Chronik SC Starnberg Kapitel 4 (01.09.1960-31.08.1970)

Frauen und Kinder zuerst – die Erfolgsgaranten in den 60er-Jahren

Inhalt

Nach den stimmungsvollen Jubiläumsturnieren im Frühjahr 1960 war der SK Starnberg im Herbst zurück im Ligaalltag. Hier ergab sich wegen des Abstiegs der 1. Mannschaft aus der Verbandsliga und dem Aufstieg der „Dritten“ aus der B-Klasse eine besondere Situation: alle drei Starnberger Teams traten in der A-Klasse an! Da die Liga aber in zwei Sektionen aufgeteilt war, musste zumindest nicht das komplette Trio gegeneinander antreten. Dennoch war ein vereinsinternes Duell unumgänglich, und es erwischte die „Erste“ und die „Dritte“. Beide wurden in die A-Klasse Süd eingeteilt, während Starnbergs 2. Mannschaft in der A-Klasse Nord startete.

Drei Starnberger Teams in der A-Klasse, ein ungleiches Duell und ein Abstieg

Das Starnberger Vereinsduell fand bereits in der Auftaktrunde am 7.10.1960 statt und endete wie erwartet: Starnberg I gewann mit 7,5:0,5. Es sollte der höchste Saisonsieg von Starnbergs bestem Oktett bleiben, obwohl auch die Würmtal-Rivalen Gauting (7:1) und Gräfelfing II (6,5:1,5) klar bezwungen wurden. Überhaupt erzielten die Seestädter mit 28,0 Brettpunkten aus fünf Partien die höchste Brettpunktzahl aller Ligateams. Zum Aufstieg reichte das trotzdem nicht. Einerseits musste man sich gegen den späteren Aufsteiger Peißenberg mit einem 4:4-Remis begnügen. Zudem setzte es in der Schlussrunde am 19.02.1961 eine 3:5-Heimpleite gegen Penzberg.

Aufstieg im letzten Saisonspiel verpasst: durch die 3:5-Heimniederlage gegen Penzberg musste Starnbergs 1. Mannschaft eine weitere Saison in der A-Klasse spielen (Bildquellen: Archiv SK Starnberg / Handschriftliche Aufzeichnungen von Christian Gerstetter).

Noch schlechtere Nachrichten gab es für Starnbergs dritte Garde: nach nur einer Saison in der A-Klasse stieg das Team in die B-Klasse ab. Vier Niederlagen am Stück bedeuteten am Ende den letzten Tabellenplatz, obwohl die Mannschaft mit einem 5:3-Schlussrundensieg gegen Gauting einen Achtungserfolg verbuchen konnte.

Zweifache Enttäuschung für die Starnberger Teams in der A-Klasse Süd-Saison 1960/61: während die 1. Mannschaft den Aufstieg verpasste, stieg die „Dritte“ als Tabellenschlusslicht ab (Bildquellen: Archiv SK Starnberg / Handschriftliche Aufzeichnungen von Christian Gerstetter).

Fast ein wenig langweilig verlief hingegen die Saison der Starnberger „Zweiten“ in der A-Klasse Nord. Das Team war nie wirklich abstiegsgefährdet, konnte aber auch nicht in den Kampf um den Aufstieg eingreifen. So beendete man die Saison mit zwei Siegen und drei Niederlagen auf dem vierten Platz unter sechs Teams.

Solide Saison, sicherer Klassenerhalt: Starnbergs 2. Mannschaft holte in der A-Klasse Nord früh die nötigen Punkte zum Ligaverbleib und belegte einen ungefährdeten Mittelfeldplatz (Bildquellen: Archiv SK Starnberg / Handschriftliche Aufzeichnungen von Christian Gerstetter).

Generationswechsel Teil 1 – Vizemeistertitel für Junioren und Seniorenteam-Debüts für Schönbeck & Bartsch

Trotz der eher durchwachsenen Bilanz der Starnberger Herrenteams in der Saison 1960/61 machten zwei Nachwuchskräfte Hoffnung auf bessere Zeiten: Rüdiger Bartsch und der oberbayerische A-Jugendmeister Manfred Schönbeck feierten gelungene Debüts auf der Seniorenbühne. Während der 20-jährige Bartsch in der Starnberger „Zweiten“ durchweg an vorderen Brettern spielte und 1,5 Punkte aus fünf Partien erzielte, steuerte er für die dritte Mannschaft zwei Zähler aus drei Einsätzen an hinteren Brettern bei. Noch besser lief es für den 19 Jahre alten Schönbeck, der ausschließlich für das Spitzenteam des Klubs antrat. Er zählte mit 2,5 Punkten aus drei Partien zu den besten Punktesammlern innerhalb der SK-Auswahl.

Positive Nachrichten gab es auch aus der Jugendabteilung des Klubs. Nicht nur, dass die Zahl der jugendlichen Vereinsmitglieder seit mehreren Jahren anstieg. Erstmals seit der Spielzeit 1955/56 konnte auch wieder ein Team für die Jugend-Zugspitz-Mannschaftsmeisterschaft gemeldet werden. Die altersmäßig bunt gemischte Mannschaft, die vom 17-jährigen Christian Riekel bis zum neunjährigen Winfried Bartsch – dem jüngeren Bruder von Rüdiger Bartsch – reichte, schlug sich prächtig und wurde Vizemeister. Die Seestädter bestätigten ihren Erfolg in der Folgesaison mit derselben Platzierung.

Gelungenes Comeback: nach fünf Jahren Abstinenz nahm in der Saison 1960/61 erstmals wieder ein Starnberger Nachwuchsteam an der Jugend-Mannschaftsmeisterschaft des Schachbezirks Zugspitze teil – und wurde auf Anhieb Vizemeister (Bildquellen: Archiv SK Starnberg / Handschriftliche Aufzeichnungen von Christian Gerstetter).

Generationswechsel Teil 2 – Manfred Schönbeck gewinnt Biberthaler-Wanderpokalturnier 3x in Serie

Manfred Schönbeck ließ in der Saison 1960/61 nicht nur in der ersten Starnberger Mannschaft aufhorchen, er gewann in der Spielzeit auch seinen ersten Seniorenwettbewerb im Verein. Dabei handelte es um die Premiere eines zu Ehren von Klubvorsitzenden Georg Biberthaler ausgetragenen Wanderpokalturniers. Nachdem Dr. Alois Thurmayr Ende der 50er-Jahre den Heinrich Wieland- als auch den Max Niedermaier-Wanderpokal gewonnen hatte (siehe Kapitel 3), bestand Bedarf nach einem neuen, jedes Jahr ausgespielten Wanderpreis. Daher stiftete Biberthaler ein Wandgemälde, das analog zu früheren Wanderpreiswettbewerben derjenige erhalten sollte, der das Turnier dreimal gewann. Es dauerte dann auch nur drei Jahre, bis das Gemälde vergeben war. Denn Schönbeck gewann die ersten drei Auflagen des Wettbewerbs am Stück und nahm den Preis im Jahr 1963 in Empfang.

Dreimal Turniersieger und um ein Wandgemälde reicher: Manfred Schönbeck (links) erhielt Im Jahr 1963 endgültig den beim Biberthaler-Wanderpokalturnier ausgespielten Siegerpreis – direkt aus den Händen von Stifter Georg Biberthaler (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

Es lebe das Wandgemälde – Biberthaler-Wanderpokalturnier wird dank neuer Preise zum Stammwettbewerb

Aufgrund der allgemeinen Beliebtheit fand das Biberthaler-Wanderpokalturnier nach der Gemälde-Übergabe an Schönbeck weiterhin statt – mit einem neuen Wanderpreis. Für die Fortsetzung des Wettbewerbs im Jahr 1964 stiftete der Architekt Otto Lehmann ein Aquarell-Bild. Dieses nahm drei Jahre später Dr. Alois Thurmayr mit nach Hause. Er gewann das Pokalturnier ebenfalls dreimal in Serie. Auch dieser Umstand bedeutete aber nicht das Ende des Wettbewerbs. Otto Lehmann stiftete eine weitere Aquarell-Malerei, und das Turnier wurde fortgesetzt.

Aquarell-Bilder des Architekten Otto Lehmann dienten ab dem Jahr 1964 als Preise für das Biberthaler-Wanderpokalturnier. Das abgebildete Exemplar durfte Reinhard Popp mit nach Hause nehmen, der das Turnier 1970, 1971 und 1978 gewann (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

Mit sieben Jahren Schachpraxis & Ehemann als Trainer – Irmgard Karner wird Bayerische Damenmeisterin

Für den größten Paukenschlag im Jahr 1961 sorgte aber nicht Manfred Schönbeck, sondern die 34-jährige Irmgard Karner. Starnbergs beste Schachspielerin gewann die von 22.11-26.11.1961 in Augsburg ausgetragene bayerische Damenmeisterschaft! Karner, die erst sieben Jahre zuvor das Spiel erlernt hatte, war mit fünf Siegen und zwei Remisen aus sieben Runden die klare Dominatorin in dem 14-köpfigen Feld. Sie distanzierte die zweitplatzierte Frau Schmidt (Kitzingen / 5,0 Punkte) und Anni Zier auf Platz drei (Damenschachklub München / 4,5 Punkte) klar. Mit ihrem Erfolg erwarb Karner auch die Startberechtigung für die Deutsche Meisterschaft, die im September 1962 in Eckernförde (Schleswig-Holstein) stattfand. Karner schlug sich auch hier prächtig und belegte den dritten Platz unter ebenfalls 14 Teilnehmerinnen.

Doch besonders ihr Triumph bei der Bayerischen Damenmeisterschaft sorgte in weiten Schachkreisen für Aufsehen. Das lag auch daran, dass das Turnier das erste Kräftemessen bayerischer Schachspielerinnen seit dem Jahr 1956 darstellte. In den Vorjahren war es üblich, dass dem Damenschachklub München als führendem Frauenschachverein in Bayern gestattet wurde, mehrere Vertreterinnen direkt zu den deutschen Titelkämpfen zu entsenden. Um die Monopol-Stellung der Münchnerinnen zu beenden und das Frauenschach im gesamten Freistaat zu fördern, organsierte der Verbandsvorsitzende der Augsburger Schachvereine, Walter Besel, eben jenen Wettbewerb im November 1961. Da die beiden besten Akteurinnen der Meisterschaft nicht aus der Landeshauptstadt kamen, kann Besels Vorhaben mit Recht als Erfolg bezeichnet werden. Die Bayerische Damenmeisterschaft wurde seitdem jedes Jahr ausgetragen.

Das Endergebnis der Meisterschaft machte aber nicht nur Herrn Besel glücklich, sondern vor allem auch Karners Starnberger Vereinskollegen. Karner war dem SK Starnberg im August 1958 zusammen mit ihrem Ehemann Franz beigetreten. Der frühere Söckinger Klubmeister trainierte sie auch. Beim Starnberger Schachklub erkannte man Irmgard Karners Talent sofort. Bereits in der Saison 1958/59 durfte sie in der ersten Mannschaft des Vereins Erfahrung sammeln. Mit ihrem Augsburger Coup hatte sie ihren männlichen Kollegen nun sogar etwas voraus: noch nie zuvor gewann ein Vereinsmitglied einen bayerischen Meistertitel. Der Kreisverband Oberbayern würdigte Karners Leistung mit der Verleihung der Silbernen Ehrennadel. Auch die regionalen Medien verneigten sich vor der Starnbergerin und veröffentlichten eine Reihe von Artikeln.

Starnberg hatte im November 1961 seine erste Schachprinzessin: die regionale Presse feierte den Triumph von Irmgard Karner bei der bayerischen Damenmeisterschaft mit zahlreichen Artikeln (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).

Starnbergs Rückkehr in die Kreisliga – Vierter Titel auf Zugspitzebene & süße Rache an altem Rivalen

Während Irmgard Karner im November 1961 ihren bislang größten schachlichen Triumph feierte, nahm ihr Gatte einige Wochen vorher erfolgreich an einem bedeutenden Mannschaftskampf für Starnbergs „Erste“ teil. Es stand die Zweitrunden-Begegnung in der A-Klasse Süd am 29.10.1961 in Penzberg an. Die Brisanz des Duells ergab sich aus der desaströsen Starnberger Bilanz in den vergangenen fünf Aufeinandertreffen mit den Oberländern – denn diese gingen allesamt verloren. Zweimal erwischte es die erste Mannschaft, zweimal die „Zweite“ und einmal hatte Starnbergs dritte Garde das Nachsehen. Besonders Penzbergs Sieg gegen das SKS-Spitzenteam in der Schlussrunde der vergangenen A-Klasse Süd-Saison war den Seestädtern noch schmerzlich in Erinnerung. Es kostete das Team die Chance auf den Aufstieg in die Kreisliga.

Damit sich Ähnliches nicht wiederholte, bereiteten sich die Starnberger fast generalstabsmäßig auf den Vergleich mit dem alten Rivalen vor. Der zweite Spielleiter und Mannschaftsführer Robert Fischer wies seine Teamkollegen nicht nur auf die voraussichtliche Penzberger Aufstellung hin – die sich im Nachhinein als zu 100% korrekt erwies. Er verordnete der Mannschaft zudem einen gemeinsamen Trainingsabend am Freitag vor den Wettkampf. Dabei arbeiteten die Teilnehmer besonders an der Vertiefung von Eröffnungs- und Endspielkenntnissen. Über die außergewöhnliche Starnberger Vorbereitung berichtete auch die regionale Presse.

Ein eigener Trainingsabend als Vorbereitung für das Spitzenduell mit Penzberg in der 2. Runde der A-Klasse Süd: das war auch dem „Starnberger Merkur“ einen Bericht am 27.10.1961 wert (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

Die Mühen der Starnberger sollten sich lohnen. Nicht nur gewannen die Seestädter ihr Auswärtsspiel in Penzberg, sie demütigten ihre Widersacher geradezu. Dank Bretterfolgen von Dr. Alois Thurmayr (Brett 1), Dieter Srocke (2), Manfred Schönbeck (3), Robert Fischer (4), Franz Karner (6) und Helmut Kulzer (8) fuhren die Gäste einen ungefährdeten 6:2-Sieg ein.

Als besonderer Glücksbringer für das Oktett entpuppte sich Reinhard Popp. Der 15-jährige Jugendspieler des Klubs radelte die komplette Strecke von Starnberg bis Penzberg, um die „Erste“ in ihrer wichtigen Begegnung moralisch zu unterstützen. Die Vereinskollegen staunten dabei nicht schlecht, als Popp auf einmal im Penzberger Spiellokal auftauchte. Es sollte jedoch nicht lange dauern, bis das Schachtalent selbst eine wichtige Stütze im Team wurde.

Wie erwartet, berichteten die Starnberger Medien ausführlich über den richtungsweisenden Sieg der „Ersten“ am 29.01.1961 in Penzberg. Ein unbesungener Held war dagegen der 15-jährige Reinhard Popp, der von Starnberg nach Penzberg radelte und seine Vereinskollegen moralisch unterstützte (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).

Dem symbolträchtigen Triumph in Penzberg ließ Starnbergs „Erste“ einen 5:3-Erfolg gegen Gauting und einen 7,5:0,5-Kantersieg gegen Gräfelfing II folgen. Damit schloss das Team die Saison in der A-Klasse Süd 1961/62 als überlegener Tabellenprimus mit vier Siegen und 25 Brettpunkten aus vier Begegnungen ab.

Für die Rückkehr in die oberbayerische Verbandsliga – sie wurde auch Kreisliga genannt – war aber noch ein weiterer Erfolg nötig. Es musste ein Stichkampf gegen den Sieger der A-Klasse Nord, Gräfelfing I, gewonnen werden. Wie erwartet, verlief diese Begegnung sehr ausgeglichen. Doch letztlich setzte sich die Starnberger Auswahl mit 4,5:3,5 durch und krönte sich nach den Spielzeiten 1951/52, 1956/57 und 1958/59 zum vierten Mal zum Bezirks-Mannschaftsmeister! Der Aufstieg erwies sich gleichzeitig als Meilenstein für den Verein. Denn in den folgenden Jahrzehnten kehrte Starnbergs erste Mannschaft niemals mehr in die A-Klasse zurück.

Erster Schritt auf dem Weg zum vierten Bezirkstitel: Starnbergs 1. Mannschaft gewann in der Saison 1961/62 überlegen die A-Klasse Süd, bevor im Stichkampf um den Aufstieg in die oberbayerische Kreisliga Gräfelfing I mit 4,5:3,5 bezwungen wurde (Bildquellen: Archiv SK Starnberg / Handschriftliche Aufzeichnungen von Dr. Reinhard Popp).

Nicht nur in der Spitze erfolgreich – Starnberg startet Saison 1961/62 erstmals mit vier Herrenteams

Die Spielzeit 1961/62 war für den SK Starnberg aber nicht nur wegen den Erfolgen seiner ersten Mannschaft geschichtsträchtig. Erstmals konnte der Verein auch mit vier Herrenteams in die Saison starten. Während die „Erste“ ihr Meisterstück in der A-Klasse Süd machte, erzielten Starnbergs 2. Mannschaft (4. Platz/A-Klasse Nord) und Starnberg dritte Garde (3. Platz/B-Klasse Süd) solide Ergebnisse. Das zweitbeste Ergebnis der Starnberger Teams heimste jedoch die neugegründete 4. Mannschaft in der B-Klasse Nordost ein. Mit vier Siegen und nur einer Niederlage gegen den späteren Aufsteiger Eichenau verpasste das Team lediglich wegen einer zu geringen Brettpunktezahl den Sprung in die A-Klasse. Ähnlich erging es dem Jugendteam des Klubs, das im Bezirk Zugspitze wie im Vorjahr Platz 2 erreichte. Gegenüber Spitzenreiter Gräfelfing war man in der Schlusstabelle nur um einen halben Brettpunkt unterlegen!

Zweimal Platz 1 „nur“ mangels Brettpunkten verpasst: sowohl die Starnberger Jugendmannschaft als auch die neugegründete vierte Herrenmannschaft mussten sich trotz überzeugender Ergebnisse jeweils mit dem Vizerang zufriedengeben (Bildquellen: Archiv SK Starnberg / Handschriftliche Aufzeichnungen von Dr. Reinhard Popp).

Ein folgenreicher Kuraufenthalt – Kurt Ewald führt Erbe von Problemkomponist Theo Gastel fort

Im ereignisreichen Schachjahr 1961 wurde aber nicht nur eine vierte Starnberger Herrenmannschaft aus der Taufe gehoben. Auch der zweimalige Klubmeister Kurt Ewald erlebte einen Neuanfang. Während eines vierwöchigen Kuraufenthalts im August 1961 begann er mit dem Komponieren von Schachproblemen. Damit trat er in die Fußstapfen des ehemaligen SKS-Problemwartes Theo Gastel (siehe Kapitel 3) und übertraf diesen in der Anzahl und der Qualität der veröffentlichen Schachprobleme sehr bald. Bis zum heutigen Tag hat Ewald rund 1000 Schachprobleme kreiert. Viele davon wurden in Fachzeitschriften wie dem „Schach-Report“ und der „Rochade Europa“ publiziert, aber auch in allgemeinen Medien wie der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ und der „Sächsischen Zeitung“. Mitunter wurden Ewalds Arbeiten auch prämiert. So erhielt er im Jahr 1962 für ein mehrzügiges Hilfsmatt den 1. Preis des Magazins „Schach-Echo“.

Der Stammspieler der ersten Starnberger Mannschaft setzte sich neben seiner schöpferischen Tätigkeit auch für die Förderung des Problemschachs in der Bundesrepublik ein. So trat er ebenfalls im Jahr 1962 der „Schwalbe“ bei, der am 10.02.1924 gegründeten deutschen Vereinigung für Problemschach. Die Organisation wurde 1972 in den Deutschen Schachbund (DSB) integriert. Im Jahr 1991 sollte Ewald als Delegierter beim DSB in den „Schwalbe“-Vorstand gewählt werden. Diese Funktion bekleidet er bis heute. Eine Auswahl von 195 seiner besten Schachaufgaben veröffentlichte Ewald in dem 2016 erschienenen Werk „Einige meiner Schachprobleme“.

. Neben zwei Starnberger Klubmeister-Titeln brillierte Kurt Ewald auch als Problemkomponist. Anbei eine Schachaufgabe aus seinem im Jahr 2016 veröffentlichten Buch, die gleichzeitig in der Dezember-Ausgabe 1962 des „Schach-Echo“ erschien: Weiß setzt in vier Zügen matt (Lösung am Ende des Kapitels / Bildquellen: Archiv SK Starnberg).

Ein Faschingsturnier mit Kapelle und unerwarteter Pointe – Mitglieder wählen „Miß Schachklub 1962“

Zu einem denkwürdigen Ereignis entpuppte sich etwas unerwartet ein im Fasching 1962 ausgetragenes „Freßschachturnier“ des Vereins. Die Veranstaltungen im Freßschach, auch Schlag- oder Räuberschach genannt, hatten eine lange Tradition in Starnberg. Das erste Turnier dieser Art fand bereits am 23.02.1933 im Hotel „Seehof“ statt. Die Spielform, bei der derjenige gewinnt, der als erstes keine Figuren mehr auf dem Brett hat, erfreute sich selbst bei den Spitzenspielern des SK Starnberg großer Beliebtheit. So gehörten Dr. Alois Thurmayr und Manfred Schönbeck auch in dieser Disziplin zu den besten Akteuren des Vereins.

Beide zählten aber nicht zum 24-köpfigen Starterfeld für das Turnier im Jahr 1962 – dafür eine Reihe weiblicher Spielerinnen. Das mag unter anderem daran gelegen haben, dass bei der Veranstaltung großer Wert auf Geselligkeit gelegt wurde. So sorgte zwischen den sechs Turnierrunden, die nach Schweizer System gespielt wurden, eine vier Mann starke Musikkapelle für gute Laune. Zudem musste jeder Teilnehmer einen guten verpackten Sachpreis mitbringen. Sämtliche Preise wurden nach Turnierende unter den Spielern verteilt. Turniersieger Rüdiger Potschka (sechs Punkte) durfte sich dabei als Erster einen Preis aussuchen. Was er nicht ahnte: das Auspacken seines Pakets sollte ihn mehr als 30 Minuten kosten, da es ähnlich wie eine russische Matrjoschka-Figur unzählige kleinere Päckchen enthielt. Als er das letzte davon entblößt hatte, kam ein stilvolles Rauchservice zum Vorschein. Der zweitplatzierte Robert Fischer (5,0) durfte sich über ein Gas-Feuerzeug freuen, während Dieter Srocke (ebenfalls 5,0) zum Lohn für Platz 3 eine edle Silberschale samt passendem Zuckerlöffel ergatterte.

Die eigentliche Überraschung ereignete sich aber gegen Mitternacht: die 24 Anwesenden entdeckten einen Preis, der nicht verteilt worden war. Da der Stifter ein Gentleman der alten Schule war, entschied er, dass das Präsent an die „netteste Dame des Abends“ überreicht werden sollte. Hierfür musste allerdings eine Auswahl unter den vier anwesenden Teilnehmerinnen getroffen werden. Die Lösung des Problems: man führte kurzerhand eine Wahl zur „Miß Schachklub 1962“ in geheimer Abstimmung durch. Hier setzte sich Therese Gottwald mit fünf Stimmen knapp vor ihren Mitstreiterinnen durch, die jeweils vier Stimmen erhielten. Gottwald war dem SK Starnberg im Oktober 1952 als erstes weibliches Mitglied nach der Vereinsneugründung beigetreten (siehe Kapitel 3). Welchen Preis sie letztlich mit nach Hause nehmen durfte, ist nicht bekannt.

Ungewöhnliche Nachrichten von den Denksportlern: die erste „Miß Schachklub“-Wahl im Frühjahr 1962 sorgte auch in den Starnberger Medien für Aufsehen (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

Reinhard Popp führt Starnberger Jugendteam & Oberbayern-Auswahl zum Titelgewinn

Nachdem die Starnberger Jugendauswahl in der vorigen Spielzeit den Spitzenplatz im Bezirk Zugspitze hauchdünn verpasst hatte, glückte dem Team in der Saison 1962/63 der erhoffte Titelgewinn. Angeführt von Reinhard Popp und Andreas Weber legte der SKS-Nachwuchs in den beiden folgenden Spielzeiten nach und sammelte bis zur Saison 1964/65 insgesamt drei Bezirkstitel. Es waren die ersten Jugend-Mannschaftstitel für den Verein überhaupt!

Leider konnten Starnbergs Talente ihre Dominanz auf Bezirksebene nicht auf den Kreis Oberbayern ausweiten. So mussten sie im Jahr 1965 wenige Wochen nach ihrem Titel-Hattrick im Bezirk Zuspitze bei der oberbayerischen Jugend-Mannschaftsmeisterschaft in Gröbenzell mit dem letzten Platz unter vier Teams Vorlieb nehmen.

Glück und Pech lagen für den Starnberger Schachnachwuchs im Jahr 1965 nahe beieinander: nach ihrem dritten Titel im Bezirk Zugspitze, blieb dem Team bei der folgenden oberbayerischen Jugend-Mannschaftsmeisterschaft nur der letzte Platz (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).

Für Reinhard Popp lief es aber auch überregional hervorragend. In der Saison 1963/64 wurde er als Brett 1-Spieler in die oberbayerische Bezirksauswahl berufen. Diese wetteiferte gegen sieben andere Kreisverbandteams in der Bayerischen Jugend-Mannschaftsmeisterschaft um den Titel, musste sich am Ende aber mit Rang vier begnügen. Doch bei der folgenden Meisterschaft im Januar 1965 triumphierte Popp auch mit Team Oberbayern. Hinter dem Wasserburger Arnulf Westermeier erzielte er am zweiten Brett 4,5 Punkte aus sieben Partien.

Reinhard Popp (links) wetteiferte Mitte der 60er-Jahre mit den besten Jugendlichen Bayerns wie hier dem oberbayerischen Einzelmeister von 1962, Leopold Eichner aus Gräfelfing. Im Januar 1965 gewann er zudem mit einer Oberbayern-Auswahl den Titel in der Bayerischen Jugend-Mannschaftsmeisterschaft (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).

Erste Oberbayerische Einzelmeisterschaft in der Kreisstadt – Siege für Popp und Schachstandort Starnberg

Popp zeigte aber nicht nur bei Teamwettbewerben sein großes Talent. Im Mai 1963 gelang dem 17-jährigen Starnberger auch bei der ersten in der Kreisstadt ausgetragenen oberbayerischen Einzelmeisterschaft der Titelgewinn. Dabei lieferte er sich ein Kopf-an-Kopf-Duell mit dem Mühldorfer Karlheinz Neumeier. Nach sieben Runden wiesen beide jeweils 6,0 Punkte und die exakt gleiche Wertungszahl auf. Anstelle eines Stichkampfs wurde daraufhin entschieden, beiden Kontrahenten den Oberbayerischen Jugendmeistertitel zu verleihen.

Einfach unzertrennlich: da Karlheinz Neubauer und Reinhard Popp im Jugendturnier der oberbayerischen Einzelmeisterschaft 1963 in Starnberg dieselbe Punkt- als auch Wertungszahl aufwiesen, wurde beiden der Titel zugesprochen (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

Vor den Augen von Spielleiter und Vereinskamerad Paul Cornel (im Anzug) gelang dem Starnberger Toptalent Reinhard Popp (Bildmitte, mit Weiß spielend) ein richtungsweisender Sieg gegen Vorjahressieger und Zugspitzmeister Leopold Eichner (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

Doch nicht nur für Starnbergs große Nachwuchshoffnung war die Veranstaltung ein besonderes Erlebnis. Auch die acht Teilnehmer des Seniorenturniers, von denen sich am Ende der Haushamer Georg Lipinski vor Herrn Wolf (Ingolstadt) und Horst Krafzik (Murnau) durchsetzte, dürften das Turnier in guter Erinnerung behalten haben. Neben den exzellenten Spielbedingungen im Starnberger Spiellokal, dem „Staltacher Hof“, leiteten der Starnberger Spielleiter Robert Fischer und sein Pendant im Schachkreis Oberbayern, Paul Cornel, das Turnier souverän. Cornel, der neben dem Spielleiter-Amt seit dem Jahr 1962 auch die Position des zweiten Vorsitzenden im Schachkreis bekleidete, erhielt im Jahr 1964 die Goldene Ehrennadel des Verbands. Fischer hatte seinerseits bereits 1962 die Silberne Ehrennadel vom oberbayerischen Kreisverband verliehen bekommen.

Als Schach noch ein Spiel für Gentlemen war: Paul Cornel (rechts) und die fein gekleideten Teilnehmer des Seniorenturniers der Oberbayerischen Einzelmeisterschaft 1963 in Starnberg, darunter Sieger Georg Lipinski (Hausham, 2.v.l. / Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

Auch Manfred Schönbeck (stehend ganz links), oberbayerischer Jugendmeister von 1960, verfolgte im festlich geschmückten „Staltacher Hof“ das Geschehen. Daneben rauchten bei den Teilnehmern des Jugend- und des Seniorenturniers die Köpfe (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

Auf den Spuren Bogoljubows – Bayern-Meister Sigmund Wolk gibt Massen- und Blind-Simultanvorstellung

Einen besonderen Gast durfte der SK Starnberg Ende August 1963 begrüßen. Der amtierende bayerische Meister, IM Sigmund Wolk, kam für eine zweitätige Simultan-Veranstaltung in die Kreisstadt. Am ersten Tag zeigte er sein Können gegen 25 Gegner. Dabei gewann der 51-jährige gebürtige St.Petersburger 19 Partien, remisierte viermal und verlor lediglich gegen Dr. Alois Thurmayr und Otto Helminger.

Am zweiten Tag stellte sich Wolk einer noch größeren Herausforderung. Gegen sechs Lokalmatadore, darunter die Jungstars Manfred Schönbeck und Reinhard Popp, spielte er blind. Das beeindruckende Ergebnis: fünf Siege und ein Remis (welches der frischgebackene oberbayerische Jugendmeister Popp ergatterte). Wolks Leistung weckte Erinnerungen an den zweiten Besuch des früheren WM-Herausforderers Efim Bogoljubow in der Kreisstadt. Dieser spielte am 01.03.1933 an nicht weniger als 31 Brettern simultan sowie an zwei Brettern blind. Bei den Blindpartien erreichte er jedoch nur die Hälfte der möglichen Punkte (siehe Kapitel 2). Wolk galt dagegen als Spezialist im Blindschach. In den 50er-Jahren trat er in dieser anspruchsvollen Disziplin gegen bis zu 15 Gegner parallel an.

Die beeindruckende Bilanz im Blindsimultanduell während seines Starnberger Gastspiels war für Sigmund Wolk (im Bildhintergrund) nichts Ungewöhnliches. Der Internationale Meister galt als Experte in dieser Wettkampfform und gab bei zahlreichen weiteren Anlässen Kostproben seines Könnens (Bildquelle: www.schachbund.de).

Die Ideen des Robert Fischer Teil 1 – ein neuer Wanderpokal-Wettbewerb wird aus der Taufe gehoben

Beim Namen Robert Fischer dachten die Mitglieder des SK Starnberg Anfang der 60er-Jahre nicht nur an den genialen US-Großmeister, der 1972 im „Match des Jahrhunderts“ gegen den russischen Titelverteidiger Boris Spasski der elfte Schachweltmeister werden sollte. Der Starnberger Spielleiter, der denselben Namen trug, zeigte bei der Entwicklung neuer Turnierformate nicht weniger Kreativität als sein weitaus berühmteres Pendant in seinen Partien. Das führte im Herbst 1963 zu einem neuen Wanderpokalturnier im Verein.

Die Veranstaltung stellte einen Ersatz für den bis zur Saison 1962/63 ausgespielten Dähne-Pokal auf Vereinsebene dar (siehe Kapitel 3). Da ab der Spielzeit 1963/64 jeder Schachverein für den Wettbewerb auf Zugspitz-Ebene beliebig viele Spieler melden konnte, entfiel die Notwendigkeit einer klubinternen Ausscheidung. Bei den Mitgliedern war indes das Interesse groß, weiterhin ein Pokalturnier zu spielen. Das erstmals von 6.9-4.10.1963 ausgetragene Wanderpokalturnier erfüllte diesen Zweck. Der Turniersieger wurde im K.-o.-System ermittelt, wobei ausgeschiedene Spieler in einem Trostturnier im Schweizer System weiterspielen konnten. Sieger der Premierenauflage wurde Manfred Schönbeck, der sich im Finale gegen Manfred Srocke durchsetzte. Der Bronzerang ging an Wilhelm Nägle, dessen Gegner Dr. Alois Thurmayr für die Partie um Platz 3 nicht antrat.

Neues Turnier, bekannter Sieger: Manfred Schönbeck, der dreimal in Folge das Biberthaler-Pokalturnier (1961-1963) gewann, triumphierte auch beim erstmals 1963 ausgetragenen Wanderpokalturnier und durfte für ein Jahr den Pokal behalten (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).

Der Wanderpokal wurde bis zum Jahr 1979 ausgespielt. Der Modus sah vor, dass nur derjenige den Pott endgültig mit nach Hause nehmen durfte, der das Pokalturnier dreimal in Folge oder fünfmal insgesamt gewann. Bis zum Jahr 1969 gelang das niemanden. Dann entschied die Klubführung das Wander- und das Biberthaler-Pokalturnier zusammenzulegen. Neuer Name des Wettbewerbs: „Biberthaler- und Wanderpokalturnier“. Der Sieger dieses Turniers erhielt schließlich zwei Preise für jeweils ein Jahr – den Biberthaler-Wanderpreis (ein Aquarell-Bild) und den „Wanderpokal des Schachklubs Starnberg“. Dies änderte sich erst wieder, als Reinhard Popp in der Saison 1977/78 zum dritten Mal den Biberthaler-Wanderpreis gewann und endgültig behalten durfte (siehe Kapitel 5).

Die Ideen des Robert Fischer Teil 2 – ein jährliches Silvester-Blitzturnier mit überregionaler Reichweite

Noch größere Bekanntheit als das Wanderpokalturnier erlangte das Starnberger Silvester-Blitzturnier, das erstmals am 29.12.1963 im Hotel „Seehof“ stattfand. SKS-Spielleiter Fischer hatte hierfür die weitsichtige Idee, nicht nur Klubmitglieder einzuladen, sondern Interessierte aus allen Schachvereinen, die sich im Umkreis von 25 Kilometern zur Kreisstadt befanden. Die Resonanz gab ihm Recht: 55 Spieler aus 13 Klubs meldeten sich an. Die Teilnehmer wurden in acht Vorrundengruppen mit je sechs oder sieben Spielern eingeteilt und spielten im Modus Jeder-gegen-Jeden. Die Gruppenersten qualifizierten sich für die Endrunde A, die Gruppenzweiten für die Endrunde B sowie die Gruppendritten und -vierten für die Endrunden C und D. Alle übrigen Spieler schieden aus. Neben dem Privileg mehr Blitzpartien spielen zu dürfen, erhielt jeder der 32 Endrunden-Teilnehmer einen Sachpreis zwischen fünf und 15 D-Mark. Der Gewinner der Endrunde A war auch der Turniersieger – und es war ein Starnberger Triumph! Dr. Alois Thurmayr gewann vor den Schachfreunden Sobik und Mauderer (beide vom SC München-Laim) sowie einem weiteren SKS-Mitglied, Dieter Srocke.

Die zweite Auflage des Silvesterblitzturniers am 27.12.1964 fiel noch größer aus. Zu dieser Veranstaltung strömten nicht weniger als 84 Schachspieler aus 25 Vereinen – besonders hoch war die Beteiligung aus den Münchner und Augsburger Klubs, aber auch Blitzschach-Freunde aus Garmisch, Ingolstadt und Mindelheim reisten an. Das mag auch daran gelegen haben, dass nun alle Teilnehmer Sachpreise erhielten. Der Gesamtwert der Preise betrug 943,- D-Mark. Den Hauptpreis sicherte sich Herr Peric (Anderssen Bavaria München) vor dem Augsburger Karl-Hans Achatz und Herrn Joppen (Münchener SC 1836). Als bester Starnberger Akteur schloss Manfred Schönbeck auf Platz 6 ab, Vorjahressieger Dr. Alois Thurmayr landete auf Rang 14.

Auch in den Folgejahren ebbte das überregionale Interesse an den Starnberger Silvesterblitzturnieren nicht ab. In den Jahren 1964-1969 wurde in jeweils sechs Endrunden mit regelmäßig knapp 100 Teilnehmern gespielt. Da der Wettbewerb auch ein fester Bestandteil im Turnierkalender der starken Münchner Spieler war, fiel es den Starnberger Lokalmatadoren indes durchweg schwer, vordere Plätze zu belegen. Einzig Volker Wildt, der dem Klub in der Saison 1965/66 beitrat, gelangen in den Jahren 1965 (3. Rang) und 1969 (5. Rang) vordere Platzierungen.

Die enorme Beteiligung von 84 Schachspielern bei der dritten Auflage des Silvester-Blitzturniers des SK Starnberg war auch dem „Starnberger Merkur“ einen Artikel wert. Im Gegensatz zu den beiden vorherigen Austragungen fand dieses Turnier nicht im Dezember, sondern am 02.06.1966 statt. Austragungsstätte war die Brunnangerhalle des TSV Starnberg (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

Ein Turnier mit generationsübergreifender Beliebtheit: die Anfänge der Starnberger Jahresblitzmeisterschaft

Die hohe Beliebtheit der Silvester-Blitzturniere war auch Ausdruck der steigenden Bedeutung des Blitzschachs im SK Starnberg zu Beginn der 60er-Jahre. Dies führte in der Saison 1963/64 zur ersten Jahresblitzmeisterschaft des Vereins. Hierzu wurden alle in der Spielzeit veranstalteten Einzel-Blitzturniere ausgewertet. Die Platzierungen in der Endtabelle ergaben sich aus dem Prozentsatz der erzielten Punkte im Verhältnis zu den gespielten Partien. Als statistisch bester „Blitzer“ und damit erster Jahresblitzmeister des Vereins erwies sich Dr. Alois Thurmayr. Mit einer Punktequote von 87,1% (81 Punkte aus 93 Partien) lag er am Ende vor Manfred Schönbeck (81,5%), Reinhard Popp (71,9%) und Robert Fischer (71,1%), obwohl das Trio allesamt mehr Blitzpartien gespielt hatte.

Der achtfache Klubmeister Dr. Alois Thurmayr triumphierte auch bei der ersten Auflage der Starnberger Jahresblitzmeisterschaft in der Saison 1963/64: er erzielte eine höhere Punktequote aus seinen Blitzpartien als jedes andere Mitglied (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).

Etwas überraschend blieb Dr. Thurmayrs Erfolg in der Saison 1963/64 sein einziger Blitzschach-Jahresmeistertitel. In der folgenden Spielzeit löste ihn Manfred Schönbeck als Jahresblitzmeister ab und verteidigte seinen Titel ein Jahr später. Über Generationen hinweg sollte sich der Wettbewerb als Dauerbrenner erweisen, so dass bis heute die Jahresblitzmeisterschaft des Vereins – wenngleich mit geändertem Modus – ausgespielt wird.

Die gefürchteten Starnberger Blitzschach-Teams und der „ewige Zweite“ Manfred Schönbeck

Die Starnberger Blitzschach-Experten – allen voran Manfred Schönbeck, Dr. Alois Thurmayr und Robert Fischer – trumpften auch bei externen Turnieren auf. Bei der Zugspitz-Blitzschach-Einzelmeisterschaft 1960 in Gauting belegten Dr. Thurmayr und Paul Cornel den Silber- und Bronzerang, ein Jahr später musste sich Fischer bei dem Turnier ebenfalls mit Platz 3 begnügen. Noch knapper schrammte Schönbeck in den folgenden Jahren am Zugspitz-Blitzschachmeistertitel vorbei – von 1962 bis 1965 wurde er viermal in Serie Vizemeister, im Jahr 1965 gesellte sich dazu ein 2. Platz auf oberbayerischer Ebene. Schönbecks Ruf als „ewiger Zweiter“ endete erst bei der Zugspitz-Blitzschach-EM 1966 in Gräfelfing. Dort gewann er vor seinem Klubkollegen Fischer den längst überfälligen Titel.

Nachdem er viermal Blitzschach-Vizemeister im Bezirk Zugspitze geworden war, gewann Manfred Schönbeck (rechts) bei der Meisterschaft 1966 in Gräfelfing den Titel. Klubkollege Robert Fischer auf Platz 2 komplettierte den Starnberger Erfolg (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).

Auch als Team waren Starnbergs „Blitzer“ gefürchtet. Zwischen 1964 und 1967 gewannen sie dreimal die Zugspitz-Blitzschach-Mannschaftsmeisterschaft – bei einem 2. Platz im Jahr 1966 in Gräfelfing. Besonders beeindruckend war die Vorstellung der Seestädter am 26.09.1965, als das Turnier in der Starnberger TSV-Turnhalle stattfand. Die Gastgeber holten nicht nur mit ihrer ersten Auswahl (Manfred Schönbeck, Volker Wildt, Robert Fischer, Irmgard Karner und Ersatzmann Erich Haßler) den Titel. Die zweite SKS-Garde – Reinhard Popp, Helmut Kulzer, Gerald Gessner und Wilhelm Nägle – blitzte ebenfalls glänzend und belegte hinter Vizemeister Garmisch den dritten Platz.

Die Seestädter scheuten auch nicht mehrere Blitzschach-Vergleiche mit den spielstarken Schachfreunden vom SC München-Laim. In den Jahren 1964 und 1965 fanden insgesamt drei Duelle zwischen beiden Teams im so genannten Scheveninger System statt. Dabei trat jeder Spieler einer Mannschaft gegen jeden Akteur des gegnerischen Teams an, am Ende wurden alle von den Spielern einer Mannschaft erzielten Punkte addiert. Zum ersten Vergleichskampf am 30.06.1964 in Starnberg boten beide Teams je zwölf Spielern auf. Die Münchner zeigten dabei ihre ganze Klasse und gewannen klar mit 86:58. Auch beim zweiten Aufeinandertreffen am 26.08.1964 in Laim dominierten die Spieler aus der Landeshauptstadt und triumphierten mit 128,5:96,5. Beim dritten Vergleich am 20.07.1965 glückte den SKS-Akteuren aber die Revanche. Dank exzellenter Ergebnisse von Manfred Schönbeck (9,5 Punkte aus 10 Partien) und dem dann für Starnberg spielenden Volker Wildt (9,0) entschieden die Seestädter den Wettkampf mit 52,5:47,5 für sich.

Beim ersten Blitzschach-Vergleichskampf am 30.06.1964 war die Auswahl des SK Starnberg noch chancenlos gegen den SC München-Laim – obwohl besonders Reinhard Popp (8,5 Punkte aus 12 Partien) und Manfred Schönbeck (8,0) gute Ergebnisse erzielten. Das dritte Duell beider Teams knapp 13 Monate später konnten die Seestädter jedoch gewinnen (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

Zwar wurde der Vergleich mit dem SC München-Laim ab dem Jahr 1966 eingestellt. Dafür ergab sich für Starnbergs „Blitzer“ eine andere Gelegenheit, eine Kostprobe ihres Könnens zu geben. Anlässlich seines 20-jährigen Bestehens veranstaltete der SC Gröbenzell am 26.06.1966 ein Mannschaftsblitzturnier. Dazu wurden Teams aus sechs befreundeten Vereinen eingeladen, die Gastgeber stellten zwei Mannschaften. Jede Auswahl bestand aus vier Akteuren, es wurde im Modus Jeder-gegen-Jeden gespielt. Starnberg nahm den Wettbewerb sehr ernst und reiste mit einer extrem starken Besetzung an: Manfred Schönbeck, Volker Wildt, Robert Fischer und Dr. Alois Thurmayr. Das Quartett gab sich dann auch keine Blöße, gewann alle Matches und belegte souverän Platz 1! Als Lohn für die Demonstration durften die Seestädter einen Pokal und einen Erinnerungswimpel mit nach Hause nehmen.

Sieben Partien, sieben Siege: das Starnberger Vierer-Team war beim Gröbenzeller Jubiläumsblitzturnier zum 20-jährigen Bestehen am 26.06.1966 eine Klasse für sich und erzielte 24 von 28 möglichen Brettpunkten (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

Imposanter Start in denkwürdiges Vereinsjahr 1964: Starnberg räumt alle Titel bei Bezirksmeisterschaft ab

Dass der SK Starnberg aber nicht nur starke Blitzschachspieler beherbergte, zeigte der Klub bei der Zugspitz-Bezirksmeisterschaft in der Karwoche 1964 in Fürstenfeldbruck. Während Dr. Alois Thurmayr im Meisterturnier (der heutigen Meisterklasse I) seinen dritten Titel nach 1954 und 1959 gewann, setzte sich Klubkollege Helmut Kulzer erstmals im Vorturnier (der heutigen Meisterklasse II) durch. Den totalen Starnberger Triumph bei den Bezirkswettkämpfen machten Andreas Weber und Reinhard Popp perfekt. Sie belegten bei der parallel zu den Erwachsenenturnieren ausgetragenen Bezirks-Jugend-Einzelmeisterschaft die ersten beiden Plätze.

Selten dominierte ein Verein eine Zugspitz-Bezirksmeisterschaft so klar wie Starnberg 1964 in Fürstenfeldbruck: während Dr. Alois Thurmayr (2.v.l.) und Helmut Kulzer (ganz rechts) die Erwachsenenturmiere gewannen, feierten Andreas Weber (ganz links) und Reinhard Popp einen Doppelsieg im Jugendwettbewerb. Diesen besonderen Erfolg würdigte auch die Starnberger Regionalpresse (Bildquellen: Archiv SK Starnberg). Unglücklicherweise setzte sich die Starnberger Titelflut bei der oberbayerischen Einzelmeisterschaft von 5.5-9.5.1964 in Waldkraiburg nicht fort. Beim Seniorenturnier konnten weder Bezirksmeister Dr. Alois Thurmayr noch Teamkollege Manfred Schönbeck in den Titelkampf eingreifen, obwohl die Tabellenspitze extrem breit gefächert war. Nicht weniger als fünf Spieler erzielten nach sieben Runden vier Punkte. Als Wertungsbester erhielt der Waldkraiburger Lokalmatador Krause den Titel vor Vorjahressieger Georg Lipinski (Hausham) und dem Eichstätter Spieler Halbich. Dr. Thurmayr (3,0) musste mit Platz 6 Vorlieb nehmen, während Schönbeck (2,5) Siebter wurde.

Deutlich näher an einem Titelgewinn waren die Starnberger Vertreter im Jugendturnier. Besonders der 18-jährige Andreas Weber stand nach einem Sieg über Klubkollege Reinhard Popp kurz vor der Meisterschaft. Doch eine Schlussrunden-Niederlage gegen den Freisinger Spieler Goldbach – Webers einziger Verlust im Turnier – riss den Seestädter aus allen Träumen. Er musste sich mit 4,5 Punkten aus sieben Partien und dem Bronzerang vor dem punktgleichen Popp auf Rang 4 zufrieden geben. Der Titel ging an den Wasserburger Arnulf Westermeier (5,0) vor Goldbach (ebenfalls 5,0).

Jugend macht Hoffnung: während die Starnberger Teilnehmer im Seniorenwettbewerb der oberbayerischen Einzelmeisterschaft 1964 das Tabellenende zierten, spielten im Jugendturnier Andreas Weber und Reinhard Popp an der Spitze mit (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).

Noch ein Starnberger Titelgewinn auf Bezirksebene – Manfred Schönbeck gewinnt erstmals Zugspitz-Pokal

Ihr enttäuschendes Abschneiden bei den oberbayerischen Titelkämpfen schien Manfred Schönbeck und Dr. Alois Thurmayr nicht lange zu belasten. Denn beide zogen wenig später ins Halbfinale des Zugspitz-Pokals ein – so wurde die Bezirksausscheidung um den Dähne-Pokal genannt. Der Wettbewerb wurde über mehrere Wochen im K.o.-System ausgetragen. Zehn Starnberger Spieler waren an den Start gegangen, mit Dr. Thurmayr und Schönbeck trafen in der Vorschlussrunde die letztverbliebenen Vereinsvertreter aufeinander. Schönbeck gewann und traf im Finale auf den Fürstenfeldbrucker Schachfreund Krüger. Dort zeigte der Seestädter einmal mehr seine enorme Stärke im Blitzschach. Nachdem die Partie mit klassischer Bedenkzeit remis endete, besiegte er sein Gegenüber in den folgenden Fünf-Minuten-Partien mit 2:1. Mit seinem Erfolg wurde Schönbeck nach Dr. Thurmayr (1956) der zweite SKS-Akteur, der die Bezirksausscheidung im Dähne-Pokal für sich entscheiden konnte.

Auch auf oberbayerischer Ebene des Wettbewerbs schlug sich der 23-jährige Starnberger prächtig. Dort setzte er sich zunächst gegen den Pokalsieger des Bezirks Oberlandes, Herrn Estner aus Hausham, durch. Im Finalkampf, der am 14.06.1964 in Starnberg stattfand, saß ihm dann der Internationalen Meister Karl Gilg aus Rosenheim –Pokalsieger des Bezirks Inn-Chiem-Gau – gegenüber. Schönbeck trotzte seinem erfahrenen Gegner, der bereits eine Partie gegen den vierten Schachweltmeister Alexander Aljechin gewinnen konnte, ein Remis ab. Erst in den folgenden Blitzpartien zog Schönbeck den Kürzeren und musste sich – wie so häufig – mit dem Vizetitel begnügen.

„Bin Erste, Gruß Irmgard“ – Karner setzt sich mit Gewinn der Deutschen Damenmeisterschaft ein Denkmal

Es waren nur ein paar Worte, die Irmgard Karner am 10.10.1964 aus Bremen nach Starnberg telegrafierte. Aber der Inhalt war für die Mitglieder des SK Starnberg in etwa so bahnbrechend wie die Nachricht, die Neil Armstrong einige Jahre später von der Mondlandefähre „Eagle“ berichten sollte. „Bin Erste, Gruß Irmgard“, ließ Karner Ihre Vereinskollegen wissen. Sie meinte damit, dass sie gerade die deutsche Damenmeisterschaft gewonnen und dem SK Starnberg den heute größten Einzelerfolg eines Mitglieds beschert hatte. Die Klubführung gab später in einer Pressemitteilung bekannt, dass die unprätentiöse Botschaft von Starnbergs Vorzeige-Schachspielerin „haargenau der Gradlinigkeit und Prägnanz entspricht, mit der sie ihre Partien anzulegen pflegt“.

Obwohl Karner bereits mit Ihrem Sieg bei der bayerischen Damenmeisterschaft im Jahr 1961 und ihrem folgenden 3. Platz bei den Deutschen Titelkämpfen auf sich aufmerksam gemacht hatte, kam ihr Triumph etwas unerwartet. Denn die 37-jährige Starnbergerin war bloß als Ersatzspielerin für das 16-köpfige Starterfeld des Bundesturniers vorgesehen. Eigentlich hatte sie als Dritte der bayerischen Damenmeisterschaft die Qualifikation hierfür verpasst. Doch Karner durfte starten und mischte in dem zweiwöchigen Rundenturnier von Beginn an vorne mit. Dabei musste sie sich nur der lange in Führung liegenden Gerda Rubin (Kamen) geschlagen geben. Da diese aber ihre letzte Partie verlor, zog die Seestädterin durch einen Schlussrundensieg gegen die Berlinerin Margarete Mennigen noch vorbei. Karners 11,5 Punkte aus 15 Partien waren am Ende von keiner Ihrer Konkurrentinnen zu erreichen.

Siegesgrüße aus Bremen: als Ersatzspielerin gestartet, gewann Irmgard Karner die Deutsche Damen-Einzelmeisterschaft, die von 28.09-10.10.1964 in der Hansestadt ausgetragen wurde (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

Wie bereits bei Ihrem Sieg bei der bayerischen Damen-Einzelmeisterschaft 1961, berichtete die regionale Presse auch von Karners Coup bei der deutschen Damenmeisterschaft 1964 in mehreren Artikeln (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).

Die Sternstunde des Robert Fischer – Starnberger Spielleiter gewinnt Premiere der Stadtmeisterschaft

Nicht nur Irmgard Karner durfte im Jahr 1964 den bis dato größten Triumph ihrer Schachlaufbahn feiern, auch dem 1. Spielleiter des SK Starnberg, Robert Fischer, gelang in diesem Jahr ein besonderer Erfolg. Er gewann die erste Auflage der Starnberger Stadtmeisterschaft. Der Verein wollte mit dem Wettbewerb neue Mitglieder werben und ließ daher – anders als zur Klubmeisterschaft – auch Nicht-Mitglieder als Teilnehmer zu. Der Plan ging beim Premierenturnier vom 06.03-29.05.1964 aber nur begrenzt auf. Denn unter den 32 Teilnehmern tummelten sich lediglich zwei Spieler ohne Mitgliedsausweis.

Von diesem Umstand abgesehen, war das Turnier sehr stark besetzt. Mit Ausnahme von Dr. Alois Thurmayr und Paul Cornel, der in der Saison 1963/64 zum zweiten Mal die Klubmeisterschaft gewann, nahmen nahezu alle Starnberger Spitzenspieler teil. Es wurde zunächst eine Vorrunde mit vier Spieltagen im Schweizer System gespielt. Danach spielten die besten acht Denksportler im Meisterturnier den Stadtmeister aus. Die nächsten acht Akteure kamen ins Hauptturnier, während die restlichen Teilnehmer in den Nebenturnieren A und B weiterspielten.

Der spätere Stadtmeister Fischer konnte sich als Achtplatzierter der Vorrunde gerade so für die Meisterrunde qualifizieren. Dort legte er dann aber ein Ergebnis wie sein berühmter amerikanischer Namensvetter hin und gewann sechs von sieben Partien. Lediglich die spätere deutsche Damenmeisterin Irmgard Karner trotze ihm ein Remis ab. Mit 1,5 Punkten Vorsprung auf den zweitplatzierten Reinhard Popp und zwei Zählern mehr als Karner auf Platz drei holte sich Fischer souverän den Titel.

Eine Menge Drama bei der Premiere der Starnberger Stadtmeisterschaft im Jahr 1964: während sich Robert Fischer im Vorturnier nur mit Mühe für die Meisterturnier qualifizierte, legte er dort eine spektakuläre Siegesserie hin und holte sich den Titel (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).

Für Fischer stellte der Sieg bei der Stadtmeisterschaft seinen ersten Erfolg bei einem bedeutenden Starnberger Vereinsturnier dar. Gleichzeitig wurde ihm die Ehre zuteil, den von der Stadt Starnberg gestifteten Wanderpokal ein Jahr lang behalten zu dürfen. Eine Woche nach Turnierende spielte der frischgebackene Stadtmeister zudem einen Simultan-Wettkampf gegen 15 Vereinskollegen – eine Tradition, der sich in den folgenden Jahren zahlreiche weitere Stadtmeister anschließen sollten. Für Fischer selbst kam die Simultan-Vorstellung jedoch überraschend. Da er fürchtete, die im „Staltacher Hof“ ausgetragene Veranstaltung könnte um Mitternacht noch nicht beendet sein, spielte er sehr schnell und verlor mehrere Partien durch grobe Fehler. Sein Endergebnis von fünf Siegen, zwei Remisen und acht Niederlagen war denn auch etwas ungewöhnlich für eine Simultan-Veranstaltung. Fischer nahm es aber mit Humor und bezeichnete den Wettkampf als „Gaudi“.

Der erste Starnberger Stadtmeister Robert Fischer (jeweils links im Bild) bekam bei der Siegerehrung zunächst von Bürgermeister Dr. Rudolf Widmann, der ebenfalls Mitglied im SK Starnberg war, den von der Stadt gestifteten Wanderpokal überreicht. Wenig später nahm er zur Freude von Vereinsvorsitzenden Georg Biberthaler einen tiefen Schluck aus dem Pott (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).

Die anschließende Simultan-Vorstellung gegen 15 hochmotivierte Vereinskollegen nahm Fischer dann nicht ganz so ernst und machte in mehreren Partien grobe Fehler. Das dürfte auch den kritischen Augen der späteren deutschen Damenmeisterin Irmgard Karner (Bild links) nicht entgangen sein (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).

Der Schachklub in Zahlen und Fakten – die Anfänge der Starnberger Jahresberichte

Robert Fischer sorgte im Jahr 1964 aber nicht nur sportlich für Aufsehen. Noch deutlich mehr als mit seinem Sieg bei der Premiere der Stadtmeisterschaft blieb der Spielleiter des SK Starnberg seinen Vereinskollegen durch die von ihm erstellten Jahresberichte in Erinnerung. Das erste Exemplar produzierte er zur Jahreshauptversammlung des Vereins am 07.08.1964. In dem 33-seitigen Werk informierte er teils analytisch, teils kommentierend über sämtliche schachlichen Aktivitäten der Klubmitglieder in der Saison 1963/64. Der inhaltliche Bogen reichte dabei von den Klubveranstaltungen (Vereinsturnier, Stadtmeisterschaft, Wanderpokalturniere, Jahresblitzmeisterschaft, Schlagschachturnier) über externe Turniere (Dähne-Pokal, Wettbewerbe auf Bezirks- und oberbayerischer Ebene), Ligen- und Freundschaftswettkämpfe bis hin zu Berichten über einzelne Sparten (Jugendbereich, Damenschach).

Bemerkenswert waren besonders die zahlreichen Statistiken, die Fischer auflistete. So erfuhren die Mitglieder nicht nur sämtliche Turnierendresultate und Einzelauswertungen von Mannschaftswettbewerben. Sie erhielten auch Informationen über die Veränderungen ihrer persönlichen Wertungszahlen im so genannten Ingo-System, eine Übersicht über die Spieler mit den meisten Mannschaftskämpfen im Verein und wer in der laufenden Saison einen runden Geburtstag feierte.

Da die Anfertigung des Jahresberichts Spielleiter Fischer viel Zeit kostete, wollte er den Aufwand nur wiederholen, wenn die Starnberger Mitglieder auch für die kommende Spielzeite einen Bericht wünschten – das taten sie! Über Generationen hinweg erfreuten sich die Jahresberichte großer Beliebtheit und wurden bis ins 21. Jahrhundert weiter produziert – wobei es teilweise nicht für jede Saison einen separaten Bericht geben sollte. Auch die Inhalte änderten sich im Laufe der Zeit. So gab es ab den 70er-Jahren eine detaillierte Darstellung der Jugendaktivitäten im Verein (Jugendspielbericht) und zur Finanzlage (Kassenbericht). Auch Comiczeichnungen wurden besonders in den 80er-Jahren mehrfach integriert. Ebenso steigerte sich die Zahl der Autoren. Während in den 60er-Jahren lediglich Spielleiter Fischer Beiträge verfasste, schrieben in späteren Ausgaben auch Jugendleiter, Mannschaftsführer und Vorsitzende regelmäßig Artikel.

Das Ende der Starnberger Jahresberichte sollte erst die Entwicklung eines Internetauftritts des Vereins zur Jahrtausendwende einläuten. Dort wurden wesentliche Informationen der Jahresberichte übernommen und elektronisch neu aufbereitet – der gedruckte Jahresbericht schien dagegen nicht mehr in die Zeit zu passen. Er wurde für die Spielzeit 2002/03 das letzte Mal produziert.

Ein Geistesblitz von Spielleiter Robert Fischer, an dem sich über mehrere Generationen hinweg zahlreiche Mitglieder erfreuen sollten: der Starnberger Jahresbericht (abgebildet ist die Titelseite des Premierenberichts über die Saison 1963/64 / Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

Das Comeback des Erich Hassler – USA-Rückkehrer gewinnt zweite Auflage der Stadtmeisterschaft

Der Generationenwechsel im SK Starnberg war zu Mitte der 60er-Jahre in vollem Gange. Mehrere der von Christian Gerstetter Ende der 50er-Jahre im Starnberger Gymnasium trainierten Jugendlichen schickten sich an, zu den führenden Spielern im Klub aufzusteigen. Dagegen wehrten sich vehement die etablierten Vereinsgrößen, die noch vor wenigen Jahren die Titel bei Klubwettbewerben unter sich ausgemacht hatten. Das führte zu einer hohen Fluktuation und deutlichen Altersunterschieden bei den Turniersiegern.

Zu den „Veteranen“ zählte auch der 35-jährige Erich Haßler, der vor seinem mehrjährigen Gastspiel in den USA im Mai 1955 (siehe Kapitel 3) selbst als große Nachwuchshoffnung des Vereins galt. Seit seiner Rückkehr in der Saison 1959/60 konnte er aber kein Vereinsturnier mehr gewinnen. Das änderte sich jedoch bei der von 05.03-28.05.1965 durchgeführten Stadtmeisterschaft. Haßler zeigte dabei seine ganze Klasse und lag sowohl nach dem fünfrundigen Vorturnier im Schweizer System mit vier Punkten aus fünf Partien als auch bei dem folgenden siebenrundigen Meisterturnier (6,5/7) an der Spitze. Er verwies damit den Gautinger Turnierfavoriten Volker Wildt (6,0), der im selben Jahr Oberbayerischer Einzelmeister werden sollte, auf den Vizerang. Mit klaren Respektsabstand folgte Helmut Kulzer (3,5 Punkte) auf dem Bronzerang. Vorjahressieger Robert Fischer hatte als 15. der Vorrunde den Sprung in die Meisterrunde verpasst und schloss das Turnier als Dritter des Hauptturniers ab.

Lohn für eine fast perfekte Meisterrunde bei der Stadtmeisterschaft 1955: Die Pokalübergabe von Bürgermeister Dr. Rudolf Widmann (rechts) an Turniersieger Erich Haßler (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).

Auch bei den anschließenden Simultanbegegnungen gab sich Haßler im Gegensatz zu Vorjahressieger Robert Fischer keine Blöße und entschied den Wettkampf an 17 Brettern mit 9,5:7,5 für sich (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).

Der Durchbruch des Reinhard Popp im Seniorenbereich – Sieg bei Wanderpokal-Turnier & Klubmeisterschaft

Trotz des Erfolges von Erich Haßler bei der Stadtmeisterschaft machte in der Spielzeit 1964/65 ein anderer Starnberger Spieler noch mehr von sich reden: Reinhard Popp. Im Nachwuchsbereich war der 19-jährige Abiturient bereits eine Klasse für sich. Neben dem Gewinn der Jugend-Mannschaftsmeisterschaft im Bezirk Zugspitze und dem Triumph bei der bayerischen Jugend-Mannschaftsmeisterschaft mit einer Oberbayern-Auswahl gelang ihm in derselben Saison auch sein vierter Titelgewinn bei der Starnberger Jugend-Meisterschaft. Der Wettbewerb wurde in einem Rundenturnier mit zehn Teilnehmern jeweils donnerstagnachmittags im „Staltacher Hof“ ausgetragen. Popp gewann überlegen mit 8,5 Punkten aus neun Partien und gab lediglich gegen seinen Dauerrivalen Andreas Weber ein Remis ab. Unter dem Starnberger Schachnachwuchs eine Klasse für sich: mit deutlichem Vorsprung wurde Reinhard Popp Jugendmeister 1964/65 – sein vierter Titelgewinn in diesem Wettbewerb in Folge (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

Noch mehr Aufsehen als seine Erfolge auf Jugendebene erzeugten Popps erste Titelgewinne im Seniorenbereich. Im Herbst 1964 war es soweit: Popp triumphierte bei der zweiten Auflage des Starnberger Wanderpokalturniers. Es fand von 21.08-18.09.1964 statt. Wie bereits bei der Premiere ein Jahr zuvor, bereicherten zahlreiche Spitzenspieler des Vereins das 28-köpfige Teilnehmerfeld – eine der wenigen Ausnahmen war Vorjahressieger Manfred Schönbeck, der auf eine Titelverteidigung verzichtete. Popp setzte sich im Finale des Wettbewerbs gegen Helmut Kulzer durch. Der Bronzerang ging an den späteren Stadtmeister Erich Haßler.

Der Endstand des Wanderpokalturniers 1964 kam einer Zeitenwende gleich: Für Reinhard Popp war es der erste Sieg bei einem Starnberger Seniorenwettbewerb, dem zahlreiche weitere Triumphe folgen sollten (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

Der Sieg beim Starnberger Wanderpokalturnier war indes nur Popps erster Streich, sein zweiter folgte nur wenige Wochen später: der Triumph bei der Klubmeisterschaft. Der Jungstar startete hier mit sieben Mistreitern in der Meisterklasse I, die als Rundenturnier mit Hin- und Rückrunde stattfand. Während Vorjahressieger Paul Cornel für das Turnier verhindert war, lieferten sich Dr. Alois Thurmayr, Manfred Schönbeck und Popp einen Dreikampf um den Titel. Am Ende setzte sich Letzterer mit 10 Punkten aus 16 Punkten knapp vor Dr. Thurmayr (9,5) und Schönbeck (9,0) durch. Reinhard Popp war endgültig in der Starnberger Schachelite angekommen!

Reinhards Popps bis dato größter Erfolg auf Seniorenebene: der Sieg im Meisterturnier der Starnberger Klubmeisterschaft 1964/65 vor Dr. Alois Thurmayr und Manfred Schönbeck (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

Weitere Erfolge bei der Zugspitz-Bezirkseinzelmeisterschaft & eine neue Starnberger Hoffnungsträgerin

Bei der Zugspitz-Bezirkseinzelmeisterschaft von 12.4-16.4.1965 in Garmisch gelangen den SKS-Vertretern wie im Vorjahr mehrere vordere Platzierungen. Zwar gab es nur einen Titelgewinn, dieser glückte aber einer Spielerin, die schachlich bislang kaum in Erscheinung getreten war: Inge Schönfelder. Die 42-Jährige, die dem Klub im September 1957 beigetreten war, gewann ungeschlagen den Damenwettbewerb mit vier Punkten aus fünf Punkten.

Bedauerlicherweise vergaß die Starnberger Spielleitung, Schönfelder für die oberbayerische Damenmeisterschaft anzumelden, so dass sie das Turnier verpasste. Damit war es erneut Irmgard Karner vorbehalten, den Verein überregional zu vertreten. Starnbergs Grande Dame wurde den Erwartungen dabei erneut gerecht und zeigte mit ihrem 2. Platz bei der Deutschen Damenmeisterschaft in Wangen/Allgäu, dass ihr Triumph aus dem Vorjahr kein Zufall war. Doch auch Schönfelder sollte mit ihren weiteren Titelgewinnen auf Bezirksebene in den Jahren 1967 und 1969 belegen, dass der SK Starnberg nicht nur eine starke Schachspielerin in seinen Reihen hatte.


Erster von drei Titelgewinnen auf Zugspitz-Ebene: Inge Schönfelder triumphierte ungeschlagen beim Damenturnier der Zugspitzbezirkseinzelmeisterschaft 1965 in Garmisch (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

Neben Schönfelder glänzten auch zwei Starnberger Herren bei den Bezirkswettkämpfen: Helmut Kulzer und SKS-Spielleiter Robert Fischer. Letzterer musste beim Vorturnier der Seniorenklasse (der heutigen Meisterklasse II) nur aufgrund einer schlechteren Wertung dem Gräfelfinger Spieler Steininger den Vortritt lassen und belegte mit 5,5 Punkten aus sieben Partien den 2. Platz. Gleichzeitig sicherte sich Fischer mit seinem starken Auftritt den Aufstieg ins Meisterturnier (der heutigen Meisterklasse I).

Bereits ein Jahr vor Fischer war Helmut Kulzer als damaliger Sieger des Vorturniers in die Meisterklasse vorgerückt. Kulzer hatte aber keinerlei Probleme, sich gegen die stärkere Gegnerschaft zu erwehren. Ganz im Gegenteil: er erzielte fünf Zähler aus sieben Partien und blieb als einziger Akteur neben Turniersieger Volker Wildt (6,0) ohne Niederlage. Wildt spielte in der Saison 1964/65 noch für Gauting und gewann mehrere Wochen nach dem Bezirksturnier auch die oberbayerische Einzelmeisterschaft. Wenig später schloss er sich dem SK Starnberg an.


Keine Titel gewonnen, dennoch überzeugt: Helmut Kulzer (Meisterturnier) und Robert Fischer (Vorturnier) belegten bei der Zugspitzbezirks-Einzelmeisterschaft 1965 in ihren Wettbewerben jeweils den Vizerang (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).

Auch bei der Zugspitz-Bezirksmeisterschaft von 4.4-8.4.1966 in Unterpfaffenhofen gaben die Seestädter ein gutes Bild ab. Zwar konnte Inge Schönfelder im Damenturnier ihren Vorjahreserfolg nicht wiederholen und musste mit Platz 4 unter fünf Teilnehmerinnen Vorlieb nehmen. Dafür durfte sich der Verein wie im Vorjahr über zwei Vize-Meisterschaften bei den Herren-Wettbewerben freuen.

Bei seiner Premiere im Vorturnier blieb der 19-jährige Reinhard Popp in sieben Runden ungeschlagen und erreichte 5,5 Punkte. Damit kam er auf genauso viele Zähler wie sein Gräfelfinger Dauerrivale Leopold Eichner. Doch obwohl Popp den direkten Vergleich zwischen beiden für sich entschied, landete er wegen schlechterer Wertung auf dem zweiten Platz. Dennoch stieg er wie Eichner in das Meisterturnier der folgenden Zugspitzbezirks- Einzelmeisterschaft auf, was Letzter gewinnen sollte.

Im aktuellen Meisterturnier waren die Verhältnisse klarer. Es siegte der Garmischer Spieler Haufe mit 6,5 Punkten aus acht Runden vor dem Starnberger Spielleiter Robert Fischer (5,5) und Haufes Garmischer Teamkollegen Margelik (4,5). Fischers kopierte damit Helmut Kulzers Erfolg aus dem Vorjahr, der wie er als Aufsteiger aus dem Vorturnier direkt Platz 2 im Meisterturnier belegte. Für Kulzer lief es in Unterpfaffenhofen dagegen nicht gut. Er musste sich mit 2,5 Zähler und Platz 8 abfinden. Damit stieg er wie sein Klubkollege Manfred Schönbeck (ebenfalls 2,5) auf Platz 9 aus dem Meisterturnier ab. Im folgenden Jahr sollte dieses Schicksal auch Fischer ereilen.


Des einen Glück, des anderen Leid: während Robert Fischer im Jahr 1966 Vizemeister im Bezirk Zugspitze wurde, stiegen seine Starnberger Teamkollegen Helmut Kulzer und Manfred Schönbeck aus dem Bezirks-Meisterturnier ab (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

Die zweite
Starnberger Vize-Meisterschaft bei den Bezirks-Wettkämpfen im Jahr 1966: Reinhard Popp stieg bei seiner Premiere im Senioren-Vorturnier zusammen mit Spitzenreiter Leopold Eichner (Gräfelfing) ins Meisterturnier auf (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

Geglückte Personalrochade in der Jugendleitung & ein neues Nachwuchstalent

Im Starnberger Jugendbereich kam es Mitte der 60er-Jahre in mehrfacher Sicht zu einem Generationswechsel. Der langjährige Jugendleiter und Ex-Vorsitzende Christian Gerstetter war im Juli 1964 70 Jahre alt geworden und gab daher die Leitung des Jugendressorts an Gerhard Beigel ab. Dies erwies sich jedoch als Notlösung, da Beigel dem SK Starnberg nur kurze Zeit angehörte. Im Jahr 1964 beigetreten, verließ er den Klub zwei Jahre später wieder. Die Jugendleitung gab er bereits im Jahr 1965 wieder ab – an den damals 19-jährigen Popp. Dieser Wechsel entpuppte sich als Glücksfall für den Verein, denn Popp füllte das Amt nicht weniger als elf Jahre lang aus.

Dabei war es Popp selbst, der zusammen mit Andreas Weber, Johannes Lange und Wolfgang Kulzer – dem jüngeren Bruder von Helmut Kulzer – bis zur Saison 1964/65 eine überaus erfolgreiche Jugendgeneration mit mehreren Titelgewinnen im Bereich Zugspitze dargestellt hatte. Doch altersbedingt durfte das komplette Quartett nicht weiter im Jugendbereich antreten. Es mussten daher dringend Nachfolger gefunden werden.

Ein Talent drängte sich dem neuen Jugendleiter besonders auf: Winfried Bartsch. Bei der Starnberger Jugend-Meisterschaft 1965/66 belegte der bei Turnierbeginn 14-jährige Schüler hinter dem 19-jährigen Friedrich Bourquin den zweiten Rang. Beide vertraten in dieser Saison den Klub bei der Jugendmeisterschaft im Bezirk Zugspitze. Sie kamen auf je vier Punkte aus sieben Partien und landeten auf den Plätzen 5 (Bourquin) bzw. 7 (Bartsch). Bei der folgenden oberbayerischen Jugend-Titelkämpfen schnitt Bartsch bereits besser ab als sein Kollege. Mit 2,5 Zählern aus sechs Partien erreichte er den vierten Platz unter sieben Teilnehmern. Bourquin wurde Sechster (2,0).


Erste Kostproben seines großen schachlichen Potenzials gab Winfried Bartsch bei der Starnberger Jugend-Meisterschaft 1965/66, als er hinter dem ebenfalls talentierten Friedrich Bourquin Platz 2 belegte (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).


Sowohl bei der Zugspitzbezirks- als auch bei der oberbayerischen Jugend-Einzelmeisterschaft im Jahr 1966 sammelte Bartsch an der Seite von Bourquin wertvolle Turniererfahrung, die ihm schon bald zugutekommen sollte (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).

Während Bourquin in der folgenden Saison ebenfalls altersbedingt aus dem Jugendbereich ausschied, zeigte Bartsch weiter starke Leistungen. Bei der Zugspitzbezirks-Jugend-Einzelmeisterschaft von 20.03-24.03.1967 in Peiting wurde der 16-jährige Schüler mit fünf Punkte aus sieben Partien Vizemeister. Er musste lediglich dem Gröbenzeller Vorjahressieger Reiner Ungnad den Vortritt lassen, der alle Partien gewann. Auch zwei andere Starnberger Talente machten bei diesem Turnier auf sich aufmerksam: der ebenfalls 16 Jahre alte Klaus Wendland (4,5) wurde Fünfter, der 17-jährige Manfred Mittelbach (3,5) belegte den 13. Platz unter 22 Teilnehmern.

Bei der anschließenden oberbayerischen Jugend-Einzelmeisterschaft in Traunreut war Bartsch der einzige Starnberger Vertreter. Mit vier Punkten aus sieben Partien belegte er den 5. Platz unter acht Teilnehmern. Es gewann erneut der Gröbenzeller Ungnad (6,0) vor den Rosenheimer Spielern Schlosser (5,0) und Holzner (4,5).


In der Saison 1966/67 knüpfte Winfried Bartsch auf Bezirks- und oberbayerischer Ebene an seine guten Vorjahresergebnisse an. Doch auch der gleichaltrige Klaus Wendland deutete bei der Jugendeinzelmeisterschaft im Bezirk Zugspitze sein Talent an (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).

Vergleichskampf an 29 Brettern: Duell Oberbayern vs. Schwaben findet im Hotel „Seehof“ statt

Der SK Starnberg trat Mitte der 60er-Jahre zweifellos mit breiter Brust auf: dem Verein gehörten mittlerweile über 100 Mitglieder an, die Nachwuchsabteilung brachte scheinbar mühelos hochtalentierte Jugendliche hervor, und man beherbergte einige der besten Schachspieler im Bezirk Zugspitze – neben einer der stärksten Schachdamen in ganz Deutschland. Dazu kamen die sehr gut besuchten Silvester-Blitzturniere, die weit über die Landkreisgrenzen hinaus großen Zuspruch in Schachkreisen fanden.

So war es keine große Überraschung, dass der Klub am 8.5.1966 noch einen Schritt weiter ging und erstmals in seiner Geschichte einen überregionalen Vergleichskampf ausrichtete. Im Starnberger Hotel „Seehof“ fand an 29 Brettern das Duell „Oberbayern gegen Schwaben“ statt. An dem Vergleich nahmen insgesamt sieben Spieler der Gastgeber teil, darunter mit Christian Krause – er spielte an Brett 2 – ein Denksportler, der sich dem SK Starnberg erst im Dezember 1965 angeschlossen hatte. Er spielte ebenso remis wie Robert Fischer (Brett 10) und Helmut Kulzer (20). Dr. Alois Thurmayr (8), Manfred Schönbeck (13), Reinhard Popp (15) und Wilhelm Nägle (27) verloren ihre Partien. Insgesamt musste auch Team Oberbayern mit 14:15 eine knappe Niederlage quittieren.

Für den Schachstandort Starnberg war der Wettkampf dennoch ein Erfolg. Nur wenige Jahre später sollte die Kreisstadt für eine ähnliche Veranstaltung – ein Vergleich zwischen einer bayerischen Auswahl und einer Schweizer Schach-Delegation erneut den Zuschlag erhalten.


Trotz Niederlage im sportlichen Duell ein Sieg für den Schachstandort Starnberg: der Wettkampf „Oberbayern vs. Schwaben“ am 8.5.1966 im Hotel „Seehof“ war der erste in der Kreisstadt veranstaltete, überregionale Vergleichskampf (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

Letzter Doppelpack von Dr. Alois Thurmayr – Vereinsikone gewinnt Stadtmeisterschaft & Biberthaler-Pokal 1966

Die dritte Auflage der Starnberger Stadtmeisterschaft, die von 15.04.1966 bis 3.6.1966 andauerte, hob sich in mehrerlei Hinsicht von den Vorgängerturnieren ab. So wurde der Stadtmeister diesmal nicht mittels eines Vor- und eines Meisterturniers bestimmt. Wegen Renovierungsarbeiten im „Staltacher Hof“ stand dem SK Starnberg sein Spiellokal über mehrere Wochen nicht zur Verfügung. Die Stadtmeisterschaft sollte daher in einem kürzeren Zeitraum als siebenrundiger Wettbewerb im Schweizer System durchgeführt werden.

Einem Spieler kam das besonders entgegen: Dr. Alois Thurmayr. Der 57-jährige Starnberger Amtsgerichtsrat, der die Klubturniere in den 50er-Jahren dominiert hatte (siehe Kapitel 3), konnte wegen Terminproblemen bei keiner der vorherigen Stadtmeisterschaften teilnehmen. Diesmal wies das 24-köpfige Starterfeld aber auch seinen Namen aus – und der Altmeister holte sich mit 6,5 Punkten aus sieben Partien souverän den Titel. Dabei verwies er Reinhard Popp (6,0) und Robert Fischer (5,0), Stadtmeister von 1964, auf die folgenden Plätze. Bemerkenswert verlief auch der Auftritt von Winfried Bartsch. Der 15-jährige Schüler, der sein erstes Seniorenturnier im Verein spielte, stellte mit 4,0 Punkten und dem 9. Platz sein großes Schachtalent eindrucksvoll unter Beweis.


Erste Teilnahme bei der Stadtmeisterschaft, erster Stadtmeistertitel: Dr. Alois Thurmayr fügte seiner beeindruckenden Trophäensammlung im Frühsommer 1966 einen weiteren Pokal hinzu (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).


Ein neuer Titel für den Altmeister: der „Starnberger Merkur“ widmete Dr. Alois Thurmayr – dem dritten Sieger der Starnberger Stadtmeisterschaft seit Einführung des Turniers im Jahr 1964 – einen ausführlichen Artikel (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

Keine zwei Monate nach seinem Stadtmeistertitel durfte sich Dr. Thurmayr über seinen nächsten Starnberger Turniersieg freuen. Dieser war im Gegensatz zur Stadtmeisterschaft aber bereits Routine für den 59-jährigen Spitzenspieler. Denn Dr. Thurmayr hatte das Biberthaler-Wanderpokalturnier bereits in den Jahren 1964 und 1965 für sich entschieden. Durch seinen Erfolg bei der jüngsten Auflage, die von 24.6.1966 bis 29.7.1966 stattfand, ging der ausgelobte Wanderpreis – ein vom Architekten Otto Lehmann gespendetes Aquarell-Bild – endgültig in seinen Besitz über.

Dr. Thurmayr verdiente sich das Gemälde durch eine erneut makellose Vorstellung. Wie bei der Starnberger Stadtmeisterschaft lag er von Beginn an der Spitze des 20-köpfigen Teilnehmerfeldes und gab lediglich in der Schlussrunde ein Remis ab. Dies reichte dem Altmeister, um mit 5,5 Zählern aus sechs Partien den alleinigen Turniersieg einzustreichen. Trotz ebenfalls starker Leistungen blieben Hans Stolley (5,0) und Gerald Gessner (4,5) nur der Silber- und Bronzerang.


Mit einer Galavorstellung zum letzten Turniersieg: für Dr. Alois Thurmayr war der Gewinn des Biberthaler-Wanderpokalwettbewerbs 1966 der letzte Titel, den er beim SK Starnberg gewann (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

Etwas überraschend war der Sieg beim Biberhaler-Wanderpokalturnier 1966 Dr. Thurmayrs letzter Starnberger Turniererfolg überhaupt. Obwohl er weiterhin eine wichtige Stütze der 1. Mannschaft des SK Starnberg war, konnte er sich bei Vereinsturnieren nicht mehr der immer stärker werdenden jüngeren Konkurrenz erwehren. Dazu kam, dass sich im März 1965 ein anderer extrem starker Spieler den Kreisstädtern angeschlossen hatte.

Ein neuer Sheriff in der Stadt: Volker Wildt wechselt zum SK Starnberg & wird auf Anhieb Vereinsmeister

Während die Dominanz von Dr. Thurmayr bei den Starnberger Klubturnieren im Frühsommer 1966 endgültig zu Ende ging, hatte die Dominanz eines anderen Spielers im Verein bereits begonnen. Volker Wildt, mehrmaliger Dähne-Pokal-Sieger und Blitzschach-Einzelmeister im Schachbezirk Zugspitze, wechselte im März 1965 vom Lokalrivalen aus Gauting zum SK Starnberg. Da der 27-jährige Architekt zum Zeitpunkt seines Vereinseintritts auch noch als amtierender oberbayerischer Einzelmeister firmierte, waren die Erwartungen an ihn entsprechend hoch – doch Wildt enttäuschte sie nicht.

Bereits bei seiner ersten Starnberger Vereinsmeisterschaft vom 22.10.1965 bis 25.2.1966 stellte Wildt seine herausragenden spielerischen Qualitäten unter Beweis. Im Meisterturnier, das wie im Vorjahr als Rundenturnier mit 14 Spieltagen stattfand und bei dem nahezu alle lokalen Spitzenspieler vertreten waren, sicherte sich das Neumitglied ungeschlagen mit elf Punkten den Spitzenrang. Gleichzeitig distanzierte er die nachfolgenden Reinhard Popp, Dr. Alois Thurmayr und Manfred Schönbeck (alle 9,0) um zwei Zähler.


Der Sieg von Volker Wildt beim Meisterturnier der Klubmeisterschaft 1965/66 erinnerte an den souveränen Erfolg des ersten Starnberger Vereinsmeisters Gustav Meyrink in der Saison 1930/31 (siehe Kapitel 1 / Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

In den folgenden Jahren erweiterte Wildt seine Sammlung an Starnberger Vereinsmeistertiteln beträchtlich. Zwar konnte er seinen Titel in der Saison 1966/67 nicht verteidigen, er gewann jedoch die drei folgenden Auflagen des Wettbewerbs. Zudem war Wildt der erste Spieler, der die Stadtmeisterschaft – ein Turnier, an dem er nicht regelmäßig teilnahm – zwei Mal gewinnen konnte (1969, 1971). Auch im Blitzschach, einer seiner weiteren Vorlieben, dominierte der Ex-Gautinger. Zwischen 1966 und 1971 triumphierte er vier Mal bei der Starnberger Jahresblitzmeisterschaft, wodurch er bis zur Saison 1980/81 alleiniger Rekordsieger des Wettbewerbs war.


Volker Wildts Starnberger Turnierbilanz zwischen 1965 und 1971: vier Klubmeister-Titel, zwei Stadtmeister-Erfolge und vier Triumphe bei der Jahresblitzmeisterschaft (Bildquellen: Archiv / Website SK Starnberg).

Das Phantom Wolfgang Claß – Klubmeister & Aufstiegsheld mit 1. Mannschaft 1966/67

Obwohl Volker Wildt der fleißigstes Titelsammler im Verein von Mitte der 60er- bis Anfang der 70er-Jahre war, so gab es besonders in der Saison 1966/67 einige Akteure, die sich mehr ins Rampenlicht spielten. Einer davon war Wolfgang Claß. Der 28-jährige gebürtige Danziger trat dem SK Starnberg im September 1966 bei. Zwei Jahre später trat er schon wieder aus, nachdem er in der Spielzeit 1967/68 keinen einzigen Mannschaftskampf spielte und an keinem Klubturnier teilgenommen hatte. In der Saison davor sorgte er jedoch für zwei Ausrufezeichen: er gewann vor Volker Wildt die Starnberger Klubmeisterschaft und verhalf – zusammen mit Wildt – der 1. Mannschaft zum lang ersehnten Aufstieg in die Landesliga.

Im Meisterturnier der Klubmeisterschaft, die von 28.10.1966 bis 10.03.1967 ausgetragen wurde, erzielte Claß elf Punkte aus 14 Partien. Damit distanzierte er Titelverteidiger Wildt (10) um einen Punkt und den drittplatzierten Reinhard Popp (8,5) gar um 2,5 Zähler. Leider nahm Claß an keinem weiteren Vereinswettbewerben mehr teil, so dass auf Turnierebene lediglich sein Coup bei der Klubmeisterschaft in Erinnerung blieb.


Das Meisterturnier der Starnberger Klubmeisterschaft 1966/67 endete mit einem souveränen Erfolg von Neumitglied Wolfgang Claß – leider spielte er im Anschluss kein weiteres Vereinsturnier mehr mit (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

Ebenso eindrucksvoll wie seine Leistungen bei der Klubmeisterschaft waren Claß‘ Auftritte in der Starnberger ersten Mannschaft. Das Team hatte sich seit dem Aufstieg aus der A-Klasse in der Spielzeit 1961/62 mehrere Jahre im vorderen Mittelfeld der oberbayerischen Kreisliga platziert. Dank den Zugängen von Claß, Wildt und Krause gelang in der Saison 1966/67 schließlich der große Wurf – Aufstieg in die Landesliga! Mit 17:3 Mannschafts- und sagenhaften 59 Brettpunkten, was einem Schnitt von sechs Brettpunkten pro Begegnung bedeutete, beendeten die Kreisstädter die Spielzeit souverän als Ligaprimus. Claß steuerte am Spitzenbrett 4,5 Punkte aus fünf Partien bei. Leider stand er dem Team in der folgenden Landesliga-Saison nicht mehr zur Verfügung.


Starnberg grüßt von der Tabellenspitze: mit zwei Punkten Vorsprung stieg die erste Mannschaft in der Saison 1966/67 von der Kreis- in die Landesliga auf. Dabei erzielten nahezu alle Teammitglieder deutlich über 50% der möglichen Brettpunkte (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).

Meister im K.o.-Modus – Manfred Schönbeck gewinnt Wanderpokalturnier & oberbayerischen Dähne-Pokal

Neben Claß sorgte in der Spielzeit 1966/67 auch Manfred Schönbeck für Aufsehen. Zwar musste der 25-jährige Blitzschach-Spezialist bei der Jahresblitzmeisterschaft Volker Wildt den Vortritt lassen und verpasste damit seinen dritten Jahresblitzmeistertitel in Folge. Dafür trumpfte Schönbeck in einer anderen Turnierform auf – den K.o.-Wettkämpfen. Innerhalb des SK Starnberg gab es einen Wettbewerb, der in diesem System ausgetragen wurde: das Wanderpokal-Turnier. Es fand von 02.09.1966 bis 30.09.1966 mit 20 Teilnehmern statt und endete mit einem souveränen Erfolg Schönbecks. Der Stammspieler der „Ersten“ blieb in jeder seiner Partien siegreich und gab nicht ein einziges Remis ab. Damit gewann Schönbeck den Wettbewerb nach seinem Erfolg bei der Turnierpremiere in der Saison 1963/64 zum zweiten Mal. Um den Wanderpokal endgültig mit nach Hause nehmen zu dürfen, hätte er nur noch einen weiteren Turniersieg benötigt – es sollte ihm jedoch versagt bleiben.


Fünf Partien, fünf Siege: in souveräner Manier siegte Manfred Schönbeck im Jahr 1966 zum zweiten Mal beim Starnberger Wanderpokalturnier. Ebenfalls bemerkenswert: der vierte Platz des 15-jährigen Winfried Bartsch (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

Schönbeck zeigte seine Nervenstärke in K.o.-Wettbewerben auch auf regionaler Ebene. Nachdem er den Dähne-Pokal auf Zugspitz-Ebene bereits im Jahr 1964 gewonnen hatte, wiederholte er seinen Erfolg drei Jahre später. Sein Triumph war dabei in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Zunächst besiegte er im Viertelfinale den äußerst spielstarken Reiner Ungnad aus Gröbenzell. Dieser wurde in dieser Saison bayerischer Jugend-Einzelmeister und sollte zwei Jahre später selbst den Dähne-Pokalwettbewerb nicht nur im Schachbezirk Zugspitze, sondern auch im Schachkreis Oberbayern für sich entscheiden.

In der Vorschlussrunde traf Schönbeck dann auf Vereinskamerad Dr. Alois Thurmayr, während sich im anderen Halbfinale Volker Wildt und Robert Fischer duellierten. Es war das erste Mal in der Geschichte des Wettbewerbs, dass vier Spieler desselben Klubs die Halbfinals auf Zugspitz-Ebene unter sich ausmachten. Neben Schönbeck zog Wildt ins Finale ein. Letzterer hatte den Dähne-Pokal auf Bezirksebene bereits fünf Mal gewonnen und ging daher als Favorit ins Endspiel. Doch Schönbeck ließ sich davon nicht beirren, rang Wildt ein Remis ab und setzte sich in den folgenden Blitzpartien mit 2:1 durch.


Vier Starnberger in der Vorschlussrunde und eine Überraschung im Finale: das Dähne-Pokalturnier auf Zugspitz-Ebene in der Saison 1966/67 war in mehrfacher Sicht ein denkwürdiger Wettbewerb (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

Mit dem Bezirkstitel in der Tasche ging es für Schönbeck auf oberbayerischer Ebene weiter. Dort bezwang der SKS-Akteur zunächst den Pokalsieger aus dem Oberland, Herrn Roth aus Hausham. Das Kreisfinale fand anschließend in Starnberg statt – und Schönbeck nutzte den Heimvorteil. Er gewann gegen den bayerischen Einzelmeister Herbert Wimmer aus Rosenheim und wurde nach Dr. Alois Thurmayr (1955) der zweite Starnberger Dähne-Pokalsieger im Schachkreis Oberbayern. Als Anerkennung für diese Leistung verlieh der oberbayerische Kreisband Schönbeck die silberne Ehrennadel.

Schönbecks Erfolg schmälerte dabei nicht, dass er in seiner nächsten Dähne-Pokalbegegnung auf bayerischer Ebene gegen den Münchner Spieler Keller mit 0,5:1,5 den Kürzeren zog. Es hat nicht viel gefehlt, dann hätte Volker Wildt Schönbecks Erfolg ein Jahr später direkt wiederholt. Auch er gewann – zum bereits sechsten Mal – die Bezirksausscheidung in dem Wettbewerb und zog nach einem Sieg gegen den Freisinger Spieler List ebenfalls ins oberbayerische Dähne-Pokalfinale ein. Dort musste er sich aber dem Wasserburger Josef Gerer geschlagen geben.

Sensation bei der Stadtmeisterschaft: 16-jähriger Winfried Bartsch gewinnt Titel – vor dem eigenen Bruder

Trotz der zahlreichen Höhepunkte in der Starnberger Saison 1966/67, sollte sich der größte Paukenschlag am 26.5.1957 ereignen. An diesem Tag fand die Schlussrunde der auf sieben Spieltage nach Schweizer System veranstalteten Stadtmeisterschaft statt – und es wurden gleich mehrere Rekorde gebrochen! Mit dem 16-jährigen Winfried Bartsch, der sechs Punkte erzielte, gewann der jüngste der 22 Teilnehmer das Turnier. Bis zum heutigen Tag war kein Starnberger Stadtmeister jünger als der im Dezember 1950 geborene Schüler.

Doch nicht nur Winfried Bartsch machte aus dem Turnier ein historisches Ereignis, auch sein zehn Jahre älterer Bruder Rüdiger trug dazu bei. Mit seinem Vizerang (5,5 Punkte) sorgte er dafür, dass zum ersten und bis heute einzigen Mal ein Brüderpaar die ersten beiden Plätze eines Starnberger Vereinsturniers belegte. Im Schatten des Spitzenduos spielte auch Irmgard Karner (5,0) exzellent und erreichte – wie drei Jahre zuvor – den Bronzerang.


Bis heute jüngster Gewinner einer Starnberger Stadtmeisterschaft: der 16-jährige Winfried Bartsch sorgte mit seinem Titelgewinn vor Bruder Rüdiger im Jahr 1967 für eine der größten Sensationen in der Geschichte des SK Starnberg (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

Nächster Titel für die Familie Bartsch – Rüdiger gewinnt Biberthaler-Pokalturnier 1967

Winfried Bartsch war nach seinem Erfolg bei der Stadtmeisterschaft zweifellos der Mann der Stunde im Verein. Nach seinem Überraschungscoup gönnte sich der Schüler aber eine kurze schöpferische Pause – ganz im Gegensatz zu Bruder Rüdiger.

Dieser gab sich in Abwesenheit der familiären Konkurrenz keine Blöße und siegte bei dem von 23.6-21.7.1966 ausgetragenen Biberthaler-Pokalturnier. Dabei gewann er alle Partien des auf fünf Runden nach Schweizer System angesetzten Wettbewerbs. Der zweitplatzierte Dietmar Prokle (4,0) und Rudolf Krüger (3,5) auf Rang drei folgten mit Respektsabstand. Für den 26-jährigen Bartsch war es der erste Erfolg bei einem Starnberger Seniorenturnier.


Knapp einen Monat nach dem Sieg von Winfried Bartsch bei der Stadtmeisterschaft im Juni 1967 hatte Bruder Rüdiger Grund zum Feiern: souverän gewann er die siebte Auflage des Biberthaler-Wanderpokalturniers (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

Trauriger Wehrmutstropfen einer außergewöhnlichen Saison – Tod von Vereinsikone Clemens Kainzbauer

Den vielen guten Nachrichten zum Trotz musste der Verein in der Spielzeit 1966/67 auch einen schweren Verlust hinnehmen. Mit Clemens Kainzbauer starb am 04.08.1967 eine der größten Klub-Persönlichkeiten. Kainzbauer war dem SK Starnberg am 27.04.1921 beigetreten und blieb dem Verein über 45 Jahre treu. Er zählte auch zu jenen 22 Schachfreunden, die am 31.03.1949 an der Generalversammlung zur Neugründung des Klubs teilnahmen.

Über mehrere Jahrzehnte galt Kainzbauer als einer der besten Spieler im Verein. In den Spielzeiten 1924/25 und 1932/33 wurde er Klubmeister, daneben gewann er im Jahr 1934 den nur einmal ausgespielten „Gerstetter-Pokal“ sowie 1938 das Preisturnier zum Starnberger NSDAP-Parteitag. Auch nach dem 2. Weltkrieg, für den er mehrere Jahre eingezogen wurde, zeigte Kainzbauer seine hohe Spielstärke. Beim Simultanwettkampf von Großmeister Wolfgang Unzicker im November 1950 anlässlich der 40-Jahr-Feier des SK Starnberg war Kainzbauer der einzige unter den 38 Teilnehmern, der dem damaligen Brett 1-Spieler der deutschen Nationalmannschaft eine Niederlage zufügte. Bis Ende der 50er-Jahre spielte er in der ersten Mannschaft und errang mit dem Team in der Saison 1956/57 den Titel in der Bezirksliga Zugspitze. In derselben Spielzeit wurde Kainzbauer hinter dem 25-jährigen Kurt Ewald Vizemeister im Starnberger Klubturnier (siehe Kapitel 3).

Neben zahlreichen Teilnahmen an Klubturnieren und Teamwettbewerben engagierte sich Kainzbauer auch in der Vereinsarbeit. Von 1927 bis 1933 war er als Beisitzer im Starnberger Spielausschuss tätig, anschließend ernannte ihn Vereinsleiter Christian Gerstetter zum Spielleiter. Das Amt gab er in der Saison 1934/35 an Rudolf Popp ab.


Trat dem SK Starnberg im April 1921 bei und war über mehrere Jahrzehnte einer der führenden Spieler im Verein: Clemens Kainzbauer. Nach mehr als 45 Jahren Klubzugehörigkeit starb der zweifache Vereinsmeister im August 1967 (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

Neuer Pokal-Teamwettbewerb im Schachbezirk Zugspitze – Starnberg gewinnt Premiere

Licht und Schatten wechselten für den Verein auch in der Saison 1967/68. Einen erstmaligen Titelgewinn feierte man auf Bezirksebene. Dort gewann die SKS-Auswahl die Premiere des Zugspitz-Mannschaftspokalwettbewerbs. Bei dem Turnier traten 16 Teams á acht Spieler im K.o.-System gegeneinander an. Nach klaren Erfolgen gegen Mittenwald und Hohenpeißenberg (je 7:1) und einem kampflosen Sieg gegen Peißenberg sah sich Starnberg im Finale Gräfelfing gegenüber. Die Seestädter triumphierten mit 5,5:2,5 und wurden der erste Pokalgewinner. Das Team setzte insgesamt zwölf Spieler ein. Die meisten Punkte erzielten Christian Krause und Manfred Schönbeck (jeweils 2,5 Zähler aus drei Partien), gefolgt von Volker Wildt, Dr. Alois Thurmayr und Helmut Kulzer (jeweils 2,0/2).

In der Folgesaison erreichten Starnberg und Gräfelfing erneut das Endspiel des Wettbewerbs, wobei sich Letztere mit einem 6:2-Sieg für die Vorjahresniederlage revanchierten. Es dauerte dann bis zur Saison 1970/71, bis erneut eine Starnberger Auswahl um den Titel spielte. Finalgegner war einmal mehr Gräfelfing, und es sollte ein deutlich engeres Match werden als die Begegnungen zuvor zwischen beiden Teams (siehe Kapitel 5).

Aufstieg, Abstieg, Aufstieg – Erste Mannschaft zum Ende der 60er-Jahre im Fahrstuhl-Modus

So erfolgreich Starnberg beim Zugspitz-Pokalturnier agierte, so ernüchternd verlief die Spielzeit für die erste Mannschaft des Klubs in der Landesliga Süd. Der souveräne Kreisliga-Aufsteiger verlor alle sechs Begegnungen. Null Mannschafts- und 14 Brettpunkte bedeuteten den letzten Tabellenplatz und die Rückkehr in die Kreisliga.

Ihre erste Saison in der Landesliga Süd haben sich die Akteure der Starnberger „Ersten“ sicher anders vorgestellt: als abgeschlagenes Tabellen-Schlusslicht in der Saison 1967/68 stiegen sie in die oberbayerische Kreisliga ab (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

Zu allem Überfluss verließen im August 1968 die Spitzenspieler Wolfgang Claß und Christian Krause den Verein. Doch die prominenten Abgänge wirkten sich nicht negativ auf die Ergebnisse der „Ersten“ in der folgenden Kreisliga-Saison aus – ganz im Gegenteil! Die SKS-Akteure zeigten sich wieder von ihrer besten Seite und schafften erneut den Aufstieg in die Landesliga. Großen Anteil an dem Erfolg hatten zwei Spieler, die sich dem Klub erst wenige Monate vor den Abgängen von Claß und Krause angeschlossen hatten: Dr. Manfred Thümmler und Graf Georg von Baudissin. Ersterer erzielte an Brett 2 (hinter Volker Wildt) sechs Zähler aus acht Partien. Auf eine noch bessere Punkteausbeute kam Graf von Baudissin. Der 58-jährige Neuzugang verbuchte in der Saison 1968/69 in der Kreisliga und drei Wettkämpfen im Zugspitz-Pokalwettbewerb sagenhafte 10 Punkte aus elf Partien.

Anders als nach dem Aufstieg zuvor konnte sich die „Erste“ in den beiden folgenden Spielzeiten in der Landesliga behaupten. Erst in der Saison 1971/72 erwischte es Starnbergs Vorzeigeteam erneut, und man musste wieder den Gang in die Kreisliga antreten. Dort sollte die Mannschaft dann mehrere Jahre verharren (siehe Kapitel 5).

Auch Starnberg III in Abstieg-Aufstieg-Schleife – vierte Mannschaft ab 1967 komplett gestrichen

Im Vergleich zu den turbulenten Spielzeiten der ersten Mannschaft verliefen die 60er-Jahre für Starnbergs „Zweite“ äußerst ruhig. Das Team belegte in ihrer Liga Jahr für Jahr einen Mittelfeldplatz. Die größte Änderung ereignete sich in der Saison 1966/67, als die SKS-Auswahl aufgrund einer Ligen-Neueinteilung im Schachbezirk Zugspitze von der A-Klasse in die höhere Bezirksliga rutschte. Doch auch dort blieb das Team seinem Rhythmus treu und schloss die Spielzeiten bis Anfang der 70er-Jahre konstant im Liga-Mittelfeld ab.

Deutlich mehr Drama war bei Starnbergs dritter Mannschaft geboten. Die neue Zugspitz-Ligastruktur hatte das Team von der B-Klasse in die A-Klasse gespült. Dort schaffte die „Dritte“ auf Anhieb mit 2:8 Mannschaftspunkten den Klassenerhalt. In der folgenden Spielzeit heimsten die Seestädter einen Mannschaftszähler mehr ein – und stiegen als Tabellenletzter in die B-Klasse Süd ab! Doch parallel zur ersten Mannschaft gelang auch Starnbergs dritter Garde als Ligaprimus der sofortige Wiederaufstieg. Nicht ganz synchron mit Starnbergs Landesliga-Team ging es dann allerdings in der Saison 1970/71 wieder in die B-Klasse.


Die Achterbahnfahrt von Starnbergs „Dritter“ zwischen 1966 und 1969: Hauchdünner Ligaerhalt in der A-Klasse, Abstieg in die B-Klasse in der folgenden Saison und souveräner Wiederaufstieg ein Jahr später (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).

Ebenfalls dramatisch war die Entwicklung von Starnbergs vierter Mannschaft. Sie wurde nach der Saison 1966/67 – das Team belegte den letzten Platz in der B-Klasse – abgemeldet. Somit war der Verein erstmals seit der Spielzeit 1960/61 mit lediglich drei Mannschaften in den Seniorenligen vertreten. Es sollte schließlich 20 Jahre dauern, bis in der Saison 1987/88 erneut ein viertes Herrenteam des Klubs am Spielbetrieb teilnahm (siehe Kapitel 6).


Das letzte Lebenszeichen einer vierten Starnberger Herrenmannschaft für zwei Jahrzehnte: nach dem fünften Platz der SKS-Auswahl in der B-Klasse-Saison 1966/67 wurde das Team vom Spielbetrieb abgemeldet (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

Florierende Nachwuchsabteilung: Einführung von Jugend-Stadtmeisterschaft & ein weiteres Spitzentalent

Während es also bei den Starnberger Seniorenteams zum Ende der 60er-Jahre eher gemischte Eindrücke gab, blühte die Nachwuchsarbeit unter Jugendleiter Reinhard Popp weiter auf. Er schaffte es innerhalb weniger Jahre die Zahl der jugendlichen Mitglieder von 7 (in der Saison 1965/66) auf 30 (1970/71) zu erhöhen. Als sehr hilfreich erwies sich dabei die Einführung einer Jugend-Stadtmeisterschaft im Jahr 1968. Das Turnier war ähnlich wie der Wettbewerb bei den Senioren konzipiert, es gab jedoch eine getrennte Meisterschaft für Junioren (14-19 Jahre) und Jugendliche (unter 14 Jahre). Doch wie bei der Senioren-Stadtmeisterschaft unterstützte die Stadt Starnberg auch die Jugend-Ausgabe des Turniers. Dies geschah über das im Jahr 1966 gegründete Jugendreferat, dem auch Popp angehörte. Er konnte daher über finanzielle Zuschüsse für die Jugend-Stadtmeisterschaft mitentscheiden, die für den Kauf von Preisen und Pokalen für den Schachnachwuchs verwendet wurden.

Die Sieger bei der Premiere der Jugend-Stadtmeisterschaft hießen Klaus Wendland (Junioren) und Günter Viererbl (Jugendliche). Vor allem der Erfolg des 17-jährigen Wendland war beachtlich. Er verwies mit dem gleichaltrigen Winfried Bartsch den Senioren-Stadtmeister der Vorsaison auf Platz 2. Wendlands Triumph kam allerdings nicht aus heiterem Himmel. Er hatte sowohl in der Saison 1966/67 als auch in der aktuellen Spielzeit die Starnberger Jugend-Meisterschaft (ebenfalls vor Bartsch) für sich entschieden.


Siegerehrung für die ersten Titelträger der Starnberger Jugend-Stadtmeisterschaft im Jahr 1968: Bürgermeister Dr. Rudolf Widmann gratuliert Klaus Wendland, Sieger des Wettbewerbs der 14- bis 19-Jährigen (links, im Vordergrund SKS-Vorsitzender Georg Biberthaler), und Günther Viererbl, Gewinner des Turniers der Unter-14-Jährigen (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).

Zugspitz-Jugendeinzelmeister & Zugspitz-Jugendpokalsieger: Wendland und Bartsch feiern Erfolge im Bezirk

Es dauerte nicht lange, da zeigte Klaus Wendland sein großes Talent auch auf regionaler Ebene. Bei seiner ersten Teilnahme an der Jugend-Einzelmeisterschaft des Schachbezirks Zugspitze im Jahr 1969 gewann der 18-jährige Schüler gleich den Titel. In dem in Mittenwald ausgetragenen Wettbewerb verlor er keine Partie und erzielte als einziger der 24 Teilnehmer sechs Punkte aus sieben Partien. Damit wurde er nach Manfred Schönbeck (1960) und Andreas Weber (1964) der dritte Starnberger Jugend-Bezirkseinzelmeister. Winfried Bartsch (4,0) blieb dagegen mit Platz 6 etwas hinter den Erwartungen zurück.


Bei der ersten Teilnahme gleich den Titel abgeräumt: Klaus Wendland siegte ungeschlagen bei der Bezirks-Jugendeinzelmeisterschaft 1969 in Mittenwald. Klubkollege Winfried Bartsch landete auf dem 6. Platz (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

Bei der anschließenden oberbayerischen Jugend-Einzelmeisterschaft konnte Wendland wegen seinen anstehenden Abiturprüfungen nicht teilnehmen. Seinen Platz nahm kurzfristig Klubkollege Bartsch ein. Da dem Starnberger Stadtmeister von 1967 aber kaum Zeit zur Vorbereitung bliebt, schloss er das Turnier lediglich auf Platz sechs ab.

Deutlich besser lief es für Bartsch bei dem in der folgenden Saison erstmals veranstalteten Jugendpokalturnier des Schachbezirks Zugspitze. Der Wettbewerb wurde analog zum Dähne-Pokalturnier für Senioren im K.o.-System über mehrere Runden ausgespielt. Die Spieler mit den schwarzen Steinen mussten gewöhnlich zu den Weißspielern reisen, wobei das Heimrecht in jeder Runde wechselte. Gespielt wurde eine Partie in klassischer Bedenkzeit. Ging diese remis aus, entschieden drei Blitzpartien über das Weiterkommen. An der ersten Auflage des Pokalturniers nahmen 15 Jugendliche teil, davon fünf Starnberger Vertreter. Wie erwartet, schnitt von dem Quintett Bartsch am besten ab. Er erreichte das Endspiel und bezwang hier den Neuaubinger Spieler Fruth.

Für beide Akteure ging es bei der oberbayerischen Ausscheidung weiter. Diese fand zentral in Holzkirchen mit den Endspielteilnehmern aus den Schachbezirken Zugspitze und Inn-Chiem statt. Bartsch spielte in der 1. Runde gegen den Bad Aiblinger Jugendlichen Jarkowski. Nachdem die Partie in klassischer Bedenkzeit remis endete, musste sich der Seestädter in den Blitzpartien mit 1:2 geschlagen geben. Jarkowski gewann im Anschluss nicht nur das oberbayerische Pokalfinale, sondern später auch die bayerische Ausscheidung. Für Bartsch blieb zum Trost der Sieg um Platz 3. Hier trat er erneut gegen Fruth an und setzte sich seinerseits im Blitzentscheid mit 2:0 durch.

Auch die Jugendbetreuer der Verbände wurden auf Bartschs Erfolge aufmerksam. Sie beriefen den Starnberger in mehrere Auswahlteams. In den Jahren 1968 (Brett 2) und 1970 (Brett 4) spielte er im Team „Zugspitze I“ in der oberbayerischen Jugend-Mannschaftsmeisterschaft. Zudem war Bartsch für die Auswahl Oberbayerns in der bayerischen Jugendliga tätig. An Brett 6 spielend, belegte er mit seinen Mannschaftskollegen hinter dem Team Mittelfrankens den Vizerang.

Klaus Wendland war ebenfalls überregional aktiv. Im Rahmen der Bundesjugendspiele im Jahr 1970 in Flensburg spielte er am 4. Brett einer Bayern-Auswahl. Dort erzielte er 70% der möglichen Punkte. Seine Mannschaft landete unter zwölf Teams auf Rang 6.

„Mr. Oberbayern“ Dr. Thümmler – SKS-Neuzugang gewinnt Einzelmeisterschaft & Dähne-Pokal im Schachkreis

Nicht nur Starnbergs beste Jugendlichen waren Ende der 60er-Jahre auf Titeljagd. Auch einige Senioren des Klubs erzielten bemerkenswerte Erfolge. Dazu zählte ganz sicher der oberbayerische Einzelmeistertitel von Dr. Manfred Thümmler. Nur wenige Monate zuvor war er dem SK Starnberg im Januar 1968 beigetreten. Die Meisterschaft fand als Rundenturnier mit neun Teilnehmern in Unterpfaffenhofen statt. Der 31-jährige Stammspieler der Starnberger ersten Mannschaft erreichte als einziger Akteur 6,5 Punkte aus acht Partien. Damit wiederholte er den Triumph von Dr. Alois Thurmayr aus dem Jahr 1956 und wurde der zweite Starnberger oberbayerische Einzelmeister.


Auf den Spuren von Dr. Alois Thurmayr: Neumitglied Dr. Manfred Thümmler gewann im Jahr 1968 als zweiter Starnberger Spieler überhaupt die oberbayerische Einzelmeisterschaft (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).

Dass sein Erfolg kein Zufall war, zeigte Dr. Thümmler ein Jahr später. Bei der dann in Geretsried stattfindenden Meisterschaft belegte er den Vizerang und musste nur dem Gräfelfinger Manfred Tauber den Vortritt lassen. Reinhard Popp rundete das exzellente Starnberger Abschneiden bei diesem Turnier mit Platz 3 ab.

In der Saison 1969/70 war Dr. Thümmler erneut im Schachkreis Oberbayern erfolgreich – diesmal jedoch im Dähne-Pokal. Er wiederholte die Erfolge von Dr. Alois Thurmayr (1955) und Manfred Schönbeck (1967) und gewann sowohl die Bezirks- als auch die oberbayerische Ausscheidung des Wettbewerbs.

Königin Irmgard & ihre Nachfolgerinnen – SKS-Schachdamen vom Bezirk bis zum Nationalteam erfolgreich

Die Schachspielerinnen im SK Starnberg fristeten trotz der Gründung einer Damenabteilung im Jahr 1953 (siehe Kapitel 3) auch während der 60er-Jahre ein Schattendasein. Gegenüber ihren männlichen Vereinskollegen waren sie klar in der Unterzahl. Nichtsdestotrotz waren die wenigen Schachdamen im Verein äußerst talentiert.

An der Spitze thronte zweifellos Irmgard Karner. Die gebürtige Breslauerin setzte ihre Titelsammlung nach dem vielumjubelten Gewinn der bayerischen Damenmeisterschaft (1961) und dem Sieg bei den deutschen Damen-Titelkämpfen (1964) unvermindert fort. Sie gewann zwei weitere bayerische Damenmeister-Titel in der klassischen Bedenkzeit (1967, 1968). Im Jahr 1968 kam dazu noch der Titel der bayerischen Damen-Blitzmeisterin. Auch bei der deutschen Damenmeisterschaft war Karner Dauergast. Im Jahr 1970 wurde sie bei der in Lauterbach/Hessen ausgetragenen Veranstaltung nach 1965 zum zweiten Mal deutsche Vizemeisterin. Sie durfte sich zudem im Jahr 1969 über die Verleihung der Silbernen Ehrennadel durch den Bayerischen Schachbund freuen. Die Goldene Ehrennadel des Kreisverbandes Oberbayern hatte sie bereits fünf Jahre vorher erhalten.


Obwohl sie in neun Runden ungeschlagen blieb, musste sich Irmgard Karner bei der 21. Deutschen Damenmeisterschaft im Jahr 1970 mit dem Vizerang zufrieden geben (Bildquelle: https://www.teleschach.de/damen/lauterbach1970.htm).

Ihre konstanten Erfolge auf nationaler Ebene führten für Karner im Jahr 1966 zur Nominierung für die Damen-Nationalmannschaft. Vom 3.10-15.10.1966 nahm sie in Oberhausen an ihrer ersten Frauen-Schacholympiade teil. Zusammen mit der fünfmaligen deutschen Meisterin Friedl Rinder und der Titelträgerin von 1965, Ottilie Stibaner, belegte Karner den 12. Platz unter 14 Teams. Drei Jahre später stand für die Seestädterin die nächste Damen-Schacholympiade an. Sie fand vom 8.9-23.9.1969 im polnischen Lublin statt. Das westdeutsche Trio aus Ursula Wasnetsky (deutsche Meisterin 1968), Hannelore Jörger (hessische Meisterin 1967-1969) und Karner kam unter 15 Mannschaften auf Rang 11. Die Starnberger Ausnahmespielerin erzielte mit vier Punkten aus neun Partien das beste Einzelergebnis in ihrem Team.


Die deutschen Schachdamen verpassten bei der Schacholympiade 1969 einen einstelligen Rang, trotzten den zweitplatzierten Ungarinnen aber ein Remis ab. Fleißigste deutsche Punktesammlerin war Irmgard Karner (Bildquellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Schacholympiade_1969).

Im Schatten der großen Irmgard machten auch andere Starnberger Schachspielerinnen auf sich aufmerksam. Dies traf besonders auf Inge Schönfelder zu. Die Damenmeisterschaft im Bezirk Zugspitze bestimmte sie ab Mitte der 60er-Jahre fast nach Belieben und gewann in den Jahren 1965, 1967 und 1969 den Titel. Auch im Schachkreis Oberbayern zählte Schönfelder zu den führenden Spielerinnen. Von 1966 bis 1968 wurde sie dreimal in Folge oberbayerische Vizemeisterin. Ihren größten Erfolg feierte die 46-jährige Schönfelder aber im Jahr 1969, als sie nach dem Gewinn des Damenturniers im Bezirk Zugspitze endlich auch die oberbayerische Damenmeisterschaft für sich entschied.


Historischer Doppelerfolg im Jahr 1969: nach drei oberbayerischen Vizemeistertiteln in Folge, gewann Inge Schönfelder nach Ihrem erneuten Damentitel im Bezirk Zuspitze erstmals auch die oberbayerische Damenmeisterschaft (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).

Schönfelder war aber nicht nur als Turnierspielerin aktiv. Sie engagierte sich zudem als Frauenwartin im Kreisverband Oberbayern und unterstützte im Schachbezirk Zugspitze den Vorstand als Schriftführerin.


War über mehrere Jahre nach Irmgard Karner die zweitstärkste Schachdame beim SK Starnberg: Inge Schönfelder, hier neben dem früheren Schriftführer des Vereins, Wilhelm Nägle (Bildquelle: Archiv SK Starnberg / Aufnahme stammt aus dem Jahr 1974).

Neben den erfahrenen Karner und Schönfelder machte mit Petra Morsbach noch eine ganz andere Schachdame im Verein Ende der 60er-Jahre auf sich aufmerksam. Die damals 11-Jährige trat dem SK Starnberg im Juni 1967 bei. In der Saison 1968/69 gewann sie bei der Jugend-Stadtmeisterschaft den Wettbewerb der Unter-14-Jährigen.

In der gleichen Spielzeit trat sie bei ihren ersten Damenturnieren an. Bei der Bezirksmeisterschaft erreichte sie den 4. Platz, auf oberbayerischer Ebene gelang ihr sogar der Sprung auf Platz den Bronzerang (siehe oben). Damit nicht genug: im Gegensatz zu Oberbayern-Meisterin Inge Schönfelder trat Morsbach auch bei der anschließenden Bayerischen Meisterschaft teil und errang im B-Turnier den 7. Platz.


Petra Morsbach gewann mit zwölf Jahren ihren ersten Titel bei der Starnberger Jugend-Stadtmeisterschaft, wenig später wurde sie Dritte bei der oberbayerischen Damenmeisterschaft. Neben ihr im Bild: der ebenfalls hochtalentierte Klaus Wendland (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

Parallele von Fußball-Bundesliga und Starnberger Stadtmeisterschaft – sieben wechselnde Titelträger zum Start

Die Starnberger Stadtmeisterschaft stand in der Beliebtheit der SKS-Mitglieder und der Spielstärke der Teilnehmer in den 60er-Jahren ein Stück weit im Schatten des Klubturniers. Nichtsdestotrotz waren die Turnierverläufe und die Schlusstabellen bei dem im März 1964 gestarteten Wettbewerb wesentlich abwechslungsreicher. Der Starnberger Spielleiter Robert Fischer, gleichzeitig der erste Gewinner des Turniers, stellte sogar eine erstaunliche Parallele zwischen der Stadtmeisterschaft und der Fußball-Bundesliga fest. Letztere hatte im August 1963 wenige Monate vor der Premiere der Stadtmeisterschaft den Spielbetrieb aufgenommen. Gemeinsam war beiden Wettbewerben, dass die ersten sieben Titelträger die Meisterschaft jeweils das allererste Mal gewannen.


Sieben Meisterschaften, sieben verschiedene Sieger: die Fußball-Bundesliga und die Starnberger Stadtmeisterschaft folgten in den ersten Jahren ihres Bestehens demselben Muster (Bildquelle: www.dfb.de/bundesliga/statistik/bisherige-meister/, Archiv SK Starnberg).

Schönbecks letzter Triumph – Starnberger Spitzenspieler gewinnt Stadtmeisterschaft 1968

Manfred Schönbeck war seit seinem Eintritt in den SK Starnberg im Jahr 1960 ein konstanter Name auf den Siegerlisten der Vereinsturniere. Dennoch war es dem Stammspieler der 1. Mannschaft über Jahre hinweg nicht vergönnt, eines der beiden Flagschiff-Turniere – die Klub- oder die Stadtmeisterschaft – zu gewinnen. In der Saison 1967/68 fehlte jedoch nicht viel und Schönbeck hätte beide Wettbewerbe für sich entschieden. Während er beim Klubturnier jedoch wegen schlechterer Wertung dem punktgleichen Volker Wildt den Vortritt lassen musste, ging der Titel bei der Stadtmeisterschaft souverän an den 26-jährigen Starnberger. Schönbeck erzielte sechs Punkte aus sieben Partien und lag damit einen vollen Zähler vor dem zweitplatzierten Robert Fischer (5,0). Den dritten Rang belegte wie im Vorjahr Irmgard Karner (4,5).


Während er im Meisterturnier der Klubmeisterschaft 1967/68 noch hauchdünn am Turniersieg vorbeischrammte, war Manfred Schönbeck bei der anschließenden Stadtmeisterschaft klar der beste Spieler des Wettbewerbs (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).


Starnbergs Bürgermeister und SKS-Mitglied Dr. Rudolf Widmann (rechts) konnte in den ersten Jahren der Stadtmeisterschaft jeweils einem anderen Spieler zum Titel gratulieren, im Jahr 1968 war es Manfred Schönbeck (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

Schönbeck machte auch beim obligatorischen Simultanwettbewerb des Stadtmeisterschafts eine gute Figur. Gegen 22 hochmotivierte Gegner gewann er zwölf Partien, remisierte sechs Mal und musste lediglich in vier Begegnungen die Waffen strecken. Einer von Schönbecks Bezwingern: Starnbergs Bürgermeister Dr. Widmann!


Jung und Alt nahmen es bei der Simultanvorstellung des neuen Stadtmeisters mit Manfred Schönbeck auf: am Ende konnte sich sein Ergebnis von 15:7 aber sehen lassen – zumal er alle Partien mit den schwarzen Steinen spielte (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).

Überraschenderweise war Schönbecks Stadtmeister-Triumph sein letzter Titel bei einem Starnberger Klubturnier. Das lag nicht unwesentlich daran, dass er im Anschluss kaum mehr an Wettbewerben teilnahm. Lediglich die Starnberger Mannschaften unterstützte er bis zur Saison 1970/71 mit beachtlichen Resultaten.

Historisches Double – Volker Wildt gewinnt in Saison 1968/69 Klubturnier und Stadtmeisterschaft

Was Manfred Schönbeck in der Vorsaison versagt blieb, gelang Volker Wildt in der Spielzeit 1968/69: er gewann mit dem Klubturnier und der Stadtmeisterschaft die beiden wichtigsten Vereinswettbewerbe. Bis heute konnten nur vier weitere Spieler (Thomas Lochte, Fritz Absmaier, Bernd Salvermoser und Klaus Gschwendtner) Wildts historisches Double wiederholen.

Im Meister-Wettbewerb des Klubturniers holte Wildt als einziger Spieler 9,5 Punkte aus elf Partien. Damit verwies er die ebenfalls stark spielenden Helmut Kulzer (9,0) und Reinhard Popp (8,5) auf den Silber- und Bronzerang. Bei der Stadtmeisterschaft hieß Wildts großer Rivale Dr. Manfred Thümmler. Der oberbayerische Einzelmeister von 1968 erreichte sechs Zähler aus acht Partien. Doch Wildt sammelte auch hier einen halben Punkt mehr, was ihm seinen ersten Stadtmeister-Titel bescherte. Auf Platz 3 landete zum dritten Mal in Folge Irmgard Karner (5,0).


Neuer Bürgermeister, neuer Stadtmeister: nachdem in den ersten sechs Jahren seit Turniereinführung Dr. Rudolf Widmann den Stadtmeister-Pokal übergeben hatte, war im Jahr 1969 das neue Stadtoberhaupt Franz Heidinger an der Reihe. Auch die Pokalsieger wechselten bis zum Jahr 1971 beständig, bevor Volker Wildt als erster Spieler den Wettbewerb zum zweiten Mal gewann (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).


Sein hohes Spielverständnis zeigte Volker Wildt (links) auch beim Stadtmeister-Simultan, als er seinen Gegnern so unterschiedliche Eröffnungen wie das Damengambit (vorderes Brett) und das Königsgambit (mittleres Brett) vorsetzte (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

Dramatische Blitzschach-Titelkämpfe – Starnberger Dreifacherfolg im Bezirk & die Dauerfehde mit Gräfelfing

Dass Volker Wildt nicht nur in Partien mit klassischer Bedenkzeit, sondern gleichzeitig auch im Blitzschach ein Ausnahmekönner war, belegten nicht nur seine vier Starnberger Jahresblitzmeistertitel. Auch auf regionaler Ebene war der studierte Architekt regelmäßig erfolgreich. Bereits für seinen Vorgängerklub Gauting hatte er drei Mal in Serie (1960-1962) die Blitzschach-EM im Schachkreis Zugspitze und einmal die oberbayerische Blitzschach-Meisterschaft (1965) gewonnen. Im Jahr 1968 sicherte er sich schließlich in Garmisch seinen ersten Blitzschach-Einzeltitel für den SK Starnberg. Das Turnierergebnis war aber noch aus einem anderen Grund bemerkenswert. Denn die Seestädter stellten mit Wildt nicht nur den Sieger, sondern mit Manfred Schönbeck und Dr. Manfred Thümmler auch den Zweit- und Drittplatzierten. Es war das erste Mal in der Geschichte der Blitzschach-Einzelmeisterschaften im Bezirk Zugspitze, dass drei Spieler desselben Vereins alle Podiumsplätze belegten.

Trotz der Vielzahl an Blitzschach-Spezialisten im SK Starnberg, konnte der Verein seit dem letzten Erfolg in Olching im Jahr 1967 über mehrere Jahre hinweg keinen Blitzschach-Mannschaftstitel auf Zugspitzebene mehr gewinnen. Das lag vor allem an einem Rivalen – dem SK Gräfelfing. Die Würmtaler belegten bei den Bezirksmeisterschaften zwischen 1968 und 1970 jeweils vor einer Starnberger Auswahl den ersten Platz. Besonders ärgerlich war der Erfolg des regionalen Konkurrenten im Jahr 1969, als der Wettbewerb im Seerestaurant „Undosa“ stattfand. Die Gastgeber stellten bei dieser Veranstaltung vier Teams. Von diesen belegten am Ende drei die Plätze 2-4. Ohne die Gräfelfinger Titelsammler hätten die Seestädter also den historischen Erfolg von Garmisch aus dem Vorjahr auf Mannschaftsebene wiederholt.

Wie spielstark die Gräfelfinger Blitzer zu jener Zeit waren, wurde auch bei der oberbayerischen Blitzschach-Einzelmeisterschaft deutlich, die ebenfalls im Jahr 1969 in Starnberg stattfand. Hier feierten die Würmtaler durch Klaus Klundt, Manfred Tauber und Winfried Täger einen Dreifacherfolg. Als bester Nicht-Gräfelfinger landete Dr. Manfred Thümmler auf Rang 4.

Trotzdem scheuten sich die Seestädter nicht, weiterhin die Klingen mit den scheinbar übermächtigen Blitzschach-Nachbarn zu kreuzen. So trat am Nikolaustag 1969 eine zwölfköpfige Starnberger Delegation, die mit wenigen Ausnahmen die besten Fünf-Minuten-Spieler des Vereins darstellte, zu einem Blitzschach-Vergleichskampf nach Scheveninger System in Gräfelfing an. Wie bereits bei den drei Blitzschach-Vergleichen mit dem SC München-Laim in den Jahren 1964 und 1965, trat auch diesmal jeder Spieler eines Teams gegen jeden Akteur der gegnerischen Mannschaft an. Vor allem Volker Wildt war von den Gräfelfingern kaum zu stoppen und hatte nach zwölf Partien neun Punkte auf der Habenseite. Auch Manfred Schönbeck und Dr. Manfred Thümmler (je 7,5) und Robert Fischer (6,5) erzielten beachtliche Resultate. Dennoch gewann der Favorit aus dem Würmtal des Gesamtvergleich schließlich klar mit 86:58 Punkten.

Starnbergs bester 75er – Ex-Vorsitzender Christian Gerstetter erhält Geschenkkorb zum Jubiläums-Geburtstag

Noch bevor der Verein die Festlichkeiten zu seinem 40-jährigen Bestehen begann, gratulierte die Klubführung einem besonderen Mitglied zu dessen Jubiläums-Geburtstag. Christian Gerstetter wurde am 15.07.1969 stolze 75 Jahre alt. Der frühere Finanzbeamte zählte im September 1920 zu den elf Gründungsmitgliedern des SK Starnberg. Am 08.10.1925 übernahm er den Vereinsvorsitz und behielt diesen über drei Jahrzehnte bis zur Auflösung des Klubs im April 1945. Auch die Neugründung wäre ohne Gerstetter wohl nicht möglich gewesen, wurde er doch bei der Generalversammlung am 31.03.1949 zum neuen alten Vereinsoberhaupt gewählt. Im September 1954 gab er sein Amt an Georg Biberthaler ab und konzentrierte sich fortan auf den erstmaligen Aufbau einer Jugendabteilung im Verein. Daraus sollten mit Reinhard Popp und Manfred Schönbeck zwei der größten Schachtalente der Klubhistorie hervorgehen. Die Jugendleitung gab er im Juli 1964 an Gerhard Beigel ab.

Zum 75. Geburtstag spendierte der SK Starnberg Gerstetter einen großen Präsentkorb. Zur Übergabe besuchten ihn Klubchef Biberthaler und Vereinskollege Rüdiger Potschka, gleichzeitig Mitglied des Starnberger Stadtrats.


Ein Geschenkkorb fast so groß wie der Jubilar: über die Ehrung von Christian Gerstetter zu dessen 75. Geburtstag durch Georg Biberthaler und Rüdiger Potscha berichtete der „Starnberger Merkur“ in seiner Ausgabe vom 23.07.1969 (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

Bezirksturniere, Kreisturniere & ein Länderkampf – Starnberg meldet sich zum Jubiläum als Veranstalter zurück

Zum 40-jährigen Bestehen des SK Starnberg wollte der Vereinsvorstand um den Vorsitzenden Georg Biberthaler den Klub – wie bereits bei dem Jubiläum zehn Jahre zuvor – als bedeutenden Turnierveranstalter darstellen. Es sollten diesmal aber keine Vergleichskämpfe mit eingeladenen Teams stattfinden, sondern vor allem turnusmäßige Bezirks- und Kreisveranstaltungen ausgetragen werden.

Den Auftakt der Starnberger Turnierwochen machte im September 1969 im Hotel „Seehof“ aber ein Länderkampf: die Begegnung zwischen einer Bayernauswahl („Bayern B“) und einer Delegation aus der Schweiz („Schweiz B“). Bei dieser vom Bayerischen Schachbund (BSB) organisierten Veranstaltung wurden an 16 Brettern je zwei Partien gespielt, wobei auf bayerischer Seite die Akteure an den Brettern 1 und 16 nach der ersten Partie wechselten. Nachdem sich beide Seiten im ersten Durchgang 8:8-Unentschieden getrennt hatten, entschied das blau-weiße Ensemble den zweiten Durchlauf mit 10,5:5,5 klar für sich. Damit gewann Team „Bayern B“ den Gesamtwettkampf mit 18,5:13,5. Zum Erfolg der Bayernauswahl trugen auch Dr. Manfred Thümmler (Brett 15) und Reinhard Popp (16) bei. Während Dr. Thümmler einen Sieg und eine Niederlage verbuchte, spielte Popp seine einzige Partie remis.


Internationales Flair im September 1969 im Hotel „Seehof“: beim Sieg einer Bayern-Auswahl gegen eine Schweizer Schach-Delegation punkteten auch die Starnberger Dr. Manfred Thümmler (Brett 15) und Reinhard Popp (Brett 16 / Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

Nur wenige Wochen nach dem BSB-Länderkampf kamen die Blitzschach-Spezialisten in die Stadt. Der SK Starnberg richtete die oberbayerische Blitzschach-Einzel- sowie die Zugspitz-Blitzschach-Mannschaftsmeisterschaft aus. Beide endeten mit Gräfelfinger Triumphen (siehe oben). Auch bei den Bezirksmeisterschaften in der klassischen Bedenkzeit, die im März 1970 in der Kreisstadt stattfand, spielte ein Gräfelfinger die Hauptrolle. Der 35-jährige Winfried Täger gewann das Seniorenturnier mit dem beeindruckenden Ergebnis von acht Punkten aus acht Partien vor dem Peißenberger Spieler Weiskopf (6,0) und dem Schondorfer Schachfreund Weiland (5,5). Von den sieben Starnberger Vertretern landeten Helmut Kulzer (5. Platz/5,0), Friedrich Bourquin (6./5,0), Dr. Alois Thurmayr (7./4,5) und Klaus Wendland (8./4,5) unter den besten zehn Spielern.

Auch beim Juniorenturnier konnte kein Starnberger in den Kampf um den Titel eingreifen. Hier siegte der Neuaubinger Alfred Eder mit 5,5 Zählern aus sieben Partien vor seinen Teamkollegen Kranawetvogl und Forster (jeweils 5,0). Winfried Bartsch belegte als bester SKS-Akteur den 8. Platz (4,0). Petra Morsbach (2,0) musste mit dem 22. Platz unter 24 Teilnehmern Vorlieb nehmen, was gleichzeitig den zweiten Platz in der Damenwertung hinter der Gilchingerin Fuchs (3,0) bedeutete.


Der SK Starnberg konnte sich bei der Bezirks-Einzelmeisterschaft im März 1970 lediglich über die hohe Spielbeteiligung freuen. Sportlich blieben die Gastgeber sowohl im Junioren- als auch im Seniorenturnier hinter den Erwartungen zurück (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).

Kaum besser lief es für die Seestädter bei der oberbayerischen Einzelmeisterschaft im Mai 1970. Auch für diese Veranstaltung erhielt Starnberg den Zuschlag. Unter Leitung von SKS-Spielleiter Robert Fischer und dem Freisinger Hans Dieter Wolf fanden parallel ein Seniorenturnier, ein Damenwettbewerb und ein Jugendwettkampf statt. Während sich für letzteren kein Starnberger qualifizieren konnte, waren die Gastgeber im Damenturnier mit Vorjahressiegerin Inge Schönfelder und der damals drittplatzierten Petra Morsbach vertreten. Beide konnten aber nicht an ihre damaligen Erfolge anknüpfen. Schönfelder landete mit 1,5 Punkten aus vier Partien auf dem vierten Platz unter fünf Teilnehmerinnen. Für Morsbach (0,5) blieb der Platz am Tabellenende übrig. Der Turniersieg ging an die Gilchinger Zugspitz-Bezirksmeisterin Fuchs.

Auch im Seniorenturniere triumphierte der vorherige Zugspitz-Bezirkssieger. Zwar gewann Winfried Täger aus Gräfelfing diesmal nicht alle Partien. Aber sieben Siege und zwei Remisen aus neun Runden reichten zum klaren Titelgewinn vor dem Holzkirchener Spieler Offert (6,0). Reinhard Popp und Vorjahres-Vizemeister Dr. Manfred Thümmler (beide ebenfalls 6,0) landeten als beste Vertreter des Gastgebers auf den Plätzen 3 und 4.


Auch bei den Wettbewerben der oberbayerischen Einzelmeisterschaft im Mai 1970 in Starnberg glückte den Gastgebern kein Titelgewinn. Reinhard Popp belegte als bester Starnberger den Bronzerang im Seniorenturnier (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).

Ebenfalls im Mai 1970 richtete der SK Starnberg die Zugspitz-Blitzschach-Einzelmeisterschaft aus – und hier sollte es den lang ersehnten Titelgewinn für den Verein in seiner Jubiläumssaison geben! Verantwortlich dafür war einmal mehr Volker Wildt. Er gewann zum insgesamt fünften Mal die Bezirksmeisterschaft im Fünf-Minuten-Schach. Neben dem 42-jährigen Turnierfavoriten erreichten auch seine Teamkollegen Karl-Heinz Winkler und Kurt Ewald die Endrunde A. Sie belegten am Ende die Plätze 5 (Winkler) und 6 (Ewald).

Grandioses Ende der Starnberger Silvester-Blitzschachserie – und schon wieder ein Gräfelfinger Sieger

Das dritte große Turnier, das im Mai 1970 in Starnberg stattfand, war ebenfalls eine Blitzschach-Veranstaltung – allerdings eine ganz besondere. Es handelte sich um das Endturnier der im Dezember 1963 gestarteten Silvester-Blitzturniere. Wie die meisten der sieben vorherigen Auflagen fand auch das Endturnier im Hotel „Seehof“ statt. Bei den Teilnehmern handelte es sich um einen erlesenen Kreis. Denn es durften nur solche Schachfreunde starten, die bei mindestens einem der früheren Starnberger Silvester-Blitzturniere unter den besten drei Spielern gewesen waren. Als Privileg des Gastgebervereins durften daneben auch mehrere Starnberger Blitzschachexperten teilnehmen. Für den Gewinner des Endturniers lobte Hotel-Miteigentümer und SKS-Ehrenmitglied Adolf Hirt einen besonderen Preis aus, den „Seehof-Pokal“.

Wie bei mehreren Starnberger Schachveranstaltungen in der Jubiläumssaison triumphierte auch beim Endturnier der Silvester-Blitzturniere am Ende ein Gräfelfinger. Klaus Klundt, der den Wettbewerb bereits in den Jahren 1967 (damals noch für seinen Ex-Klub Anderssen Bavaria München) und 1969 gewonnen hatte, durfte schließlich den „Seehof-Pokal“ in Empfang nehmen. Von den Starnberger Startern schnitt wie erwartet Zugspitz-Blitzschach-Einzelmeister Volker Wildt als Fünfter am besten ab. Helmut Kulzer, Irmgard Karner, Robert Fischer, Max Flath und Wilhelm Nägle komplettierten das Feld auf den Plätzen 10-14.


Eine überaus beliebte und gut besuchte Veranstaltungsreihe fand im Mai 1970 ihr Ende: die von SKS-Spielleiter Robert Fischer 1963 initiierte Silvester-Blitzturnierserie lockte über Jahre mehrere der besten regionalen Schachspieler nach Starnberg (Bildquelle: Archiv SK Starnberg).

Personalrochade im SKS-Vorstand: Biberthaler und Fischer legen Ämter nieder, Bourquin neuer Spielleiter

Dass die Starnberger Silvester-Blitzturniere im Mai 1970 ihr Ende fanden, hing nicht unwesentlich mit Robert Fischer zusammen. Er hatte die Turnierserie nur wenige Wochen nach seiner Wahl zum 1. Spielleiter des SK Starnberg ins Leben gerufen. Bei der Jahresversammlung des Vereins im Jahr 1970 legte Fischer sein Amt nieder. Da außer ihm niemand im Verein die umfangreiche Arbeit zur Vorbereitung und Durchführung der Silvesterturniere übernehmen wollte, konnte die Veranstaltungsreihe nicht länger aufrechterhalten werden.

Zum Nachfolger Fischers wurde der 23-jährige Friedrich Bourquin gewählt. Er sollte ein Jahr später auch der neue 1. Vorsitzende des Vereins werden. Denn neben Fischer kündigte Klubchef Georg Biberthaler seinen Rückzug aus dem Vorstand an. Das 66-Jährige Gründungs- und Ehrenmitglied des Klubs führte die Amtsgeschäfte bis zur nächsten Hauptversammlung im Jahr 1971 lediglich kommissarisch weiter. Damit endete ebenso wie mit der Amtsaufgabe Fischers eine Ära im Verein. Denn Biberthaler führte 16 Jahre lang den Vorsitz im SK Starnberg. Zuvor hatte er Amtsvorgänger Gerstetter bereits mehrere Jahre als Vizechef unterstützt.

Mit Bourquin an der Spitze hofften die Versammlungsmitglieder die zurückliegenden erfolgreichen Vereinsjahre fortsetzen zu können. Es zeigte sich jedoch bald, dass sie dabei im wahrsten Sinne des Wortes die Rechnung ohne den Wirt gemacht hatten.


Generationswechsel in 1970: während Spielleiter Robert Fischer (links) und Klubchef Georg Biberthaler (Mitte) aus dem Vorstand schieden, übernahm Friedrich Bourquin zunächst Fischers Posten und ein Jahr später den Klubvorsitz von Biberthaler (Bildquellen: Archiv SK Starnberg).

 

Lösung Schachproblem von Kurt Ewald zu Kapitelbeginn / erschienen im „Schach-Echo“, Dezember 1962: Weiß gewinnt mit 1. Lf8 (droht 2. Lxg7+ Te5 3. Sf5#) 1. … Tc7 2. Se1 (droht 3. Sc2+ Txc2 4. Sxc2#) 2. … Tac5 3. S1c2+ Txc2 4. Sf5#