, nominierten die Sitzungsteilnehmer Jürgen Schäppel und den 18-jährigen Martin Wickler für den Jugend-Spielausschuss.
Alte Garde begrüßt junge Funktionäre: während die SKS-Vorsitzenden Dr. Reinhard Popp und Fritz Bourquin sowie Spielleiter Josef Haberger bei der Generalversammlung 1975 wiedergewählt wurden, übernahmen mehrere Jugendliche erstmals Ämter im Verein (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Der beste Schachnachwuchs in Oberbayern – SKS-Talente gewinnen Jugend-Kreisliga
Trotz ihrer neuen Funktionärstätigkeiten eilten die Jugendlichen des SK Starnberg auch am Brett weiter von Erfolg zu Erfolg. Bestes Beispiel hierfür: der erstmalige Sieg bei der Oberbayerischen Jugend-Kreisliga! Der Wettbewerb wurde in einem Rundenturnier zwischen sieben Viererteams ausgetragen, wobei am Ende die Anzahl der Brettpunkte über die Schlussplatzierungen entschied. Das Starnberger Quartett in der Besetzung Thomas Lochte, Martin Wickler, Evelin Fritscher und Otto Fritscher sammelte in sieben Runden 17,5 Brettpunkte. Damit lagen die Seestädter am Ende vor dem Schachnachwuchs aus Peiting (16,0) und Pang/Rosenheim (15,0). Bemerkenswert am Starnberger Triumph war der Umstand, dass man in jeder Runde in Bestbesetzung antrat! Topscorer im SKS-Team und zudem erfolgreichster Spieler der Liga war Martin Wickler mit 5,5 Zählern aus sieben Partien.
Die Protagonisten des besten Oberbayerischen Jugend-Kreisligateams der Saison 1975/76: im Bild links Spitzenspieler Thomas Lochte (mit Schwarz spielend) und Martin Wickler (Brett 2), im Bild rechts Evelin Fritscher (Brett 3) und ihr Bruder Otto (Brett 4/Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
Die Entscheidung über die Titelvergabe in der Oberbayerischen Jugend-Kreisligasaison 1975/76 fiel in den letzten beiden Runden: Starnberg konnte dank zweier 4:0-Erfolge die härtesten Verfolger aus Peiting und Pang/Rosenheim hinter sich lassen (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Duell des Jahres 1976 – Martin Fuchs & Neuzugang Uwe Lang machen Klub- und Stadtmeisterschaft unter sich aus
Nicht mehr ein Jugendlicher, aber weiterhin ein führender Spieler im SK Starnberg war in der Saison 1975/76 Martin Fuchs. Der 20-jährige Stammspieler der 1. Mannschaft lieferte sich bei der Vereins- und Stadtmeisterschaft ein packendes Duell mit Uwe Lang, wobei am Ende je ein Turniersieg für die Kontrahenten herausspring. Lang war dem Verein im Juli 1975 beigetreten, Mannschaftskämpfe bestritt der 32-jährige Gymnasiallehrer jedoch für die Schachgesellschaft Augsburg 1873 in der Oberliga.
Das erste direkte Duell mit Fuchs konnte Lang für sich entscheiden. Es war mehr als ein symbolischer Erfolg, denn es bescherte dem Pädagogen den Triumph bei der Starnberger Klubmeisterschaft. Als einziger Spieler in der zwölfköpfigen Meisterklasse blieb Lang unbezwungen und erzielte beachtliche 9,5 Punkte aus elf Partien. Kaum weniger beeindruckend war die Leistung von Fuchs – mit 9,0 Punkten musste er jedoch mit dem Vizerang Vorlieb nehmen. Platz 3 ging an den Turniersieger der beiden Vorjahre, Klaus Wendland. Der 24-jährige Student erreichte mit 8,5 Zählern ebenfalls ein starkes Ergebnis, büßte seine Chancen auf einen erneuten Meistertitel allerdings durch eine Niederlage gegen Fuchs ein.
Duell Martin Fuchs vs. Uwe Lang Teil 1: bei der Klubmeisterschaft 1975/76 setzte sich Lang ungeschlagen in einem spannenden Dreikampf gegen Fuchs und Vorjahressieger Klaus Wendland durch (Bildquelle: Archiv SK Starnberg)
Bei der Starnberger Stadtmeisterschaft nur wenige Wochen später hatte dann Martin Fuchs das bessere Ende für sich. In dem fünfrundigen, nach Schweizer System ausgetragenen Wettbewerb besiegte der Zugspitz-Bezirksmeister von 1975 seinerseits Lang im direkten Duell. Damit legte er den Grundstein, um mit 4,0 Punkten vier Jahre nach seinem Premierenerfolg zum zweiten Mal das prestigereiche Turnier für sich zu entscheiden. Für Lang blieb mit 3,5 Zählern der Vizerang, während der punktgleiche Hans Lehner auf dem Bronzeplatz landete.
Duell Martin Fuchs vs. Uwe Lang Teil 2: bei der Starnberger Stadtmeisterschaft 1976 konnte Fuchs den Spieß herumdrehen und sich seinerseits mit einem Sieg gegen seinen schärfsten Kontrahenten den Titel sicheren (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Uwe Lang gewinnt Biberthaler- und Wanderpokalturnier 1976 – und wird „Börsenpfarrer“
In Abwesenheit seines Dauerrivalen Martin Fuchs entschied Uwe Lang das dritte große Starnberger Vereinsturnier im Jahr 1976 – das Biberthaler- und Wanderpokalturnier – für sich. Im Finale des mit zwölf Teilnehmern besetzen K.o.-Wettbewerbs gewann der Religionslehrer gegen Vorjahressieger Martin Wickler. Nachdem die Partie in regulärer Bedenkzeit remis endete, setzte sich Lang im Blitzentscheid über zehn Begegnungen mit 6,5:3,5 durch. Auf Platz 3 landete Starnbergs Vize-Vorsitzender Fritz Bourquin, der Evelin Fritscher im „kleinen Finale“ bezwang.
Interessanterweise war dieser Turniersieg Langs letzter Triumph bei einem Starnberger Vereinswettbewerb. Der gebürtige Augsburger erzielte allerdings auch in den folgenden Jahren beachtliche Ergebnisse wie die Vizetitel bei den Klubmeisterschaften in den Spielzeiten 1976/1977 und 1978/79. Bedauerlicherweise endete seine Tätigkeit am Starnberger Gymnasium im Sommer 1979, woraufhin Lang evangelischer Pfarrer im schwäbischen Leipheim wurde. Damit verbunden war auch der Abschied vom SK Starnberg.
Von seiner beim Schach geschulten strategischen Denkweise sollte der Geistliche im Jahr 1986 in einer für einen Seelsorger ungewöhnlichen Form Gebrauch machen: er veröffentlichte ein Buch über den Kapitalmarkt („Der Aktien Berater“, Campus-Verlag). Die Nachfrage nach seinem Werk war so stark, dass insgesamt 14 Auflagen erschienen. Im Jahr 1987 startete Lang neben seiner Gemeindepfarrer-Tätigkeit die Herausgabe eines regelmäßigen Rundbriefs namens „Börsensignale“. Darin veröffentlichte er Aktienanalysen und Anlagestrategien. Unter anderem warnte er seine Leser bereits im August vor dem Börsencrash des 19.10.1987, der als „Schwarzer Montag“ in die Geschichte einging. Vor dem Platzen der „Dotcom-Blase“ im Jahr 2000 riet er ebenfalls zum Verkauf von Aktien. Ebenso sagte er im Vorfeld der Finanzkrise im Jahr 2008 fallende Kurse voraus.
Durch Langs konstant zutreffende Prognosen stieg die Leserschaft seines Rundbriefs, der seit dem Jahr 2004 von der Swissinvest Vermögensverwaltung veröffentlicht wird, rapide an. Zudem wurden immer mehr Medienunternehmen auf den Theologen aufmerksam. Lang erhielt Einladungen in zahlreiche TV- und Rundfunksendungen, gleichzeitig wurde ihm der Spitzname „Börsenpfarrer“ verpasst. Denn obwohl der Seelsorger im Jahr 1992 aus dem aktiven Kirchendienst ausgetreten ist und sich seitdem hauptberuflich als Börsenanalyst verdingt, nimmt er seit 1998 ehrenamtlich in der Kirchengemeinde Dinkelscherben (nahe seiner Augsburger Heimat) Taufen, Trauungen und Beerdigungen vor. An den Titel „Börsenpfarrer“ hat sich Lang mittlerweile gewöhnt, dennoch hält er die Bezeichnung für falsch, wie er in einem Interview mitteilte: „Denn an der Börse gibt’s keinen Pfarrer.“
Starnberger Klubmeister der Saison 1975/76 und „Börsenpfarrer“: Uwe Lang startete nach seinem Austritt aus dem SK Starnberg im Jahr 1979 eine Karriere als Börsenanalyst, zudem ist er als Gemeindepfarrer tätig (Bildquelle: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=19031995).
Dr. Reinhard Popp im Bezirk Zugspitze nicht zu stoppen – SKS-Klubchef gewinnt bis 1977 drei Einzelmeister-Titel
Dass Bezirksmeisterschaften im Schachbezirk Zugspitze zumeist mit Starnberger Titelgewinnen enden, daran mussten sich die Vertreter anderer Vereine seit dem Jahr 1974 gewöhnen. Ein Kreisstädter war dabei besonders erfolgreich: Dr. Reinhard Popp. Der Starnberger Klubvorsitzende gewann nach seinem Premierenerfolg in jenem Jahr 1974 auch die Turniere in Geretsried 1976 sowie in Tegernsee ein Jahr später.
Dramatisch verlief besonders Dr. Popps letzter Titelgewinn. Am Ende des achtrundigen Turniers wiesen an der Spitze des 42-köpfigen Teilnehmerfeldes nicht weniger als vier Spieler 6,0 Punkte auf – darunter drei SKS-Akteure! Nur dank der Winzigkeit eines halben Buchholzpunktes Vorsprungs gegenüber dem zweitplatzierten Martin Fuchs konnte der Diplom-Ingenieur seinen Vorjahrestitel verteidigen. Weitere 1,5 Buchholzzähler dahinter rangierte der drittplatzierte Frank Häusler (SC Neuaubing). Auf dem unglücklichen vierten Platz landete Thomas Lochte. Der 19-jährige Schüler hatte nach fünf Runden in Führung gelegen, musste am Ende aber wegen seiner schlechten Buchholzwertung sämtlichen Spielern mit derselben Punktezahl den Vortritt lassen. Bei den Bezirksmeisterschaften in den beiden folgenden Jahren sollte der junge Starnberger mehr Glück haben.
Eine weitere Besonderheit des Meisterturniers in Tegernsee war das gute Abschneiden des Ex-Starnbergers Manfred Schönbeck. Der nun für den Sport-Klub Pöcking-Possenhofen spielende, Oberbayerische Jugend-Einzelmeister von 1960 (siehe Kapitel 3) erreichte mit 5,5 Zählern einen ausgezeichneten 5. Platz.
Der Mann mit dem Pokal: Dr. Reinhard Popp gewann bei den Bezirks-Einzelmeisterschaften der Jahre 1976 und 1977 jeweils das Meisterturnier. Der Sieg des SKS-Klubchefs beim letzten Turnier war bereits sein dritter Titel in der Seniorenklasse des Wettbewerbs (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
Evelin Fritscher weiter auf Rekordjagd – Hattrick bei Oberbayerischer Damen-Einzelmeisterschaft…
So sicher Dr. Reinhard Popp die Meisterturniere der Zugspitz-Bezirkseinzelmeisterschaften beherrschte, so makellos trat Evelin Fritscher bei den Oberbayerische Damen-Einzelmeisterschaften auf. Nach ihrem Titelgewinn im Jahr 1975 triumphierte Starnbergs beste Nachwuchsspielerin auch beim Folgeturnier im Jahr 1976 in Bruckmühl sowie bei der Auflage ein Jahr später in Freising. Damit wurde die 18-jährige Schülerin die erste Akteurin, die den seit 1966 ausgetragenen Wettbewerb drei Mal für sich entscheiden konnte. Fräulein Oberbayern: durch ihren Dreifach-Erfolg bei der Oberbayerischen Damen-Einzelmeisterschaft zwischen 1975 und 1977 wurde Evelin Fritscher Rekordsiegerin der seit 1966 ausgetragenen Veranstaltung (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
… und Podestplätze bei Bayerischen Damen- und Mädchenmeisterturnieren
Nachdem es für Evelin Fritscher zunehmend schwieriger wurde, in Oberbayern angemessene Gegnerinnen zu finden, richtete die junge Starnbergerin ihren Fokus auf bayernweite Triumphe. Dafür musste sie nicht lange warten. Im August 1977 gewann die 19-Jährige Kreisstädterin das B-Turnier der Bayerischen Damenmeisterschaft mit 7,5 Punkten aus neun Partien. Damit erwarb sie sich das Startrecht, ab dem kommenden Jahr im Turnier der besten Schachdamen aus dem Freistaat mitzumischen.
Der nächste Turniersieg für Evelin Fritscher: im Sommer 1977 triumphierte sie beim B-Turnier der Bayerischen Damen-Meisterschaft in Pang bei Rosenheim und erwarb sich damit das Startrecht in der Meisterklasse des Wettbewerbs (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Ein weiterer Turniererfolg auf Landesebene blieb Fritscher im Sommer 1977 knapp versagt. Bei der Bayerischen Mädchenmeisterschaft, die wie zwei Jahre zuvor im „Tutzinger Hof“ in Starnberg stattfand, konnte die SKS-Nachwuchshoffnung ihren damaligen Titelgewinn zwar nicht wiederholen. Dennoch war Fritschers 2. Platz unter zehn Teilnehmerinnen ein weiterer Beleg für das außergewöhnliche Talent der jungen Kreisstädterin. Den Titel gewann in souveräner Manier Marianne Diller vom SC Schillingfürst (Mittelfranken) mit fünf Punkten aus fünf Partien vor den punktgleichen Fritscher und Ingrid Lauterbach (Oberfranken / jeweils 3,0).
Als Belohnung für ihr erneut exzellentes Abschneiden bei der Bayerischen Mädchenmeisterschaft wurde Fritscher wenige Wochen nach der Starnberger Veranstaltung in die Bayern-Auswahl zur Teilnahme an der Deutschen Jugend-Mannschaftsmeisterschaft nominiert. Der Wettbewerb fand diesmal in Berlin statt. Fritscher spielte am Mädchenbrett und trug dazu bei, dass das Freistaat-Ensemble vor den Teams aus Baden und Hessen den Titel gewann. Somit durfte sich nach 1975, als Thomas Lochte dem siegreichen Bayern-Team angehörte, zum zweiten Mal eine Starnberger Nachwuchshoffnung Deutscher Jugend-Mannschaftsmeister nennen.
Wie zwei Jahre zuvor richtete der SK Starnberg auch im Jahr 1977 die Bayerischen Mädchenmeisterschaft aus. Ein richtungsweisendes Duell um den Titel war die Begegnung zwischen Lokalmatadorin Evelin Fritscher (links) und Turniersiegerin Marianne Diller (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
Nur zwei Jahre nach dem Wettkampf in Starnberg duellierten sich Evelin Fritscher und Marianne Diller in Passau erneut um den Titel bei einer Bayerischen Meisterschaft – diesmal jedoch nicht mehr in der Mädchen-Kategorie, sondern in der Damen-Meisterklasse. Erneut musste die SKS-Akteurin ihrer dann für Nürnberg spielenden Kontrahentin den Vortritt lassen. Nichtsdestotrotz stellte der Vizetitel bei der Bayerischen Damen-Einzelmeisterschaft den bis dato größten Erfolg in der Schachlaufbahn der 20-Jährigen dar.
Wenn bloß diese Diller nicht wäre: Evelin Fritscher zeigte bei der Bayerischen Damen-Einzelmeisterschaft im Sommer 1979 erneut eine starke Vorstellung, musste sich allerdings einmal mehr hinter Siegerin Marianne Diller mit dem Vizerang zufriedengeben (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Wachablösung im Fünf-Minuten-Schach – Lochte gewinnt Zugspitz-Blitz-EM & Starnberger Jahresblitzmeisterschaft
Das Ende der 70er-Jahre stand jedoch nicht nur im Zeichen von Evelin Fritscher. Neben dem Fräuleinwunder des SK Starnberg trumpfte besonders der junge Thomas Lochte mehr und mehr auf. Sein kompromissloser Angriffsstil machte ihn unter anderem im Blitzschach zu einem gefürchteten Gegner. So war es nicht die größte Überraschung, als der 19-jährige Abiturient bei der Zuspitz-Blitzschach-Einzelmeisterschaft 1976 in Hohenpeißenberg den Titel gewann.
Im selben Jahr siegte die SKS-Nachwuchshoffnung auch zum ersten Mal bei der Starnberger Jahresblitzmeisterschaft. Obwohl sein Titelgewinn dank 67,5 Punkten aus 83 Blitzpartien und einer Gewinnquote von 81,3% zweifellos verdient war, kam dem Jungstar auch etwas Glück zu Hilfe. Denn Titelverteidiger Martin Fuchs erzielte mit 81 Zählern aus 100 Blitzwettkämpfen eine nur minimal schlechtere Punkteausbeute (81,0%) – ein halber Zähler mehr hätte ihn erneut zum Jahresblitzmeister gemacht! Auch dem drittplatzierten Dr. Reinhard Popp (68 Punkte aus 85 Partien) fehlte mit einer Gewinnquote von exakt 80% nicht viel zum Titelgewinn.
Wenn eine Partie über den Titelgewinn entscheidet: mit hauchdünnem Vorsprung vor Vorjahressieger Martin Fuchs und Dr. Reinhard Popp gewann der 19-jährige Thomas Lochte in der Saison 1975/76 erstmals die Starnberger Jahresblitzmeisterschaft (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Vereinsleiter Dr. Popp und die ehemals von ihm trainierten Fuchs und Lochte machten auch in den beiden folgenden Jahren den Titel um den besten Fünf-Minuten-Spieler im Klub unter sich aus – wobei Letzterer jeweils die Nase vorn hatte. Der Germanistik-Student feierte damit in der Saison 1977/78 seinen dritten Jahresblitzmeistertitel in Folge!
Erfolgreiche Titelverteidigung: über Lochtes zweiten Erfolg bei der Starnberger Jahresblitzmeisterschaft im Herbst 1977 berichtete auch die regionale Presse (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Wie im Blitzschach, so mit klassischer Bedenkzeit: Lochte triumphiert auch bei Starnberger Stadtmeisterschaft…
Der Dreikampf zwischen SKS-Klubchef Dr. Popp und den aufstrebenden Fuchs und Lochte prägte auch die Starnberger Stadtmeisterschaft im Jahr 1977 – und erneut setzte sich Lochte in einem Fotofinish durch! Mit sechs Zählern aus sieben Partien lag er am Ende gleichauf mit Titelverteidiger Fuchs. Doch ein einziger Wertungspunkt mehr für Lochte ließ das Pendel schließlich zu seinen Gunsten ausschlagen. Der dreimalige Turniersieger Dr. Popp musste sich indes mit 5,0 Punkten und dem Bronzerang begnügen.
Erneut ein Herzschlagfinale bei einem Starnberger Vereinsturnier, erneut gewann Thomas Lochte: dank besserer Wertung wurde der 20-Jährige erstmals Stadtmeister und verwies Titelhalter Martin Fuchs sowie Vereinsleiter Dr. Reinhard Popp auf die Plätze (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
… und gewinnt 2x in Folge die Einzelmeisterschaft im Schachbezirk Zugspitze!
Thomas Lochte machte jedoch nicht nur bei Starnberger Vereinsturnieren auf sich aufmerksam, er reihte sich bald auch in die Liste der Starnberger Zugspitz-Einzelmeister ein. Nachdem bereits Dr. Reinhard Popp (1975, 1976, 1977) und Martin Fuchs (1974) das Bezirksturnier für sich entschieden hatten, setzte Lochte die Siegesserie der Kreisstädter in den Jahren 1978 und 1979 fort.
In beiden Wettbewerben zeigte der SKS-Jungstar beeindruckende Leistungen. Beim 1978 in Gröbenzell ausgetragenen Turnier startete er mit 6,5 Zählern aus sieben Partien und sicherte sich bereits eine Runde vor Schluss den Titel. So fiel eine Schlussrunden-Niederlage gegen seinen langjährigen Jugendrivalen Janos Vertesi (SC Neuaubing), der den dritten Platz belegte, nicht ins Gewicht. Vizemeister wurde Theo Müller (SC Unterpfaffenhofen/Germering), der auf dieselbe Punktezahl wie Lochte und Vertesi kam – lediglich die Buchholzwertung bestimmte die Reihenfolge auf dem Podium.
Fünfter Starnberger Bezirkseinzelmeister-Titel in Folge: nach den Erfolgen von Dr. Reinhard Popp und Martin Fuchs in den Jahren 1974 bis 1977 erweiterte Thomas Lochte mit seinem Coup in Gröbenzell die Riege der Zugspitz-Champions aus der Kreisstadt (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Ehre, wem Ehre gebührt: Alfred Distl (Mitte), Vorsitzender des gastgebenden SC Gröbenzell, überreichte Thomas Lochte (links) den Siegerpokal für das Meisterturnier der Zugspitz-Bezirkseinzelmeisterschaft 1978. Dritte Person auf dem Foto?? (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Noch souveräner fiel Lochtes Erfolg ein Jahr später in Großweil aus. Der Germanistik-Student verteidigte seinen Titel ungeschlagen mit 7,5 Punkten aus neun Partien. Damit besaß der 21-jährige Starnberger am Ende einen vollen Vorsprung auf den zweitplatzierten Erwin Thiering vom SC Unterpfaffenhofen/Germering und Dr. Peter Reitberger (SC Neuaubing) auf Platz 3.
Souveräne Titelverteidigung: mit sechs Siegen, drei Remisen und einem vollen Punkt Vorsprung auf seine Verfolger gewann Thomas Lochte 1979 in Großweil wie im Vorjahr die Einzelmeisterschaft im Schachbezirk Zugspitze (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
Dr. Popp hält junge Konkurrenz in Schach – SKS-Klubchef holt drei Klubmeister-Titel & verliert keine einzige Partie
Trotz der zunehmenden Erfolge von Thomas Lochte hieß der fleißigste Titelsammler bei Starnberger Vereinsturnieren Ende der 70er-Jahre Dr. Reinhard Popp. Der SKS-Klubchef spielte besonders beim ältesten und prestigereichsten Wettbewerb, der Klubmeisterschaft, seine ganze Erfahrung aus. Er gewann das Turnier zwischen 1977 und 1979 drei Mal in Serie und konnte dabei in keiner einzigen Partie bezwungen werden.
Besonders souverän fiel Dr. Popps Titelgewinn in der Saison 1976/77 aus. Mit neun Zählern aus zehn Partien distanzierte er den zweitplatzierten Uwe Lang (7,5) um nicht weniger als eineinhalb Punkte. Klaus Wendland, selbst zweimaliger Klubmeister, landete mit 7,0 Punkten auf dem Bronzeplatz. Für Dr. Popp bedeutete sein Husarenstück den zweiten Klubmeistertitel nach seinem Premierensieg in der Spielzeit 1964/65 (siehe Kapitel 4).
Der Auftakt von Dr. Reinhard Popps Titel-Trilogie bei den Starnberger Klubmeisterschaften: mit deutlichem Vorsprung auf die folgenden Uwe Lang und Klaus Wendland gewann der SKS-Vereinsleiter den Wettbewerb in der Saison 1976/77 (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
In den Starnberger Medien wurden neben Dr. Popps souveränem Erfolg bei der Klubmeisterschaft auch die starken Ergebnisse von Thomas Lochte und Martin Fuchs bei der Stadtmeisterschaft in derselben Spielzeit thematisiert (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Ebenfalls ungefährdet sicherte sich das Starnberger Vereinsoberhaupt seinen dritten Klubmeisterschaftstitel in der Saison 1977/78. Acht Punkte aus neun Partien bedeuteten einen vollen Zähler Vorsprung auf den zweitplatzierten Martin Fuchs (7,0). Uwe Lang (6,0) folgte auf dem Bronzerang. Ein fast identisches Bild ergab sich ein Jahr später: dann gewann Dr. Popp den Wettbewerb mit sieben Punkten aus neun Partien. Auf den Podestplätzen landeten mit jeweils 6,0 Zählern erneut Fuchs und Lang. Die bessere Buchholzwertung bescherte Letzterem die Vizemeisterschaft.
Auch die Klubmeisterschaften der Spielzeiten 1977/78 und 1978/79 hatten einen klaren Dominator: Dr. Reinhard Popp gewann beide Wettbewerbe ohne Niederlage und verwies seine ärgsten Konkurrenten Martin Fuchs und Uwe Lang jeweils auf die Plätze (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
Dr. Popp auch beim Biberthaler- und Wanderpokalturnier nicht zu stoppen – Fünfmaliger Sieger darf Pott behalten
Die Dominanz von Dr. Reinhard Popp bei den SKS-Vereinsturnieren zum Ende der 70er-Jahre zeigte sich nicht nur bei der Klubmeisterschaft. Auch beim einzigen Starnberger K.o.-Wettbewerb, dem Biberthaler- und Wanderpokalturnier, war der Klubchef kaum zu bezwingen. Nachdem er das 1963 eingeführte Turnier ein Jahr später zum ersten Mal gewinnen konnte (siehe Kapitel 4), durfte er nach seinem insgesamt fünften Triumph im Herbst 1978 den einst von Spenden finanzierten Pokal endgültig behalten.
Bei seinem letzten Turniererfolg zeigte Dr. Popp einmal mehr eine Glanzleistung. Im Endspiel des mit 14 Teilnehmern besetzten Wettbewerbs besiegte er seinen Dauerrivalen Martin Fuchs bereits in der Partie mir regulärer Bedenkzeit. Eine Überraschung gab es hingegen in der Begegnung um Platz 3. Hier setzte sich der 18-jährige Stefan Winkler im Blitzentscheid mit 2:0 gegen den amtierenden Zugspitz-Einzelmeister Thomas Lochte durch.
Der Wettbewerb wurde indes auch nach dem Pokalgewinn von Dr. Popp weiterhin ausgetragen. Der fünffache Sieger verzichtete in den Folgejahren jedoch auf eine Teilnahme.
Dr. Reinhard Popp und das Biberthaler- und Wanderpokalturnier – eine glänzende Kombination: insgesamt fünf Mal gewann der Starnberger Klubchef den 1963 ins Leben gerufenen Wettbewerb und durfte im Jahr 1978 den Siegerpokal behalten (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
Bunt gemischtes Team, dramatische Wettkämpfe – 1. Mannschaft kehrt 1977 in die Landesliga zurück
Über einen weiteren Erfolg durfte sich Dr. Reinhard Popp im Juli 1977 freuen – dieses Mal handelte es sich aber nicht um einen weiteren Turniersieg des Klubchefs, sondern um den Aufstieg der 1. Mannschaft des SK Starnberg in die Landesliga Süd! Das Team hatte seit dem Abstieg aus Deutschlands vierthöchster Spielklasse im Jahr 1972 fünf Spielzeiten in der Oberbayerischen Kreisklasse absolviert, die zwischenzeitlich in Oberbayerische Bezirksliga unbenannt worden war. Dabei belegte man meist vordere Plätze in der Tabelle, so dass die Rückkehr in die Landesliga nicht vollkommen unerwartet kam. Dennoch starteten die Seestädter keineswegs als Aufstiegsfavorit in die Saison.
Bereits in ihrer Auftaktbegegnung gegen den SK Freising war die SKS-Auswahl nur Außenseiter. Die Domstädter hatten die Bezirksliga im Vorjahr gewonnen und verpassten lediglich bei der anschließenden Endrunde mit den Siegerteams aus drei anderen Bezirken den Aufstieg in die Landesliga. Da Starnbergs „Erste“ zudem auf ihre Stammkräfte Martin Fuchs und Klaus Wendland verzichten musste, ging der Wettkampf mit 3:5 verloren. Doch dann legte die Mannschaft eine bemerkenswerte Siegesserie hin: es prasselte Erfolge gegen Pfaffenhofen (5,5:2,5), Wolfratshausen (4,5:3,5), Gendorf (5:3), Wasserburg (5:3), Bruckmühl (6,5:1,5), Waldkraiburg (4,5:3,5), Peiting (5:3), Neuaubing (6,5:1,5) und Pang/Rosenheim (4,5:3,5). So war vor dem Schlussrunden-Duell gegen die SG Hausham klar, dass bei einem 4:4-Unentschieden kein anderes Team die Seestädter von Tabellenplatz 1 verdrängen könnte.
Doch das Ligafinale begann für Starnbergs Vorzeige-Oktett mit einem Fiasko. Gerade einmal fünf Minuten waren gespielt, da stand es bereits 1:0 für die Gäste. Martin Wickler (Brett 5) war in eine Eröffnungsfalle getappt, woraufhin er die Dame verlor und die Partie aufgab. Knapp drei Stunden mussten die Hausherren anschließend warten, bis zunächst Dr. Popp (4) den Ausgleich markierte und Thomas Lochte (3) für die Starnberger Führung sorgte. Evelin Fritscher (7) konnte diese mit einem weiteren vollen Punkt auf 3:1 ausbauen, ehe Remisen von Irmgard Karner (6) und Klaus Wendland (2) den Kreisstädtern die ersehnten vier Brettpunkte bescherten. Weitere Zähler kamen nicht auf das Starnberger Konto, da Otto Fritscher (8) und Spitzenbrett Martin Fuchs (1) ihre Partien nicht halten konnten.
Hätte die SKS-Auswahl das Mannschaftsremis in der Schlussrunde verpasst, wäre der SK Wasserburg aufgrund der höheren Brettpunktzahl noch an den Starnbergern vorbeigezogen. So aber bedeuteten 19:3 Zähler für die Seestädter nach 1967 und 1969 (siehe Kapitel 4) den erneuten Gewinn der Oberbayerischen Mannschaftsmeisterschaft! Anders als bei den damaligen Triumphen berechtigte der Spitzenplatz in der höchsten oberbayerischen Liga aber nicht mehr automatisch zur Teilnahme an der Landesliga. Hierfür mussten die Starnberger nun in einem Rundenturnier mit den Siegerteams der Bezirksligen Münchens (SK Obermenzing), Niederbayerns (SK Passau) und Schwabens (Königsspringer Augsburg) einen der ersten beiden Plätze belegen.
Wenn sich ein Unentschieden wie ein Sieg anfühlt: durch ein 4:4-Remis gegen die SG Hausham schloss die 1. Mannschaft des SK Starnberg die Bezirksliga Oberbayern auf Platz 1 ab und qualifizierte sich für die Endrunde zum Aufstieg in die Landesliga Süd (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Das Qualifikationsturnier zum Aufstieg in die Landesliga Süd fand von 18.-19.06.1977 in Augsburg-Haunstetten statt. Zum Auftakt saß der Starnberger Auswahl das als sehr stark eingeschätzte Oktett des SK Passau gegenüber. Der Wettkampf begann frühmorgens, endete aufgrund zweier Hängepartien aber erst gegen Mitternacht! Nicht weniger bemerkenswert war der Umstand, dass auf beiden Seiten die Spieler mit den weißen Steinen klar im Vorteil waren. Das SKS-Ensemble gewann durch Martin Fuchs (Brett 1), Thomas Lochte (3), Erich Haßler (5) und Irmgard Karner (7) sogar alle seine Weißpartien. Gleichzeitig musste man aber alle Schwarzpartien abgeben – mit Ausnahme der Begegnung des tapfer kämpfenden Klaus Wendland (2). Auch der zweimalige Starnberger Klubmeister hatte durchweg einen schweren Stand. Doch dank zäher Verteidigung schaffte er es die Stellung so weit zu vereinfachen, dass am Ende des Tages (im wahrsten Sinne des Wortes) nur noch die blanken Könige auf dem Brett standen – 4,5:3,5 für Starnberg!
Dem hart umkämpften Auftaktsieg folgte eine 3,5:4,5-Niederlage gegen den SK Obermenzing. Die Entscheidung um den Landesliga-Aufstieg musste daher in der Begegnung mit Königsspringer Augsburg am zweiten Turniertag fallen. Die Seestädter zeigten dabei keinerlei Nervenflattern und gingen durch Dr. Reinhard Popp (4) und Friedrich Bourquin (7) mit 2:0 in Führung. Nach einem Remis von Klaus Wendland (2) stellte Thomas Lochte, der mit 2,5 Punkten aus drei Partien eine exzellente Endrunde spielte, auf 3,5:0,5 für die SKS-Auswahl. Weitere Remisen von Erich Haßler (5), Martin Fuchs (1) und Irmgard Karner (7) rundeten einen letztlich ungefährdeten 5:3-Erfolg ab. Die Rückkehr in die Landesliga Süd war perfekt!
Der letzte Schritt zum Aufstieg: mit einem zweiten Platz beim Endrundenturnier der besten Teams aus den Bezirken Oberbayern, München, Niederbayern und Schwaben machte Starnbergs „Erste“ am 19.06.1977 die Rückkehr in die Landesliga perfekt (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Im Vergleich zu den beiden Landesliga-Aufstiegen in den 60er-Jahren war die Bandbreite an Spielerpersönlichkeiten in der aktuellen Starnberger „Ersten“ bemerkenswert. So erzielte der 20-jährige Thomas Lochte mit 9,5 Zählern aus 14 Partien ein ebenso beachtliches Einzelergebnis wie der 68 Jahre alte Veteran Dr. Alois Thurmayr (5,0/7). Ebenfalls sehr erfolgreich agierten die beiden Damen im Team, Irmgard Karner (7,5/11) und Evelin Fritscher. Letztere blieb sogar bei all ihren vier Einsätzen siegreich. Selbstredend gingen auch auf das Konto des SKS-Vereinsleiters zahlreiche Punkte ein: mit 10,5 Zählern aus 13 Partien verbuchte Dr. Reinhard Popp eine Punkteausbeute von sagenhaften 81 Prozent!
Ein Schach-Rundenturnier so spannend wie eine Fußball-Meisterschaft: auch beim „Starnberger Merkur“ war man fasziniert von der Dramatik der Aufstiegs-Endrunde in die Landesliga und widmete der erfolgreichen Starnberger „Ersten“ einen langen Bericht (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Auf den Jubel folgt die Trauer – Tod der Gründungs- und Ehrenmitglieder Georg Biberthaler & Christian Gerstetter
Man kann wohl mit Recht annehmen, dass sich Christian Gerstetter über die gelungene Symbiose in der 1. Mannschaft zwischen jungen und älteren Spielern sowie die erfolgreiche Integration von zwei weiblichen Denksportlerinnen ganz besonders gefreut hat. Schließlich wurden unter dem Gründungsmitglied und langjährigen Vorsitzenden des Klubs am 01.10.1953 sowohl die erste Jugendabteilung als auch eine Damensparte ins Leben gerufen (siehe Kapitel 3). Bedauerlicherweise durfte sich Gerstetter aber nur wenige Monate über den Erfolg seiner schachlichen Erben freuen. Denn am 27.01.1978 verstarb das Ehrenmitglied, er wurde 83 Jahre alt.
Der Kapitän geht von Bord: zum Tod von Christian Gerstetter veröffentlichten die regionalen Medien umfangreiche Nachrufe auf das Ehrenmitglied des SK Starnberg. Der Finanzbeamte war einer der SKS-Gründungsväter und leitete den Verein fast 25 Jahre lang (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Das Ableben von Christian Gerstetter war für die Mitglieder des SK Starnberg womöglich umso schmerzhafter, da etwa ein Jahr zuvor eine weitere Klublegende das Zeitliche gesegnet hatte. Georg Biberthaler, von September 1954 bis September 1971 Vorsitzender des Vereins, verstarb am 14.12.1976 im Alter von 73 Jahren. Wie Gerstetter zählte auch Biberthaler am 01.09.1920 zu den elf Gründungsmitgliedern des SK Starnberg, er war damals gerade 17 Jahre alt. Im Gegensatz zu Gerstetter war Biberthaler weniger als Spieler denn als Schachfunktionär erfolgreich. Vor seiner Zeit als Vereinsoberhaupt war er von 1936 bis 1944 sowie von 1949 bis 1954 bereits Vize-Vorsitzender. Daneben engagierte sich der passionierte Zigarettenraucher mehrere Jahre im Schachverband Oberbayern: von 1950 bis 1952 war Biberthaler stellvertretender Leiter des Verbands, von 1952 bis 1954 übernahm er den Vorsitz.
Den SKS-Mitgliedern im Gedächtnis blieb Biberthaler, der im Jahr 1971 die Ehrenmitgliedschaft des Klubs erhielt, auch durch ein nach ihm benanntes Wanderpokalturnier. Im Jahr 1961 stiftete der damalige Klubchef ein Wandgemälde, das wie bei früheren Starnberger Wanderpokalwettbewerben derjenige Spieler erhalten sollte, der das Turnier dreimal gewann. Schon 1963 war es passiert: Manfred Schönbeck durfte das Gemälde nach einem Dreifach-Triumph mit nach Hause nehmen (siehe Kapitel 4). Das Turnier wurde anschließend mit weiteren Siegerpreisen von anderen Stiftern fortgesetzt, die Bezeichnung „Biberthaler-Wanderpokalturnier“ blieb jedoch bis zum heutigen Tag bestehen.
Auch das Wirken von Georg Biberthaler, der etwa ein Jahr vor Christian Gerstetter starb, wurde in den Regionalmedien gewürdigt. Der passionierte Raucher zählte ebenfalls zu den Gründungsmitgliedern des Klubs und war von 1954 bis 1971 Vereinsoberhaupt (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Neuer Jugendleiter, neuer Jugendraum, neuer Jugendboom – Stefan Winkler kurbelt Nachwuchsarbeit an
Ein weiterer Wermutstropfen innerhalb des Klubs war seit Mitte der 70er-Jahre zweifellos die dahinsiechende Jugendabteilung. Nach dem Titelgewinn bei der Oberbayerischen Jugend-Mannschaftsmeisterschaft im Jahr 1976 ging es mit der Nachwuchsarbeit spürbar bergab. Die damaligen Spitzenspieler Thomas Lochte und Martin Wickler rückten erfolgreich in die 1. Mannschaft auf, während die noch spielberechtigte Evelin Fritscher ihren Fokus auf überregionale Damen- und Mädchenwettkämpfe legte.
Neben dem Mangel an neuen Spitzentalenten ging auch insgesamt die Zahl an schachinteressenten Jugendlichen beim SK Starnberg zurück. Betreute der Verein in der Saison 1974/75 noch 23 Talente, so waren es vier Jahre später noch fünf Heranwachsende. Dies hatte wie so oft auch mit der schwierigen Spiellokalsituation zu tun. Vom Jugendraum in der Alten Oberschule, den die SKS-Jugendlichen im Dezember 1971 nach dem Rauswurf aus dem „Gasthaus zur Schießstätte“ bezogen, ging es 1976 ins städtische Jugendzentrum am Luitpoldweg. Doch der dort den Schacheleven zur Verfügung gestellte Raum entpuppte sich als deutlich zu klein für ein Schachtraining mit einer größeren Anzahl an Jugendlichen. Zudem kam es nicht selten vor, dass bei den samstäglichen Mannschaftskämpfen im Nebenraum Live-Musik gespielt wurde und sich daraufhin Gastspieler und Betreuer beschwerten. Dennoch dauerte es bis zum Oktober 1978, bis mit dem Vereinsheim der Freien Turnerschaft an der Ottostraße ein wesentlich besseres Domizil für die Starnberger Schachjugend bezogen werden konnte.
Zu diesem Zeitpunkt hatte es auch an der Spitze der SKS-Nachwuchsabteilung deutliche Veränderungen gegeben. Nachdem bei der Hauptversammlung des Klubs im Dezember 1975 Klubchef Dr. Reinhard Popp nach zehnjähriger Tätigkeit nicht mehr als Jugendleiter kandidierte, wechselte das Amt bis zum Herbst 1978 nicht weniger als vier Mal. Martin Fuchs, Evelin Fritscher und Thomas Lochte standen jeweils nur für eine Saison der Jugendsektion vor. Erst mit der Benennung des 19-jährigen Stefan Winkler kamen Konstanz und Erfolg zurück zum Starnberger Schachnachwuchs.
„Eine Besserung der Flaute ist noch nicht in Sicht“, erklärte Klubchef Dr. Reinhard Popp zur Lage beim Schachnachwuchs in der Hauptversammlung im August 1978. Doch dann entpuppte sich der neue Jugendleiter Stefan Winkler als schachlicher Wunderheiler (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Unter Stefan Winkler, der sich selbst dem SK Starnberg im Alter von 15 Jahren angeschlossen hatte, stieg die Zahl der Mitglieder in der Jugendabteilung rasant an: bereits im Sommer 1979 gehörten der Sektion 15 Nachwuchsspieler an, bis zum Ende der 1979/80 waren es sogar 29 Schachtalente. Um die jungen Denksportler in den Verein zu locken, klebte der gebürtige Stuttgarter Werbeplakate in der ganzen Stadt. An einem einzigen Sonntagnachmittag befestigte er rund 100 Exemplare an Bäumen, Zäunen und öffentlichen Plätzen. Die Starnberger Stadtverwaltung war davon jedoch nicht begeistert. Schon zwei Tage später erhielt Winkler ein Mahnschreiben, in dem ihm „wildes Plakatieren“ vorgeworfen und ihm im Wiederholungsfall mit einer Ordnungsstrafe von 1.000,- D-Mark gedroht wurde.
Der eifrige SKS-Jugendleiter setzte bei der Bekanntmachung des Nachwuchstrainings aber nicht nur auf Guerilla-Marketing. Über Klubkollege August Mehr, der zu jener Zeit als Student beim „Starnberger Merkur“ aushalf, knüpfte Winkler Kontakte in die dortige Sportredaktion. Schon bald schrieb er regelmäßig Schachberichte für das Blatt. Auch die Regionalredaktion der „Süddeutschen Zeitung“ konnte er für eine Steigerung ihrer Schachberichterstattung gewinnen. Das erhöhte Medieninteresse machte sich der Banklehrling für seine nächste Aktion zunutze – regelmäßige Simultanvorstellungen im Starnberger Gymnasium.
Hierfür erhielt Winkler großzügige Unterstützung von Dr. Rudolf Zirngibl. Nicht nur gab der Schuldirektor grünes Licht für die Schachwettkämpfe in der zentralen Gymnasiumaula, er kündigte diese auch via Lautsprecherdurchsagen in alle Klassenzimmer an. Den Schülern wurde sogar erlaubt, die letzte Unterrichtsstunde am Vormittag zu schwänzen, wenn sie sich an den Simultanbegegnungen beteiligten. Dennoch fiel die Resonanz beim ersten Schulsimultan mit acht Schülern noch überschaubar aus – zwei davon traten jedoch schon bald dem SK Starnberg bei. Bei der nächsten Simultanvorstellung strömten dann bereits 40 Teilnehmer an die Bretter und spielten unter regem Zuschauerinteresse ihre Partien. Auch die Fotografen beider Starnberger Regionalzeitungen verfolgten das Spektakel. Rund 20 Jahre nach der Eröffnung der ersten Schulschachgruppe durch Christian Gerstetter (siehe Kapitel 3) war das königliche Spiel am Gymnasium Starnberg wieder präsent!
Kam, sah und organisierte: Stefan Winkler übernahm im Herbst 1978 die brach liegende Jugendabteilung des SK Starnberg und führte dem Verein innerhalb von zwei Jahren dank teilweise spektakulärer Marketingaktionen über 20 neue Nachwuchsspieler zu (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Titelreife Kreisliga-Jugendliche, furios starke Schüler & eines der größten Nachwuchstalente Bayerns
Stefan Winkler sorgte indes nicht nur für einen enormen Mitgliederanstieg in der Starnberger Jugendabteilung, unter ihm feierten die SKS-Nachwuchsteams auch wieder Erfolge. Nachdem in der Saison 1978/79 der einzig verbliebenen Jugendmannschaft der Klassenerhalt in der Jugend-Kreisliga geglückt war, gelang dem Team ein Jahr später der Titelgewinn! Mit 15:3 Punkten und keiner einzigen Niederlage waren die Seestädter eine Klasse für sich. Zur erfolgreichen Equipe zählten Sebastian Viering (sechs Punkte aus elf Partien), Ernst Nitzsche (6,5/10), Markus Neumann (5,0/11), Christian Vaernewyck (5,0/8), Gregor Sterzenbach (2,0/3), Jan Schuhholz (1,0/2), Bernd Wehnelt (0,5/2) und Stephan Wehr (0/1).
Unglücklicherweise verpasste das Team nach dem Kreisliga-Titelcoup den Aufstieg in die Jugend-Bezirksliga. Hierzu hätten sich die Starnberger Talente – ähnlich wie die erste Seniorenmannschaft in der Saison 1976/77 – in einem Qualifikations-Rundenturnier gegen den Nachwuchs vom SK Weilheim, dem SC Taufkirchen und dem MTV Ingolstadt durchsetzen müssen. Dieser Herausforderung waren die jungen Kreisstädter noch nicht gewachsen, die Konkurrenz entpuppte sich als zu stark. Nicht weniger bedauerlich war, dass in der folgenden Spielzeit mit Sebastian Viering und Christian von Vaernewyck zwei Stützen des Teams den SK Starnberg verließen.
Doch aufgrund der vielen neuen Gesichter, die Stefan Winkler in den Verein gelotst hatte, konnte dieser Verlust bemerkenswert gut aufgefangen werden. Besonders von sich reden machten dabei die Schüler, worunter alle Jugendlichen bis 14 Jahren zählten. Das in der Spielzeit 1979/80 neu zusammengestellte Schülerteam errang in ihrer Kreisligagruppe auf Anhieb Platz 1! Obwohl das Endspiel um den Kreismeistertitel gegen die Siegermannschaft der Parallelgruppe, den SC Wolfratshausen, mit 1:3 verloren ging, durften die Starnberger Himmelsstürmer in der Schüler-Bezirksliga weiterspielen. Auch dort sorgten sie für mächtig Furore.
Zunächst nahmen die Seestädter erfolgreich Revanche gegen Wolfratshausen und besiegten die frisch gebackenen Kreismeister mit 2,5:1,5. Nach einer 1:3-Niederlage gegen die SG Vogtareuth/Prutting folgten ein 2,5:1,5-Sieg über Titelverteidiger SK Ingolstadt sowie ein 3:1-Erfog gegen den SC Taufkirchen/Vils. Damit waren die jungen Starnberger vor der Schlussrunde Favorit auf den Gewinn der Oberbayerischen Schüler-Meisterschaft. Doch ausgerechnet gegen das Tabellenschlusslicht SK Abensberg kam der SKS-Nachwuchs nicht über ein 2:2-Remis hinaus. Damit fiel das Team im Endklassement noch hinter die Rivalen aus Ingolstadt und Vogtareuth/Prutting auf Rang 3 zurück, was dennoch ein sehr achtbares Resultat darstellte. In der aufstrebenden Mannschaft spielten Gregor Sterzenbach (sieben Punkte aus zehn Partien), Stephan Wehr (8,0/10), Alexander Kurz (3,5/9) und Daniel Jacobi (4,5/9).
Besonders die beiden Erstgenannten zeigten ihr Talent auch in anderen Wettbewerben. Bei der im Januar 1980 in Gröbenzell ausgetragenen Jugend-Kreiseinzelmeisterschaft erzielte der 12-jährige Gregor Sterzenbach im Schülerturnier sechs Zähler aus sieben Runden und gewann souverän den Titel. Er qualifizierte sich damit ebenso wie sein zwei Jahre älterer Klubkollege Stephan Wehr (5,0) auf Rang 3 für die Oberbayerische Schüler-Einzelmeisterschaft.
Anfänge eines Spitzenspielers: bei der Schüler-Kreiseinzelmeisterschaft 1980 in Gröbenzell gewann Gregor Sterzenbach mit 6,0 Punkten aus sieben Partien den Titel. Für den 12-jährigen Feldafinger war es der Auftakt für zahlreiche weitere Jugenderfolge (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Diese fand von 29.-31.03.1980 in Wasserburg statt – und zeigte erstaunliche Parallelen zur Oberbayerischen Schüler-Mannschaftsmeisterschaft. Denn erneut sah es vor der Schlussrunde nach einem Starnberger Turniersieg aus. Wie bereits beim Zugspitz-Kreisturnier pflügte der junge Sterzenbach durch das zwölfköpfige Teilnehmerfeld und gab in den ersten vier Runden nur ein Remis ab. Damit ging er als Spitzenreiter in das finale Duell gegen den Vogtareuther Martin Grundherr. Trotz zwischenzeitlich deutlich besserer Stellung musste sich die SKS-Nachwuchshoffnung nach knapp fünf Stunden geschlagen werden. Damit landete Sterzenbach – wie schon mit dem Starnberger Schülerteam – auf dem Bronzerang. Zwischen ihm und Turniersieger Grundherr (4,5 Punkte aus fünf Partien) reihte sich noch Lothar Michaelis (4,0) vom SK Ingolstadt. Auch der zweite Starnberger Teilnehmer Stephan Wehr (2,5) spielte ein starkes Turnier. Er schloss den Wettbewerb direkt hinter Sterzenbach auf Rang vier ab.
Und wieder grüßt Platz 3: wie bei der Obb. Schüler-Mannschaftsmeisterschaft musste sich Gregor Sterzenbach auch bei der Schüler-EM im Bezirk mit dem Bronzerang zufriedengeben. Doch ebenso wie der 4. Rang von Stephan Wehr war das ein starkes Ergebnis (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Als Trost für den verpassten Bezirksmeistertitel durfte sich Gregor Sterzenbach einige Monate später über die Aufnahme in den C-Kader des Bayerischen Schachbundes freuen. Er galt damit als einer der größten Schachtalente im Freistaat. Auch auf einen oberbayerischen Einzelmeistertitel sollte der Feldafinger nicht mehr lange warten müssen.
Ein Altmeister düpiert die Hoffnungsträger – Eberhard Elsners Coup bei der Stadtmeisterschaft 1978
Der SK Starnberg verfügte Ende der 70er-Jahr aber nicht über eine wiederbelebte Jugendabteilung, auch einige sehr spielstarke ältere Semester standen in seinen Reihen. Bestes Beispiel hierfür war Eberhard Elsner, der dem Verein im Dezember 1977 im Alter von 67 Jahren beitrat. Der Altmeister zeigte sein Können zunächst bei der Starnberger Klubmeisterschaft 1977/78, als er mit dem makellosen Ergebnis von fünf Siegen aus fünf Partien in die Meistergruppe aufstieg. Einen noch größeren Erfolg feierte er einige Wochen später – er setzte sich gegen mehrere der größten Nachwuchshoffnungen des Klubs durch und wurde Starnberger Stadtmeister!
Elsners Husarenstück bei dem mit 18 Teilnehmern besetzten Turnier begann in Runde 2. Dann besiegte er den amtierenden Kreiseinzelmeister Thomas Lochte! In den weiteren Runden hielt sich der Pensionär aber nicht ganz schadlos und beendete den Wettbewerb mit 5,5 Punkten aus sieben Partien. Dies eröffnete dem 21-jährigen Lochte, der nach seiner Niederlage gegen Elsner vier Siege am Stück einheimste, die Gelegenheit, mit einem Schussrunden-Erfolg gegen seinen fast gleichaltrigen Gegner Martin Wickler doch noch den Meistertitel zu erobern. Lochte musste sich jedoch mit einem Remis zufriedengeben. Damit schloss er das Turnier ebenfalls mit 5,5 Zählern ab, lag in der Schlusstabelle aber die Winzigkeit eines halben Wertungspunktes hinter Elsner. Die Überraschung war perfekt, der neue Starnberger Stadtmeister hieß Eberhard Elsner! Platz 3 ging mit 5,0 Zählern an Wickler vor der punktgleichen Evelin Fritscher, die mit ihren 19 Jahren eine Enkelin des Turniersiegers hätte sein können.
Unterschätze niemals einen Pensionär: im reifen Alter von 68 Jahren gewann Eberhard Elsner 1978 die Starnberger Stadtmeisterschaft. In einem Herzschlagfinale lag er nach sieben Runden einen halben Wertungspunkt vor Kreiseinzelmeister Thomas Lochte (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
Sag zum Abschied leise „Gardez!“ – Josef Haberger tritt als Spielleiter zurück & legt stattdessen Vereinszeitung auf
War Eberhard Elsners Sieg bei der Starnberger Stadtmeisterschaft 1978 zweifellos eine große Überraschung, so muss selbiges wohl auch über die Herausgabe der ersten Vereinszeitung des SK Starnberg gesagt werden. Verantwortlich hierfür zeichnete Josef Haberger. Der 51-jährige Stammspieler der 2. Mannschaft übte seit 1972 äußerst engagiert das Amt des SKS-Spielleiters aus und wurde 1976 bei der jährlich stattfindenden Sportlerehrung der Stadt Starnberg „für besondere Verdienste um den Klub“ geehrt. Dennoch war es etwas überraschend, dass Haberger die Erstellung einer Vereinszeitung übernahm. Denn erst wenige Wochen vor Erscheinen der Premierenausgabe am 10.10.1977 war er bei der Hauptversammlung des Klubs als Spielleiter zurückgetreten.
Dem Arbeitseifer Habergers tat dies aber keinen Abbruch. Er taufte die Vereinszeitung auf den Namen „Gardez!“ und informierte darin über den Spielbetrieb im SK Starnberg. Dies umfasste sowohl interne Turniere, überregionale Wettbewerbe und Mannschaftskämpfe als auch Neuigkeiten aus Vorstand und Spielausschuss. Die erste Ausgabe umfasste zwei DIN A4-Seiten und wurde kostenfrei zum Mitnehmen im „Tutzinger Hof“ ausgelegt. Bis Jahresende 1977 erstellte Haberger noch drei weitere Ausgaben. Ab der zweiten Publikation wurde neben aktuellen Inhalten auch die Rubrik „Aktuelle Partie“ eingeführt, in der ein Klubmitglied eine von ihm gespielte Partie selbst kommentierte.
Trotz der beachtlichen Themenvielfalt ließ das Interesse der Mitglieder an der Vereinszeitung zunehmend nach. Ein möglicher Grund mag gewesen sein, dass sich einige Inhalte mit denen der sehr beliebten Starnberger Jahresberichte überschnitten, an denen Haberger ebenfalls maßgeblich mitwirkte. Die deutlich dünnere Vereinszeitung konnte daher als entbehrlich betrachtet werden. Schließlich stellte die elfte „Gardez!“-Ausgabe am 30.04.1979 das vorzeitige Ende des Projekts Klubzeitung dar. Mehrere Jahre später sollte mit der „Remisschaukel“ aber ein weiterer Versuch gestartet werden, eine regelmäßige Publikation über das Vereinsleben im SK Starnberg zu etablieren (siehe Kapitel 6).
“Gardez!“ feiert Premiere: am 10.10.1977 erhielten die Mitglieder des SK Starnberg zum ersten Mal in der Vereinshistorie eine Klubzeitung. Herausgeber Josef Haberger erstellte insgesamt elf Ausgaben, die letzte erschien am 30.04.1979 (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
Stunde der Anwälte von Godin & Bourquin – Vereinsregistrierung & Gemeinnützigkeit für „SK Starnberg 1920 e.V.“
Ähnlich wie der Stadtmeister von 1978, Eberhard Elsner, trat Hans Freiherr von Godin dem SK Starnberg erst in einem reifen Alter bei. Am 31.10.1975 schloss sich der damals 57-jährige Rechtsanwalt dem Klub an. Und ebenso wie Elsner machte auch von Godin bald nach seinem Eintritt auf sich aufmerksam. Bei der Jahreshauptversammlung 1977 wurde er zum 1. Kassier gewählt und behielt dieses Amt für zwei Jahre. Parallel machte sich der gebürtige Schweriner mit großem Eifer daran, die Satzung des Vereins zu überarbeiten. Dies führte am 24.01.1979 zur erstmaligen Notierung des Klubs als „eingetragener Verein“ beim Amtsgericht Starnberg.
Durch diesen Verwaltungsakt erhielt der SK Starnberg die Rechtsfähigkeit. Der Klub konnte damit eigenes Vermögen erwerben. Zudem wurde die Haftung bei möglichen Forderungen gegen den Verein auf eben jenes Vereinsvermögen begrenzt, handelnde Personen im Klub konnten nur noch in Ausnahmefällen belangt werden. Etwas überraschend ging mit dem Registereintrag auch eine Umbenennung des Vereinsnamens einher. Denn im Gegensatz zum in der Gründungsurkunde vom 01.09.1920 dokumentierten Vereinstitel „Schachklub Starnberg“ (siehe Kapitel 1) wurde nun der Name „SK Starnberg 1920 e.V.“ gewählt. Diese Bezeichnung musste ab sofort auf allen offiziellen Dokumenten des Vereins verwendet werden.
Ein weiterer wichtiger Verwaltungsschritt für den Klub stellte die Beantragung der Gemeinnützigkeit beim Finanzamt Starnberg dar. So konnte man sicherstellen, dass auf Vermögensvermögen keine Körperschaftssteuer bezahlt werden musste. Gleichzeitig ermöglichte es dem SK Starnberg, Spendenquittungen an Unterstützer des Vereins auszustellen und diese damit zu stärkeren finanziellen Hilfen zu animieren. Die Antragsstellung zur Erteilung der Gemeinnützigkeit übernahm mit Friedrich Bourquin ein weiterer Jurist in den Starnberger Reihen. Dank des großen Engagements des langjährigen Vize-Vorsitzenden wurde dem Verein schließlich am 04.08.1980 die Gemeinnützigkeit zuerkannt.
Geballtes Fachwissen am Brett und im Vereinsrecht: Hans Freiherr von Godin (links) und Friedrich Bourquin sorgten Ende der 70er-Jahre dafür, dass der Starnberger Schachklub als eingetragener Verein registriert wurde und die Gemeinnützigkeit erhielt (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
Bescheidenes Jubiläumsturnier – Starnberg richtet zum 60. Geburtstag KEM aus, aber SCS-Teilnehmer enttäuschen
Ähnlich wie zum 50. Geburtstag des Klubs im Jahr 1970 wollte der Vorstand des SK Starnberg auch das 60-jährige Vereinsbestehen dazu nutzen, um sich als Turnierveranstalter in Szene zu setzen. Die Wahl, welchen Wettbewerb man ausrichten sollte, lag sehr nahe – die Einzelmeisterschaft im Schachkreis Zugspitze! Die Seestädter waren für das Turnier bereits beim letzten Klubjubiläum der Gastgeber (siehe Kapitel 4). Zudem schienen hier die Chancen auf einen Starnberger Erfolg durchaus realistisch. Nicht zuletzt konnten SCS-Akteure zwischen 1974 und 1979 sechs Mal am Stück die Meisterschaft gewinnen. Doch ausgerechnet vor heimischer Kulisse sollte der siebte Streich misslingen.
Insgesamt 40 Denksportler aus 13 Vereinen duellierten sich in von 02.-06.01.1980 in der Mehrzweckhalle der Freien Turnerschaft Starnberg 09. Die Farben des Gastgeberklubs vertraten sechs Lokalmatadore. Doch am Ende der neunrundigen Meisterschaft durfte Turnierleiter Dr. Reinhard Popp keinem seiner Vereinskameraden einen Pokal in die Hand drücken. Stattdessen belegten Helmut Leserer vom SC Unterpfaffenhofen/Germering mit 7,0 Punkten vor Dr. Peter Reitberger (SC Neuaubing) und Norbert Kluger (SC Peiting/jeweils 6,5) die Plätze auf dem Podium.
Noch am besten aus Starnberger Sicht schnitt Martin Wickler auf Rang 5 ab. Er kam wie die Zweit- und Drittplatzierten auf 6,5 Punkte, wies jedoch eine klar niedrigere Buchholzwertung auf. Deutlich unzufriedener mit seinem Abschneiden durfte Thomas Lochte gewesen sein. Der Turniersieger der Jahre 1978 und 1979 musste sich mit 5,0 Zählern und dem 14. Platz begnügen, gefolgt vom SCS-Vizevorsitzenden Friedrich Bourquin (15.) und Jugendleiter Stefan Winkler (17./alle 5,0). Auch die Bayerische Damen-Vizemeisterin Evelin Fritscher hatte sich wohl mehr als ihren 31. Platz (3,5) erhofft. Dagegen schlug sich der 16-jährige Ernst Nitzsche (26./4,0) achtbar und sammelte wertvolle Turniererfahrung.
Betretene Mienen beim Jubiläumsturnier: Starnbergs 1. Bürgermeister Heribert Thallmair (links) und Paul Cornel (Mitte), Vorsitzender des Schachbezirks Oberbayern und SCS-Mitglied) im Gespräch mit dem fünftplatzierten Martin Wickler (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Man muss auch geben können: trotz des enttäuschenden Abschneidens seiner Klubkollegen machte SCS-Vereinsoberhaupt Dr. Reinhard Popp eine glänzende Figur als Gastgeber und Turnierleiter der Zugspitz-Einzelmeisterschaft 1980 in Starnberg (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Das Leben der Anderen: obwohl die SCS-Akteure nicht in den Titelkampf bei der Kreiseinzelmeisterschaft 1980 eingreifen konnten, berichteten die Starnberger Regionalzeitungen ausführlich über die Veranstaltung (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Wir sind dann mal weg – Spielermangel führt zum Rückzug von zwei Seniorenteams, nur abgestiegene „Erste“ bleibt
Dass es für den SK Starnberg im Jubiläumsjahr 1980 mit Ausnahme der aufstrebenden Jugendlichen wenig zu feiern gab, wurde nicht nur an der sportlich enttäuschenden Kreiseinzelmeisterschaft deutlich. Auch die Lage bei den Seniorenteams bereitete zunehmend Sorgen. Nachdem die zweite Mannschaft (A-Klasse) und die dritte Auswahl des Klubs (B-Klasse) in der Spielzeit 1978/79 jeweils Vizemeister wurden, rutschten beide ein Jahr später auf den 6. Platz ihrer Klasse ab und gehörten damit zu den schlechtesten Teams.
Ein wesentlicher Grund für die Misere stellte in beiden Mannschaften die mangelnde Spielbereitschaft dar. Während die „Zweite“ in ihren letzten beiden Wettkämpfen nur jeweils zu sechst antrat, sagte der Spielführer von Starnbergs drittem Team zwei Begegnungen wegen fehlender Brettbesetzungen komplett ab. Da der SCS-Spielausschuss für die kommende Saison ähnliche Aufstellungsschwierigkeiten erwartete, traf er im Sommer 1980 die Entscheidung, beide Oktette vom Spielbetrieb abzumelden. Erstmals seit der Saison 1963/64 nahm damit nur noch ein Starnberger Team an Senioren-Wettkämpfen mit anderen Schachvereinen teil!
Zwei sechste Plätze zu viel: nach den enttäuschenden Ergebnissen sowie den latenten Aufstellungsproblemen von Starnbergs zweiter und dritter Mannschaft in der Saison 1979/80, wurden beide Teams vom Spielbetrieb abgemeldet (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
Doch auch bei der verbliebenen Starnberger „Ersten“ lief es keineswegs nach Plan. Nach dem viel umjubelten Aufstieg in die Landesliga Süd in der Saison 1976/77 konnte sich das Team zunächst mit dem 4. Platz unter zehn Mannschaften souverän in der neuen Klasse halten. Ein Jahr später musste jedoch nicht nur der Weggang von Stammspieler Uwe Lang verkraftet werden, auch die Spielbereitschaft in Starnbergs Flaggschiff-Auswahl nahm deutlich ab. So mussten immer mehr Akteure aus der A-Klassen-Mannschaft Löcher in der Aufstellung stopfen. Wenig überraschend konnten die Ersatzspieler gegen ihre nominell meist klar besseren Gegner aber wenig Zählbares erringen. Die Folge: Starnberg stieg als abgeschlagenes Schlusslicht aus der Landesliga ab!
Vorläufiges Ende des Abenteuers Landesliga: nach einer katastrophalen Saison und lediglich 3:19 Mannschaftspunkten stieg Starnbergs „Erste“ 1979 als Tabellenletzter in die neu gegründete Regionalliga Südost (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).
Die Seestädter hatten jedoch ein Stück weit Glück im Unglück: denn statt in die Bezirksliga Oberbayern, aus der man aufgestiegen war, fiel die „Erste“ in die neu gegründete Regionalliga Südost zurück. Doch auch dort setzten sich die Personalsorgen fort. Insgesamt 15 Spieler wurden für die sieben Runden der Saison 1979/80 benötigt. Am Ende stand ein mäßiger sechster Platz unter acht Teams sowie eine Ausbeute von 5:9 Mannschafts- und 28,0 Brettpunkten.
Zumindest kein zweiter Abstieg in Folge: doch auch mit dem 6. Platz bei ihrer Premierensaison 1979/80 in der neu gegründeten Regionalliga Südost konnte Starnbergs 1. Mannschaft kaum zufrieden sein (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
Es war einmal eine B-Gruppe – fehlende Spielbereitschaft befällt auch Starnberger Klubturniere
Die Unlust der SCS-Mitglieder in der Saison 1979/80 an schachlichen Wettkämpfen teilzunehmen, zeigte sich nicht nur in den Teamwettbewerben. Auch die Starnberger Klubturniere litten unter einem zunehmenden Teilnehmerexodus. Beim Biberthaler- und Wanderpokalturnier starteten lediglich 12 Spieler – die zweitniedrigste Teilnehmerzahl seit Beginn des Wettbewerbs im Jahr 1961. Zudem konnte keine lückenlose Abschlusstabelle veröffentlicht werden, da während des Wettkampfverlaufs mehrere Spieler zurücktraten und so zahlreiche Begegnungen nicht ausgespielt wurden. Fest steht jedoch, dass der stellvertretende SCS-Vorsitzende Friedrich Bourquin das Turnier vor Otto Fritscher und Gerhard Wild gewann.
Die Spielernot setzte sich bei der Vereinsmeisterschaft fort. Hier gelang es für die Meisterklasse bzw. A-Gruppe zunächst nicht, die Mindestteilnehmerzahl von acht Denksportlern zu erreichen. Dies lag daran, dass von den laut Spielordnung startberechtigten zwölf SCS-Akteuren lediglich Thomas Lochte, Martin Wickler, Stefan Winkler, Gerhard Wild und Sebastian Viering Zeit und Lust hatten. Auch die Absteiger aus der A-Klasse des Vorjahres, Hans Freiherr von Godin und Eberhard Elsner, konnten nicht für eine erneute Teilnahme gewonnen werden. Während Elsner aus gesundheitlichen Gründen passen musste, war von Godin im Dezember 1979 aus dem Verein ausgetreten! Schließlich entschied der Spielausschuss, die verbleibenden drei Plätze aufgrund ihrer Spielstärke an Evelin und Otto Fritscher sowie August Mehr zu vergeben.
So konnte zumindest in der A-Gruppe ein Turnier absolviert werden, wenngleich hier mit Sebastian Viering nach Wettbewerbsbeginn ein weiterer Teilnehmer zurücktrat. Diesmal gab es der Spielausschuss aber auf, noch einen Ersatzspieler aufzutreiben. Stattdessen wurden nur sechs Runden ausgetragen. Der Turniersieg ging an Thomas Lochte, der alle Partien gewann. Eine Überraschung gelang August Mehr mit dem Vizetitel. Er erspielte sich fünf Punkte, während sich Martin Wickler (4,0) mit dem Bronzerang zufriedengeben musste.
Sieben Starter für das älteste Vereinsturnier: nie zuvor in der seit 1920 ausgetragenen Starnberger Klubmeisterschaft nahmen so wenige Spieler teil wie in der Saison 1979/80. Die A-Gruppe stellte die einzige Spielklasse dar, eine B-Gruppe kam nicht zustande (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).
An die Durchführung einer B-Gruppe bzw. eines Aufstiegsturniers war mangels Teilnehmerinteresses indes nicht zu denken. Dies kam in der Geschichte des seit 1920 ausgetragenen Wettbewerbs äußerst selten vor. Zwar gab es auch in früheren Jahren zum Teil große Probleme bei der Turnierabwicklung wie bei der Klubmeisterschaft in der Saison 1949/50 mit nicht weniger als 37 Nullungen (siehe Kapitel 3). Das zweite Klubturnier in der Spielzeit 1920/21 musste sogar abgebrochen werden (siehe Kapitel 1). In beiden Fällen lag das Problem jedoch darin, dass es Schwierigkeiten gab, die Partien zwischen einer Vielzahl an Teilnehmern zu terminieren. Eine Knappheit an Interessenten für Starnbergs ältesten Schachwettbewerb stellte hingegen ein unerwünschtes Novum dar.
Déja-vu an 1973 – SK Starnberg muss wieder umziehen, Stadtmeisterschaft wird verschoben
Das Desinteresse vieler SCS-Mitglieder, sich an Mannschaftskämpfen und Vereinsturnieren zu beteiligen, führte nicht nur zu sportlichen Problemen für den Klub. Auch die Verzehrausgaben der Figurenschieber im „Tutzinger Hof“ fielen aufgrund der spärlich ausfallenden Zusammenkünfte zunehmend bescheidener aus – zum Ärger der Wirtsleute. So kam nach der Klubmeisterschaft, was kommen musste: der SK Starnberg wurde abermals vor die Tür gesetzt!
Ähnlich wie beim letzten Spiellokalauszug im Sommer 1973 kam damit der ohnehin schon lahmende Senioren-Spielbetrieb endgültig zum Erliegen. Und wie damals konnte auch im Jubiläumsjahr 1980 wegen einer fehlenden Spielstätte zunächst keine Starnberger Stadtmeisterschaft ausgespielt werden. Der Wettbewerb wurde jedoch in neuem Ambiente im Herbst 1980 nachgeholt (siehe Kapitel 6).
Dies war möglich, weil die SCS-Vereinsführung im Sommer 1980 eine Kooperation mit dem SV Söcking erreichen konnte. Den Schachspielern wurde gestattet, ihre Turnierabende und Mannschaftskämpfe im Vereinsheim des Sportklubs (Mamhofener Weg 1, 8135 Söcking) zu veranstalten. Der Haken dabei: für jede Nutzung wurde eine Saalmiete von 20,- D-Mark fällig. Da es jedoch an Alternativen mangelte und die Denksportler genug davon hatten, mit Starnberger Wirten über Verzehrausgaben zu streiten, war man erstmal froh über das neue Domizil.
Wurde ab Sommer 1980 für mehrere Jahre die Austragungsstätte für Turnierabende und Mannschaftskämpfe des SK Starnberg: das Vereinsheim des SV Söcking 1943 (Bildquelle: https://sv-soecking.de/ueber-den-verein/geschaeftstelle/).
Dennoch waren die Zukunftsaussichten für den SK Starnberg 60 Jahre nach seiner Gründung alles andere als rosig – zumal mit Ex-Kassier Helmut Haase und dem ehemaligen Spielleiter Josef Haberger zwei langjährige Mitglieder den Klub zum Jahresende verließen. Doch angetrieben vom nimmermüden Jugendleiter Stefan Winkler und seiner florierenden Nachwuchsabteilung gelang dem Verein in den 80er-Jahren ein erstaunliches Comeback. Wider Erwarten sollte es ein goldenes Jahrzehnt für den Traditionsverein werden.